/

Mamma Mia!

Bühne | Show: Thank you for the Music

Auffallende Kostüme waren nur eines der Markenzeichen ABBAs. Heute, 46 Jahre nach dem Überraschungserfolg ›Waterloo‹ beim Grand Prix Eurovision de la Chanson, seit 2002 Eurovision Song Contest genannt, begeistert ihre Musik nach wie vor viele Generationen. Und das, obwohl sie seit 11. Dezember 1982 nicht mehr auftraten.
ANNA NOAH lässt sich mitnehmen, auf eine Reise in die Vergangenheit.

Brighton 1974

ABBA›Thank you for the music‹ beginnt energiegeladen mit ›Gimme! Gimme! Gimme!‹ und ›Super Trouper‹. In den knalligen Farben der Siebziger lässt die Band nicht nur den unverwechselbaren Retro-Look wieder aufleben, sondern auch das Lebensgefühl der 1970er.
Danach folgen Bilder der ZDF-Hitparade und Uwe Hübner. Eben noch auf dem Großbildschirm steht er dann live als Moderator vor dem Publikum und erzählt von den immerhin zwei Eurovision-Siegen Deutschlands (Nicole und Lena), um dann zum einzigen Sieg Schwedens überzuleiten.
Ebenfalls in Brighton 1974 teilgenommen hat Olivia Newton John, deswegen singt Ina Wagler für das Publikum ihren Song ›Xanadu‹ sowie ihren größten Erfolgshit ›You’re The One That I Want‹ aus dem Film ›Grease‹.
Nachdem die Mitglieder von Abba, Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson, and Anni-Frid (Frida) Lyngstad, vorgestellt und deren Vergangenheit beleuchtet wurde, singt Newton John ihren Eurovision-Song von 1974: ›Long Live Love‹, der damals immerhin den vierten Platz belegte.
Der Überraschungssieg der schwedischen Gruppe Abba war der Start in ihre internationale Karriere. Ein Phänomen, das es seither so nicht mehr gegeben hat.

Bunt gemsichtes Publikum

Von der Studentin bis zum betagten Rentner-Ehepaar sind fast alle Generationen unter den Zuschauern vertreten. Dies bemerkt auch der Moderator und er denkt, dass es an der Komposition der Songs liegt, dass diese so zeitlos sind. Manche Fans haben jede CD der Band, sogar, wenn es sich um absolute Raritäten handelt. So zum Beispiel die Single »Geh mit Gott« von Agneta. Selbst der Moderator war erstaunt, dass die jemand in seinem Besitz hat.
Die Stimmung des Publikums ließ anfangs allerdings zu wünschen übrig. Und das trotz einer Live-Performance, die musikalisch und gesanglich höchsten Ansprüchen gerecht wurde. Obwohl die Zuschauer durchaus textsicher wirkten, musste der Funke eventuell erst überspringen.

Die Songs der schwedischen Band sind längst zu einem musikalischen Symbol vergangener Jahre geworden, einem Zeitgeist, den man immer noch spürt.

Erst nach der Pause steigt das Publikum endlich in die Musik ein und klatscht den Takt der Lieder mit. Das ist verdient, denn die Show bringt große Liebe zum Detail mit. In den Kostümen und Tanzbewegungen genauso wie in den Soloparts oder im Zusammenspiel aller Darsteller.
Es wirkt authentisch und professionell.

Meilensteine schwedischer Musik

Auch wenn es 1982, wenige Jahre nach dem Eurovision-Erfolg, in der Band kriselte, hat Abba über 600 Millionen Platten verkauft. Die Hits der Band wurden von Künstlern wie U2, Nirvana, Erasure und Madonna gecovert.
Leider fehlte in der Bühnen-Biographie der Band etwas Tiefe. Vieles wurde nur angetippt, aber nicht zu Ende geführt. Wie die Lieder eigentlich entstanden sind, blieb den Zuschauern verborgen. Einzig bei ›Chiquitita‹, der Song, der in Südamerika eingeschlagen hatte, wie eine Bombe, wurde dargestellt, dass dessen Einnahmen komplett der UNESCO gespendet wurden. Außerdem spendet die Band die Hälfte aller Einnahmen bis heute ans Kinderhilfswerk.
Aber über die Entstehung anderer Lieder wie »Waterloo« oder »SOS«, »Mamma Mia«, ›Dancing Queen‹, ›Money‹, ›Knowing Me Knowing You‹ erfuhr man wenig.
Auch die Liebesgeschichte der beiden Paare bleibt im Dunkeln.
Dafür lässt ›Thank you for the music‹ alle Ohrwürmer der Band auf der Konzertbühne wieder aufleben. Also ein gelungener Abend mit den musikalischen Meilensteinen einer Ausnahmeband.

