Der Start in den Urlaub nach Italien ist nicht wirklich erfolgsversprechend. Im Auto sitzen Wieke, ihr Vater Thorsten, dessen neue Freundin Xandra, ihre kleine Tochter Bille und Ken, ein Flüchtlingsjunge aus Nigeria, für den Xandra die Vormundschaft hat. ANDREA WANNER war neugierig auf das, was sich zwischen diesen fünf Menschen entwickelt.
Zunächst mal ist Bille schlecht und sie muss sich übergeben. Dann scheitert Thorsten mit dem großen Auto an den schmalen Straßen in den Bergen: sie entgehen knapp einer Katastrophe und werden von Einheimischen abgeschleppt. Der Wagen muss in die Werkstatt, was den Aktionsradius einschränkt. Das malerische Haus entpuppt sich als uralt, ohne Strom und fließendes Wasser. Ken sucht ständig nach einem verfügbaren Handynetz, Xandra kocht schrecklich gesundes Zeug und Thorsten will einfach nur ausspannen. Einfach schrecklich.
Abwechselnd erzählen Wieke und Ken aus ihrer Perspektive von den Dingen, die sie beschäftigen und nerven. Statt miteinander zu reden, denken sie übereinander nach. Der dunkelhäutige Junge ist dabei fest davon überzeugt, dass Wieke ihn nicht leiden kann. Und die wiederum hat Ken im Verdacht, etwas gestohlen zu haben.
Behutsam lässt Karin Koch dabei die Fluchterfahrungen des Zwölfjährigen einfließen und schafft auch Raum, damit Wieke über die Trennung ihrer Eltern berichten kann. Die kleinen und größeren Urlaubskatastrophen bilden den Hintergrund für eine Geschichte, die tiefer geht, die von Vorurteilen und Missverständnissen berichtet, von Neid und Eifersucht, von Angst und Einsamkeit. Und dann wieder zurückfindet zum Gemaule bei Wanderungen, Lästern und das Essen und Streit unter den Kindern.
Eine Sommergeschichte voller dramatischer Momente, mit kleinen Slapstickeinlagen, einer Prise Italienisch und einer behutsamen Annäherung.
Titelangaben
Karin Koch: Wieke und Ken
Wuppertal: Peter Hammer Verlag 2021
136 Seiten. 14 Euro
Kinderbuch ab 10 Jahren
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