Bühne | Elvis – The Musical
Elvis – hieß nicht mal ein berühmter amerikanischer Sänger so? Genau 42 Jahre ist es her, dass er tot aufgefunden wurde, ironischerweise im Alter von 42. Seit seiner Abwesenheit aus dem Showgeschäft gibt es keinen Star, der öfter parodiert, imitiert oder geehrt wurde.
Wer war dieser Elvis Aaron Presley wirklich? ANNA NOAH sucht Antworten in einer Tribute-Show.
Elvis durch und durch
Der Beweis, dass Elvis Presleys Spirit immer noch vorhanden ist, dürfte mit Grahame Patrick in »Elvis – Das Musical« endgültig erbracht sein. Viele vor ihm versuchten, den King of Rock’n’Roll mehr schlecht als recht abzukupfern und somit die für die jüngeren Generationen mittlerweile vage Erinnerung an seine Musik aufrecht zu erhalten, doch so wie Grahame konnte das bisher keiner. Trotz mancherlei Gesichtsoperationen.
Der Darsteller verschmilzt geradezu mit der Elvis-Kunstfigur. Er nimmt die Identität des anderen an und ist Elvis durch und durch.
Seine Stimme, der berühmte Hüftschwung, die Gesten, alles perfekt abgestimmt. Selbst die schelmisch hingeworfenen Küsschen für die Damen der ersten Zuschauerreihe. Grahame ist es wohl: Der Mann, der Elvis lebendig erhält – und das seit Jahren.
Grahame wusste, dass er Entertainer werden wollte – aber an einen »Elvis-Tribute« dachte er dabei nicht.
In Las Vegas lernte er die Righteous Brothers kennen und bekam mehr Bühnenshows.
Seither versucht er, sich seinen Enthusiasmus zu bewahren, indem er immer wieder neu in die Songs hineinschlüpft, sodass die Darbietungen nie gezwungen wirken.
Der echte Elvis Presley
Neben dem musikalischen Genuss erfuhr der Zuschauer in pointierten Szenen, ähnlich wie bei Tina Turner , einiges über den echten Künstler, der 1977 starb. Zu dem Zeitpunkt hatte er mehr als eine Milliarde Tonträger verkauft. Elvis machte mit seiner Musik die Menschen und sicherlich auch die Portemonnaies seiner Manager glücklich. Besonders einen: Colonel Tom Parker. Dieser wurde von Alexander Gregor als ziemlich gerissener Typ dargestellt. Parker lernte Elvis Presley über dessen Plattenfirma Sun Records kennen. 1955 wurde er sein offizieller Manager, und im November desselben Jahres überzeugte er RCA Records, Presley für 35.000 US-Dollar (plus weitere Unsummen für noch ausstehende Gewinne) loszukaufen. Damals ein fettes Sümmchen, was vorher nie für einen Newcomer bezahlt wurde. Auch interessant: Tom Parker erhielt anfangs eine Provision in Höhe von 25 %, später 50%. Er managte Presley bis zu dessen Tod.
Alte Fans und neugierige andere Gäste werden von Grahame Patrick in eine Zeit entführt, als die Musik von Elvis revolutionär war. Der Slogan in der Berichterstattung damals lautete: »Hier ist ein Weißer, der singt wie ein Schwarzer.« Sein Double hält die musikalische Waage – bei einem Song reißt er das Publikum von den Plätzen, beim nächsten dann herrscht plötzlich Stille im Saal; dies besonders bei den Gospelsongs zusammen mit Ed Enoch vom »Stamps Quartet«. Ed Enoch hat über 1000 Konzerte mit dem »echten« Elvis gespielt und so ist es nicht verwunderlich, dass ihm ein Tränchen über die Wange läuft, als beide »Bridge Over Troubled Water« performen. Gänsehaut.
Was für eine Show!
So gab es neben vielen anderen Songs die besonderen musikalischen Elvis-Klassiker »Viva Las Vegas« und »Love Me Tender«, eine funkige Version von »Little Less Conversation« und stimmlich anspruchsvolle Gospel wie »Oh Happy Day«.
Elvis Presley ist stets auf drei großen Leinwänden im Hintergrund präsent. Sein Leben läuft im Schnelldurchgang am Zuschauer vorbei. Interessanterweise startet es mit Schlagzeilen seines Todes, bevor der Mädchenschwarm Elvis in Röhrenjeans auftaucht. Dann gibt es erste musikalische Erfolge zu verzeichnen, erste Filme werden gedreht, er heiratet Priscilla – doch dann, in den 60ern, ändert sich plötzlich alles. Elvis ist einige Jahre nicht mehr aufgetreten und Selbstzweifel plagen ihn. Elvis ist unsicher und nervös – er fühlt sich nicht mehr mit dem modernen Musikpublikum verbunden.
Geschockt setzte er Ende der 1960er Martin Luther King nach dessen Ermordung ein Denkmal, in dem er einige seiner berühmtesten Aussprüche in einem eigenen Song verarbeitete.
Wie viele von den Zuschauern wohl gewusst haben, dass der Sänger sich für die Bürgerrechte und generell die Rechte der afroamerikanischen Bevölkerung einsetzte?
Der Schluss bildet einen gewissen Rahmen mit dem Anfang – man sieht ein von Cortison gezeichnetes Gesicht und einen wenig atlethischen Körper im weißen Glitzeroverall.
Eine liebevolle Erinnerung
Grahame Patrick spielt das Leben von Elvis Presley durch – mit immer wieder neuen Kostümen und Perücken. »Elvis – Das Musical« ist nicht bloß eine Zusammenstellung von den berühmtesten Songs, nein, es ist eine liebevolle Erinnerung an einen viel zu früh verstorbenen Menschen, der jeden Besucher nach mehr als zwei Stunden glücklich heimwärts gehen lässt. Der Zuschauer hat das Gefühl, mehr über den wirklich großartigen Elvis erfahren zu haben.
So gilt der Beifall am Schluss einer perfekten Inszenierung mit hochkarätigen Musikern, zwei Tänzerinnen und dem vierköpfigen Stamps-Männerquartett, das mit seinen abwechslungsreichen Stimmen locker auch ein eigenes Programm hätte bestreiten können.
Wer Lust auf einen Abend mit der Musik von Elvis Presley hat, wird diese Produktion lieben.
| ANNA NOAH
| Fotos: Estrel Entertainment
Showangaben
Elvis – Das Musical (Estrel)
Cast:
Elvis Presley alias Grahame Patrick
Colonel Tom Parker alias Alexander Gregor
Tänzerinnen alias Alana Everett, Olena Pulinets, Gwennaelle Ludwig
Produktion: Bernhard Kurz