Bühne | Ben Hur im Theater das Zimmer Hamburg
Die Drei Weisen kommen mit Gaben, um das Christkind zu beschenken. Sie bringen Gold und Weihrauch. Doch was ist mit dem vierten Darsteller, der auch gerne einer von ihnen wäre? Er nimmt es nicht ganz so ernst mit der Legende und treibt die Regie in den Wahnsinn. Und das ist nicht das einzige Detail, das das Heldenepos auf den Kopf stellt. Von MONA KAMPE
Wenn man die Zuschauer fragt, sagen sie, dass sie das nicht erwartet haben. Ja richtig, erwartet wurde ein Wagenrennen. Das Markenzeichen des Romans ›Ben Hur‹ von Lew Wallace und der bekannten, gleichnamigen Verfilmung. Doch wie inszeniert man ein solches Spektakel im kleinsten Theater Hamburgs?
So viel sei verraten: Es ist möglich und gelungen!
Wer nur ein Wagenrennen erwartet, wird aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, denn er bekommt von den vier Protagonisten viel mehr als das im römischen Collosseum serviert. Eine Weihnachtsgeschichte zum Fest, ein Date mit Prinzessin Yoda Ben Hur, die alles andere als eine zuckersüße Erscheinung ist, den selbstverliebten Schurken H.F. Massala, der als Stadthalter sein Unwesen treibt und gierig auf den Ruhm wartet.

Beide liefern sich einen Zweikampf besonderer Art, denn als Massala die Familie der Prinzessin entführt, muss sie handeln. Und trifft dabei auf ihre große Liebe: Caesar. Wir lernen, Mut, Durchhaltevermögen und Liebe sind die stärksten Mächte und auch Umwege führen zum Ziel!
Starke Heldinnen
Dem Hamburger ›Theater das Zimmer‹ gelingt eine herausragende komödiantische Interpretation des Heldenepos mit vielen Überraschungen. Allen voran die, dass Ben Hur weiblich ist und sich als Mann tarnt, um nicht aufzufliegen. Feminine List und maskuline Stärke vereinen sich im Hauptcharakter, thematisieren die Geschlechterbilder jener Zeit und wachsen mutig über sie hinaus.
Neben der großartigen Darstellung Hanna Hagenkorts als Prinzessin Yoda Ben Hur schlüpft auch Intendantin Sandra Kiefer in wechselnde Rollen – mal ist sie die liebeshungrige Königin Hur, mal der Sklave Massalas, der einen Mordanschlag plant oder eine Gläubige, die den Weg weist. So sind es in dieser Inszenierung die Darstellerinnen, die mit Heldenmut, Humor und Charakterstärke glänzen. Ergänzt um den Galgenwitz der Kollegen.

Das mag Kritiker finden. Doch bisher wurde die kleinste Bühne Hamburgs mit Lob und Standing Ovations für ihren Mut belohnt. Aber wie schon Ben Hur zeigt, ist der wichtiger als Größe, Reichtum, Heldentum oder Macht. Mut ist zeitlos, geschlechterlos. In diesem Sinne: Machen Sie sich eine schöne Zeit – wie immer im Zimmer!
| MONA KAMPE
| FOTOS: PATRICK BIEBER
Titelangaben
Ben Hur
Im Theater das Zimmer Hamburg
Mit: Hanna Hagenkort, Alexander Scala,
Sandra Kiefer und Jascha Schütz/Lars Ceglecki