Fasching, sich verkleiden, in ein Kostüm schlüpfen: wundervolle Dinge, die Spaß machen und einen ganz eigenen Reiz haben. Nur beim Wort »Maske« zucken wir doch zwischenzeitlich alle ein bisschen zusammen … Genau deshalb ist das neue Bilderbuch ein wundervolles Vergnügen, gerade in und trotz Coronazeiten, findet ANDREA WANNER.
Der leichte Strich voller Witz und Fröhlichkeit, der Humor nie platt, vielmehr augenzwinkernd, nah am Leben und trotzdem in einer ganz anderen Welt: Was Rotraut Susanne Berner gezeichnet und gereimt hat, erkennt man sofort.
Dieses Mal ist es ein dünnes Büchlein im Schulheftformat geworden. Und nah an schulischen Themen ist das Ganze auch: ein Tier-ABC, wie es ja eigentlich schon Dutzende gibt. Aber die Tiere von Rotraut Susanne Berner haben sich maskiert. Und maskiert bedeutet eben nicht verkleidet, sondern ganz konkret: Sie tragen, wie es in diesen Tagen politisch korrekt die Menschen tun, eine Mund-Nasen-Bedeckung. Die Modelle, die wir erkennen, sind weniger die jetzt angesagten OP- und FFP2-Masken. Die Stoffstücke um Mäuler und Schnäbel ähneln eher der kreativ- bunten selber genähten kleinen Stoffstücken, die es im Sommer und Frühherbst noch auf die Liste der modischen Accessoires schafften, ehe man uns klarmachte, das wir zum eigenen Schutz und zu dem anderer besser anderes tragen.
Das ist der aktuelle zeitgeschichtliche Rahmen, in den Berner ihr Bilderbuch stellt: sehr real eigentlich – und dann natürlich auch wieder überhaupt nicht. Witzig und kreativ spielt sie mit dem kleinen Stück Stoff.
Der Maikäfer könnte einer von uns sein: »Der Maikäfer hat ein Problem: Die Maske ist ihm unbequem.« Kennen wir. Das Ding kann lästig sein, hinter den Ohren ziepen und überhaupt. Aber der Maikäfer lässt seine Maske brav auf. Vorbildlich. Die Maske, die der Elefant trägt, sitzt dafür eher locker in Form eines Eimers vorne auf seinem Rüssel. Der Jaguar hat eine von den Masken, auf die ein lachender Mund aufgemalt ist – und zeigt sich so seinen Kindern. Die Maske des Lamas hat den wunderbaren Effekt, dass man jetzt nicht mehr von ihr angespuckt werden kann. Bei Quallen dagegen hilft das wenig, denn die Tentakeln stecken natürlich nicht hinter der Maske. Und die Giraffe braucht keine, weil ihr Kopf so hoch droben ist und sie immer den notwenigen Abstand hält.
Von A wie Affe bis Z wie Ziege reimt sich die Bilderbuchkünstlerin munter durch das Alphabet, verpasst Distelfink, Lama und Unke eine Larve, vermummt Tapir und Viper und hängt am Ende doch einen abwechslungsreichen Mitmachteil an zum Raten, Malen, Zeichnen, Lachen.
Corona ist doof, für alle Großen und alle Kleinen. Und Masken mag eigentlich auch niemand mehr. Aber man kann wunderbar witzig mit dem Thema umgehen und trotz Maske die gute Laune nicht verlieren. Die tierischen Helden zeigen, wie’s geht.
Titelangaben
Rotraut Susanne Berner: Einhorn, Bär und Nachtigall tanzen auf dem Maskenball
München: Verlag Antje Kunstmann 2021
48 Seiten, 12 Euro
Bilderbuch ab 3 Jahren
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