Schwierige Patchworkverhältnisse

Kinderbuch | Anja Hitz: Fünf sind sechs zu viel

Die Eltern von Rose haben sich getrennt. Nicht schön, aber Rose kommt damit klar. Bis sich ihre Mutter in Frank verliebt und der tatsächlich fünf Kinder hat. Das sind entschieden zu viele neue Geschwister. Von ANDREA WANNER

Fünf sind sechs zu viel Das Leben mit geschiedenen Eltern hat für Rose verlässliche Routinen und überschaubare Abläufe. Das wird anders, als sie Sixten, Max, Renée, Elias und Morris trifft, fünfzehn, dreizehn, zwei mal elf und fünf Jahre alt. Fünf chaotische Brüder? Stopp: Renée entpuppt sich dann doch noch als Mädchen. Trotzdem. Was zu viel ist, ist zu viel!

Zunächst setzt Rose auf ihre Mutter, die es eigentlich auch geordnet und geregelt braucht. Aber bei Frank, dem Witwer, und seinen Kids scheint sie auf all ihre Prinzipien zu verzichten. Was soll Rose tun? Zuflucht bei ihrem Vater suchen? Dauerhaft bei ihm wohnen und nicht abwechselnd bei ihm und Mama? Rose steht vor einem Dilemma, das umso größer wird, je mehr Spaß sie an dem ungewohnten Familienleben findet.

Anja Hitz erzählt eine turbulente Familiengeschichte, die sicher nicht untypisch für heutige Zeiten ist. Sie lässt ihre kleine Heldin nach Worten suchen, um ihre Gefühle auszudrücken, den Zwiespalt, in dem sie sich befindet. Denn je wohler sich Rose in der neuen Situation fühlt, umso mehr spürt sie Mitleid mit ihrem einsamen Vater.

Ob sich da nicht doch was machen lässt. Und mit der Unterstützung ihrer neuen Geschwister entsteht eine verwegene Idee nach der anderen.

Dass Hitz ihren jungen Leserinnen und Lesern ein etwas kitschiges Happy End gönnt, geht in Ordnung. Das ist zwar nicht ganz realistisch, hinterlässt aber doch ein Gefühl der Erleichterung und Zuversicht. Probleme gab es vorher genug: Verluste; Missverständnisse, Ängste. Da ist die Aussicht auf eine glückliche Zukunft für alle doch verständlich.

Mit viel Wärme und Humor wird man so aus der Geschichte entlassen.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Anja Hitz: Fünf sind sechs zu viel
(Mig og min papfamilie, 2011). Aus dem Dänischen von Friedericke Buchinger
Mit Illustrationen von Claudia Weikert
Hamburg: Carlsen 2019
128 Seiten, 11,40 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Stille

Nächster Artikel

Wer sät, der wird staunen

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Das Fremde verstehen, mal wieder

Kinderbuch | Franziska Meiners: Das Flüstern des Orients Das Fremde fasziniert, weil es anders ist. Leider löst das nicht unbedingt aufrichtiges Interesse, sondern vielfach Angst und Ablehnung aus. Dagegen muss etwas getan werden! Franziska Meiners, Jungautorin und -illustratorin, stürzt sich tollkühn ins Schaffen von Verständigung. Von MAGALI HEIẞLER

Fernweh und Heimweh

Kinderbuch | H. Knoblich, M. Mair: Xaver im Uhrenland Ist man zu Hause, sehnt man sich in ferne Länder. In fernen Ländern angekommen, denkt man auf einmal sehnsüchtig an zu Hause. Ganz besonders an Weihnachten. Wie es dazu kommt und wie es sich anfühlt, erzählen Heidi Knoblich und Martina Mair sowohl spannend als auch überzeugend in ihrer neuen Weihnachtsgeschichte. Von MAGALI HEIẞLER

Auf der Suche nach dem roten Sonnenschirm

Kinderbuch | Susanna Mattiangeli: Ein Strandtag

Sommer, Sonne: ab ans Meer. Ein kleines Mädchen lässt sich kein Detail von diesem herrlichen Strandtag entgehen. Von ANDREA WANNER

Ein Märchenklassiker aufgepeppt

Kinderbuch | Petra Piuk: Josch der Froschkönig

Wenn man den Titel »Der Froschkönig« hört, weiß man gleich Bescheid: Es ist einer der Klassiker in der bunten Märchenwelt. Der Frosch, der die Prinzessin rettet und ihre goldene Kugel aus dem Brunnen holt, die Prinzessin, die daraufhin den Frosch widerwillig rettet und letztlich den Prinzen heiratet. Doch halt: Hier ist ein Froschkönig, der wirklich ganz anders daherkommt. Von BARBARA WEGMANN

Ein Huhn-Kaleidoskop

Kinderbuch | Evelien De Vlieger: Das große Buch der Hühner

Sagte man, es sei ein großartiges Buch, käme die spontane Gegenfrage, wie man das denn konkret meine: vom Format her, vom Inhalt, dem Text, den Illustrationen oder dem Thema überhaupt? Ganz einfache Antwort: von allem her! Eine größere Liebeserklärung kann ein Buch diesem besonderen Tier, das viel spannender und beachtenswerter ist, als man annimmt, gar nicht machen, findet BARBARA WEGMANN.