/

Päckchen – nicht nur zum Fest

Kulturbuch | S. Schumann/J. Schmidt: In Hülle und Fülle

Nein, nein, nein, mit Paketen oder Päckchen im postalischen Sinne haben diese Päckchen wahrlich nichts zu tun, dennoch: ihr Inhalt könnte vielleicht noch viel spannender sein, als der anderer Pakete, leckerer, geschmackvoller, köstlicher. BARBARA WEGMANN sucht nach weiteren Worten.

In Hülle und FülleRund ums Kochen im Päckchen dreht sich dieses äußerst attraktive Kochbuch aus dem Callwey Verlag. Päckchen, die in ein »volles, zeitgemäßes Leben« passen, Päckchen mit frischen Zutaten der Saison, Päckchen, die einem während der Garzeit im Ofen Zeit geben, »wichtige Anrufe zu erledigen, Gute- Nacht- Geschichten zu erfinden oder ein entspanntes Bad zu nehmen.« Na, wenn das nicht auch ohne Bad schon entspannt klingt! Und, versprochen: es ist mit einem Stück Backpapier, oder »essbaren Hüllen wie Blätterteig oder Kohlblätter« beispielsweise leicht gemacht.

Die sehr ansprechende, fast verspielte Bebilderung des Themas macht den Einstieg ins Päckchen-Kochen leicht, fordert geradezu auf, sich schnell für ein erstes Päckchen- Rezept zu entscheiden. Wie wäre es denn mit Feigen- Schafskäse Päckchen mit Minze und Honig? Oder Miesmuscheln in Safran- Orangen- Sahne. Mangold- Päckchen mit weißen Bohnen, Feta und Petersilie? Zum Abschluss eines guten Essens empfiehlt sich auch ein Whisky- Trauben- Päckchen mit Orangen- Ricotta. Oder schnell und leicht im Backpapier: Beeren mit Zitronencreme.

Es ist nicht nur die Art der Zubereitung, die nicht so alltäglich ist, es sind auch die Rezepte selbst, die von Zutaten und Zusammenstellung her ausgefallen und besonders sind.

Im Päckchen kochen, das hat gleich mehrere Vorteile: es geht schnell, »ist dabei super gesund und spart eine Menge Abwasch.« Vitamine bleiben erhalten und das Aroma ist verführerisch und betörend. Und das Beste: man braucht so gut wie kein Fett und hat einen »Mini- Kochaufwand.«

Mit 50 saisonalen Rezepten empfiehlt das liebevoll aufgemachte Buch kleine Päckchen mit großem Geschmack quer durchs ganze Jahr. Ausführlich in der Anleitung, der Zutatenliste, der Verpackungstechnik. Das klappt zuhause dann ganz sicher. Aus dem Augenschmaus im Buch wird dann schnell ein realer Gaumenschmaus.

Und eines ist sicher: wer einige Päckchen ausprobiert hat, der wird schnell in die Variationen wechseln und individuelle Kreationen ausprobieren, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. »Egal ob ihr es vegan, vegetarisch, mit Fleisch oder Fisch, süß oder salzig liebt- kein Problem.« Und wer gerne einpackt, der wird mit großem Hunger noch viel lieber auspacken!

| BARBARA WEGMANN

Titelangaben
Sandra Schumann/Julia Schmidt: In Hülle und Fülle
50 Päckchen- Rezepte
München, Callwey Verlag 2019
144 Seiten, 20 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Ein Traum wird zur Tanzrealität

Nächster Artikel

Vom Geschick des Bootswächters

Weitere Artikel der Kategorie »Kulturbuch«

Wechseln wie ein getragenes Hemd

Kulturbuch | Markus Metz, Georg Seeßlen: Kapitalistischer (Sur)realismus Bei Georg Seeßlen bzw. Markus Metz und Georg Seeßlen entsteht stets der Eindruck, sie hätten eine Überfülle mitzuteilen. Sie präsentieren eine bewundernswerte Vielfalt an Fakten, drängen den Leser gewaltig und sind längst drei Schritte weiter, jedoch darf man sich keinesfalls unter Streß setzen lassen. Von WOLF SENFF

Keine Rosen, nur Gestrüpp

Kulturbuch | Karen Duve: Grrrimm Nicht immer märchenhaft: Karen Duve schreibt die Grimms neu – Grrrimm. Von PEGGY NEIDEL

Geliebtes fremdes Land

Sachbuch | Thomas Steinfeld: Italien

Bars und Heiligenkult, Bauruinen und Olivenöl. Thomas Steinfeld erzählt umfassend von Italien und bietet mit vielen sozialen, ökologischen, politischen und alltäglichen Details ein umfassendes »Porträt eines fremden Landes«. GEORG PATZER über Wunschbilder und Wirklichkeiten

»Guter Nazi, böser Nazi?«

Menschen | Manfred Wieninger: Die Banalität des Guten Das Böse hat Konjunktur. Die Jahrestage von Erstem und Zweitem Weltkrieg sorgen für einen steten Schub an Darstellungen von Abgründigem. Warum blicken wir so selten auf diejenigen, die sich in dieser Zeit ein Minimum an Menschlichkeit bewahrt haben? Ist Gutes zu tun einfach zu banal – oder in einer Zeit des Opportunismus viel zu schwierig? Das fragt sich Biografieforscher JÖRG FUCHS angesichts der Lektüre von Manfred Wieningers Buch ›Die Banalität des Guten‹.

Das psychisch instabile Individuum

Kulturbuch | Arno Gruen: Wider den Terrorismus In seinem Essay über die Ursachen terroristischer Aktivitäten mahnt uns Arno Gruen, unsere Sensibilität nicht mit Schwäche zu verwechseln, im Gegenteil, es handle sich um eine zutiefst menschliche Regung. Ganz im Gegensatz dazu verberge sich hinter der Aufwallung von Omnipotenz die Lust am Untergang. »Es schmerzt uns, was in der Welt geschieht.« Von WOLF SENFF