Bühne | Konzert: Sabaton
Keine andere Metalband ist als komplexe Maschinerie so gut geölt wie Sabaton. Sie liefern neben ihrem (Aufklärungs-)Metal nicht nur eine passende (Kriegs-)Show, sondern gehen auch herzlich auf die Fans ein. ANNA NOAH wurde nicht enttäuscht.
Die Vorbands
Bevor es losging, heizten Amaranthe und Apocalyptica dem Publikum ein.
Elize Ryd, Frontfrau von Amaranthe, beherrschte ihr Handwerk, nicht nur ein erotisches, sondern auch ein stimmgewaltiges Konzert abzuliefern. Die Band bot einen schnörkellosen und unverfälschten Metal-Act. Durch beeindruckenden Gesang, interessante Gitarrenriffs, satte Growls und unaufhörliches Headbangen machte die Band ihre Performance zu einem authentischen Modern-Metal-Gig. Sie brachten viel Energie auf und hatten eine gewisse Chemie mit der Menge, ob man sie nun vorher kannte oder nicht.
Ihr Eröffnungsset fühlte sich um einiges kürzer an, als es tatsächlich war.
Apocalyptica feuerten danach musikalisch raus, was nur ging und strahlten dabei eine Menge Begeisterung mit den Cellos aus. Sie sind mit ihren untypischen Melodien, verzerrten Celloklängen und anderen musikalischen Experimenten aus der Metalszene nicht mehr wegzudenken. Man kann von ihnen halten, was man will, wenn jedoch zum Schluss das nicht nur bei Fans bekannte ›Nothing Else Matters‹-Metallica-Cover ertönt, werden sie augenblicklich von allen gemocht.
Show, don’t tell
Die Bühne wurde nach der Umbaupause zu einem Schützengraben mit Stacheldraht, Sandsäcken und einem integrierten Panzer aufmunitioniert, mit dem passend zu den Songs eine Menge Pyrotechnik verballert wurde. Auf einem übergroßen Screen verschmolzen Sabaton-Musikvideos mit der aktuellen Liveperformance.
Schon bevor die Band die Bühne betrat, sangen ungefähr 11.000 Menschen die Melodie ihres Songs ›Swedish Pagans‹ in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle. Beim ›Ghost Division‹ – Intro gab es dann kein Halten mehr: Sie jubelten, bis der Panzer eine Salve schoss, und die Band endlich auf der Bühne stand.
Die Setlist deckte alle wichtigen Punkte der Bandgeschichte ab. Es gab alte Favoriten und Lieder des aktuellen Albums. Neben der Bühnenshow, waren Pär Sundströms Lächeln, Joakim Brodens Schwebe-Faust-Pump-Combos zusammen mit seinem kraftvollen Gesang und das abgestimmte Gitarrenspiel der Gitarristen durchaus ansteckend.
Die charismatische Band zeigte sich in absoluter Spielfreude und auch der Running Gag mit »Noch ein Bier« fehlte nicht. Joakim hat Crossfire Metal verraten, wie es dazu kam:
»Eigentlich begann alles vor circa sechs Jahren hier in Deutschland mit einem Joke, als ich aus Spaß auf der Bühne sagte: Noch ein Bier! Und die Menge schrie: Ex, ex, ex, …! Und ich fragte mich im ersten Moment, was das zu bedeuten hat. Aber gut, dann trank ich es halt aus und seitdem ist es eine Tradition geworden.«
Die Bandmitglieder mögen deutsches Bier anscheinend besonders, denn auch im Interview mit TITEL kulturmagazin antwortete Pär auf die Frage, ob er ein deutsches Lieblingsgericht habe: »Bier.«
Gegen Ende, als Sabaton bereits fünfzehn Lieder, sechs davon zusammen mit Apocalyptica , gespielt hatten, schienen die Fans immer noch nicht genug vom Flair der Show zu haben. Lauter werdende »Zugabe«-Rufe erfüllten die Halle. Somit wurde das Konzert mit vier ihrer bekanntesten Anti-Kriegs-Songs abgeschlossen: ›Primo Victoria‹, ›Bismarck‹, ›Swedish Pagans‹ und ›To Hell and Back‹. Die Fans grölten, klatschten und schrien, bis die Band sich endgültig verabschiedete. Es geht doch nichts über eine Geschichtsstunde, verpackt in ein bombastisches Metalkonzert.
Sabatons Erfolgsgeschichte
Pär Sundström hat TITEL kulturmagazin schon eine Menge darüber verraten, was den Erfolg von Sabaton ausmachen könnte. Nach dieser Liveshow ist klar, es dürfte wohl für viele Fans weniger der aufklärerische Inhalt sein, sondern mehr die mitreißenden, absolut hymnischen Tracks, denen sich der Zuhörer nur schwer entziehen kann. Dies wird am deutlichsten bei ›Carolus Rex‹.
Da sie aber nicht die Art Band sind, die im Radio gespielt wird, haben sie jedes nur denkbare Festival mitgenommen und tourten länger und häufiger als andere Bands.
Das Wichtigste dabei: Sie haben nicht aufgegeben.
2019 erreichte ihr Album ›Great War‹ Platz 1 der Album-Charts in Deutschland. Später gab es Gold und Platin, auch für Vorgängerwerke, in ihrer Heimat Schweden. Es zahlte sich für die Band mehr als aus, dranzubleiben.
Mittlerweile brauchen sie sich über ihre Bekanntheit oder ihr Auskommen keine Gedanken mehr zu machen.
Sie gehen einfach auf die Bühne und liefern eine fantastische Show.
| ANNA NOAH
| FOTOS: ANNA NOAH | SABATON
Konzertangaben
Sabaton live (Sabaton)
Aktuelle Besetzung:
Joakim Brodén (Gesang); Hannes Van Dahl (Schlagzeug)
Tommy Johansson (Gitarre); Pär Sundström (Bass)
Chris Rörland (Gitarre)