1979 erschien John Burninghams hinreißendes Bilderbuch ›Would you rather like…‹, jetzt hat es mit Juliane Piepers verrückten Wahlmöglichkeiten ein würdiges Update ins 21. Jahrhundert erhalten, findet ANDREA WANNER.
Klar, zunächst beginnen wir mit etwas Naheliegendem, dem Essen. Bei Burningham war die Auswahl noch einigermaßen übersichtlich: Spinnenschnitzel,, Schneckenknödel, Würmerbrei oder Schlangensaft (wobei er bei davon ausging, dass niemand auch nur eines davon freiwillig zu sich nehmen würde). Pier schöpft aus dem Vollen. 25 Vorschläge, was wir zu uns nehmen könnten, manche davon auch eher eklig wie Kuhaugensuppe, Quallen-Eierkuchen oder Wuselwurmpasta, andere dafür durchaus lecker: Vitamine, Bonbons, ein Donut, Gummibärchen oder Buchstabensuppe.
25 Items in knallbunten Farben, übersichtlich angeordnet auf orangefarbenem Grund stehen zur Verfügung und jetzt kann man anfangen zu überlegen, zu diskutieren, zu verwerfen, in Erwägung zu ziehen. So gestärkt kann man sich der nächsten Aufgabe widmen und ein Urlaubsziel wählen. Dieses Mal sind es nur sieben Orte, die man ansteuern könnte, aber die haben es in sich: ein Schleimparadies, Tante Frieda, die Wüste, ein Unterseeboot, der Hühnerstall, der Dschungel oder ein merkwürdiges Hotel warten darauf, auserkoren zu werden. Wo man landen will, sollte gut überlegt sein und auch hier bieten die detailreichen Illustrationen Anhaltspunkte, auf was man sich gefasst machen darf.
Einfacher ist da schon die Suche nach den richtigen Socken. Wobei: Wer hat schon drei Beine? Aber es gibt auch Giraffen- oder Salamistrümpfe für Zweibeiner, schick sehen auch Vogelkrallen oder Ying und Yang an den Füßen aus. Bitte einfach wählen! Und so geht es weiter. Gefragt wird nach dem, was man am liebsten können möchte, was man katastrophal findet oder was am peinlichsten. Man kann sich sein Lieblingshaustier aussuchen oder seinen Wunschpo.
Überbordend, witzig und ziemlich schräg kommen Piepers Vorschläge daher. Kein Bilderbuch, das alle lieben werden – aber schon vor über 40 Jahren bei Burningham war das nicht anders. Wer sich darauf einlässt, kommt sich bei allem Spaß ein Stück weit selber auf die Spur, entdeckt Vorlieben und Sehnsüchte, spürt aber auch Abgründe und Ängste. Was bei Burningham schließlich gemütlich im eigenen Bett endete, mündet hier – nein, wird nicht verraten. Ein lohnenswertes Entscheidungsspiel, in das sogar das Sams und die Simpsons Eingang gefunden haben, ohne richtig und falsch und garantiert ohne Entscheidungshilfe.
Titelangaben
Juliane Pieper: Such aus!
Mein großes wildes Buch der Entscheidungen
Leipzig: Klett Kinderbuch 2022
32 Seiten, Bilderbuch ab 4 Jahren
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