Abba-Mania

Nicht zuletzt durch die ›Mamma-Mia‹ Filme mit Meryl Streep und dem danach herausgebrachten Abba-Cover-Album von Cher wurde ihre Musik erneut populär – davon profitieren natürlich auch die Tribute-Shows.

Abba

Es wird ein gutes Konzerterlebnis mit gebührendem Respekt vor dem Original abgeliefert.

Der Zuschauer kann tief in die Euphorie von damals eintauchen und am Ende singen alle »Thank you for the music« – und meinen es auch so.

| ANNA NOAH
| FOTOS: Estrel Entertainment

Showangaben
Thank you for the Music
(Estrel Entertainment)
Cast:
Rachel Hiew – Agnetha; Dominique Lacasa – Anni-Frid
Jules Dodd – Björn; Jarek Jeziorowksi – Benny
Ina Wagler – Olivia; Paul Hetherington – Bass
Thomas Gehrke – Schlagzeug

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Ihr Paket konnte nicht zugestellt werden

Nächster Artikel

Fernab von Instagram und Co

Weitere Artikel der Kategorie »Bühne«

Ewig jung

Film | Auf DVD: Leos Janácek – Vec Makropulos Es gibt Leute, die bemängeln, dass der Regisseur Christoph Marthaler immer dasselbe mache. Das mag seine Berechtigung haben. Aber was er da immer wieder macht, ist so faszinierend, so anregend, dass sich seine Fans daran nicht sattsehen können. Marthaler ist ohne Zweifel ein Regisseur mit einer unverwechselbaren Handschrift, imitiert zwar, aber so intelligent und künstlerisch sensibel, dass auch die schwächeren Arbeiten für das Sprech- oder das Musiktheater, was bei Marthaler nicht immer unterscheidbar ist, zum Interessantesten gehören, was die Bühne der Gegenwart zu bieten hat. Von THOMAS ROTHSCHILD

Wie im Lebenskreislauf

Bühne | Badisches Staatstheater Karlsruhe: ›Alles tanzt! The human condition‹

Gedanken über das Leben und die eigene Existenz, ausgedrückt im Ballett und seinen Tanzbewegungen, in diesem Stück passend zur Stimmung mit schwarzen Kostümen – das erlebte man als Zuschauerin und Zuschauer in ›Alles tanzt! The human condition‹. Die Koproduktion von Volkstheater und Staatsballett Karlsruhe am Badischen Staatstheater zeigte, wie wandelbar und anpassungsfähig man im Alltag, im Leben und im Sterben sein muss.

Leben – komprimiert auf 60 Minuten

Bühne | Die Uhr tickt – Timpul trece (Badisches Staatstheater Karlsruhe) Was kann besser sein, als sich mit ernsten Themen wie denen von Leben, Älterwerden und Tod in einem interaktiven Rahmen der Selbstbestimmung auseinanderzusetzen? Diese Themen zeigt die Kooperation von Schauspielern, Moderatoren und Zuschauern im Stück »Die Uhr Tickt«. Von JENNIFER WARZECHA

Zauberhafte Schattenspiele

Bühne | Show: Moving Shadows Nachdem das Schattenspiel in den vergangenen Jahren eine Wiederbelebung erfahren hat, erfreut sich die deutsche Produktion der Theatergruppe ›Die Mobilés‹ – Gewinner der französischen Ausgabe von »Das Supertalent« – einer großen Beliebtheit. Mit ihrer ästhetisch-poetischen Schatten-Reise erobert die Gruppe jetzt nach und nach die deutschen Bühnen. ANNA NOAH achtet auf die Details zwischen den Bildern.

Nuancen einer Liebe

Live | Bühne | Show: Ghost – Nachricht von Sam Man nimmt das Motiv der unsterblichen Liebe und bringt es als magisches Geistermusical auf die Bühne. Dazu ein hinterhältiger Mord und zack ist der Zuschauer emotional mitten im Geschehen. Die Macher von ›Ghost – Nachricht von Sam‹ wissen, wie sie das Publikum verzaubern können. Dies funktioniert beeindruckend gut. ANNA NOAH freut sich über einen gelungenen Abend.