Es gibt sie. Überall. Auf den Pausenhöfen, in den Klassenzimmern, den Spielplätzen. Die, die sagen, wo’s langgeht. Wer was darf und wer was nicht darf. Ein Bilderbuch schaut sich das mal genauer an. Von ANDREA WANNER
Eine Doppelseite zu Beginn der Geschichte bringt es auf den Punkt. Links vier Kids, die relativ finster reinschauen, die die Hände ein die Hüften stemmen, die Arme vor der Brust verschränken von demonstrativ das ausdrücken, was der Text nur bestätigt: »Das sind die Bestimmer.« Daran ändern auch die niedlichen kleinen Hasenohren, die ein Mädchen trägt, nichts. Die hier haben das Sagen. Und rechts sind die anderen, aus deren Perspektive erzählt wird: »Und wir sind die, die nicht mitmachen dürfen.« Es sind fünf, Jungs und Mädchen, etwas kleiner als die Bestimmer und auf den ersten Blick deutlich weniger forsch. Sie wirken ein bisschen eingeschüchtert, aber nicht wirklich unglücklich. Warum auch, sie haben ja längst eine Strategie entwickelt, wie sie mit der Situation umgehen.
Und genau solche Szenen zeigt Lisen Adbåge in ihrem Bilderbuch. Da spielen die Kinder auf dem Pausenhof mit Stöckchen in einer Pfütze und werden verjagt. Sie verziehen sich auf die Schaukel und werden von dort vertrieben. Sie vergnügen sich auf dem Klettergerüst … Egal was sie tun, immer ist es das, was plötzlich auch den anderen in den Sinn kommt und was sie für sich beanspruchen. Ganz schön anstrengend. Und auch fies, wenn dabei die gerade gebaute kleine Hütte aus Ästen und Zweigen zerstört wird.
Es sind alltagsnahe Bilder, Orte, die mit Buntstiften ausgestaltet sind, wo sich die kleinen Figuren tummeln. Den bunten Farben werden dunklen Tönen gegenübergestellt, wobei Adbåge geschickt auf eine klischeehafte Zuordnung verzichtet, sondern das Heitere, Helle nur dem Dunklen, Tristen begegnen lässt.
Als letzter Rückzugsort findet sich ein Bolzplatz, wo tatsächlich auch ein Ball liegt. Andere Kinder kommen vorbei und fragen, ob sie mitspielen dürfen. Klar, denn so können zwei Mannschaften gebildet werden und das Kicken macht noch mehr Spaß. Bis … Klar tauchen auch hier die vier Fieslinge auf und krallen sich den Ball. Was sie nicht bedacht haben: Sie sind zu wenige Spieler. Kein Problem. Die, die sie gerade weggescheucht haben, werden zum Mitspielen verdonnert. Aber da geschieht etwas Unerwartetes.
Mit ganz einfach Mitteln erzählt das Bilderbuch von Macht und Ohnmacht, von Solidarität und davon, dass sich niemand alles gefallen lassen muss. Und das macht Mut!
Titelangaben
Lisen Adbåge: Die Bestimmer
(Dom som bestämmer, 2018)
Aus dem Schwedischen von Maike Dörries
Weinheim: Beltz & Gelberg 2020
36 Seiten, 13,95 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
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