Front-Begradigung

Lyrik | Peter Engel: Zwei Gedichte

Frontbegradigung

Der Zickzack meiner Tätigkeiten,
die Schübe meines Tuns, Ausschläge
von Aktivität, von Wirksamkeit:
Das alles auf den Prüfstand
und mit fragenden Blicken,
Zurücknahmen und Beschränkungen.

Mit weniger Kraft arbeiten
an mehr Unterlassungen,
die Entschiedenheit schärfen,
auf den tickenden Zeitfaktor
hören, sein leiseres Geräusch
wird mit den Tagen noch leiser.

Den Stier bei den Hörnern

Das Ausweichen liegt mir besonders,
das Aufschieben auf die lange Bank,
das Zuwarten und Verzögern,
während mit Karacho was
zukommt auf mich und volle Fahrt
aufnimmt, um mich zu überrennen.

Da steht schon das Horn in der Luft,
nähert sich wie ein Blitz aus nicht
heiterem Himmel, und das Maul schäumt,
nur noch Sekunden vorm Aufprall,
es bleibt allein das Gedankenspiel,
sich mitten hinein zu schwingen.

Der Stoß bleibt tatsächlich aus,
keinerlei Blut an der Brust,
das Herz jagend, aber nicht durchbohrt,
die Gefahr vielleicht vorüber,
noch nicht wieder im Gleichgewicht,
aber wie gerettet im Kopf.

| PETER ENGEL

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Brunetti – ein interessanter Mann

Nächster Artikel

Schwermut

Weitere Artikel der Kategorie »Lyrik«

Das Grollen in den Träumen

Lyrik | Sascha Kokot: Zwei Gedichte

vor uns der Sandur im tiefen Frost
liegt die Ringstraße auf schwarzem Quarz
halb abgeräumt vor dem Ozean verkeilt
der Sockel vom Gletscherlauf aufgezehrt
gelangen wir nicht mehr zu den Kaltblütern
um sie in die geschützten Gehege zu führen
und uns vor dem Wintereinbruch einzudecken
so setzen wir zu den letzten Nachbarn über
senden von dort Anweisungen auf Kurzwelle
bis wir etwas erreichen das Plateau wieder offen ist
jagen die Meuten durch die Frequenzen und
lassen uns in den ewigen Nächten nicht schlafen
weil wir nicht sicher sein können
ob das nur die Sturmfront ist oder uns
schon das Rufen der Jährlinge durchfährt

Blau ist ein Lockvogel

Lyrik | Johanna Hansen: Gedichte Blau ist ein Lockvogel Blau macht schlank bis zum siebten Himmel dazwischen ist Blau ein Aperitif hellhörig verrutscht zu Satin ein Geheimtipp überallhin

Gedichte III

Lyrik | Peter Engel: Gedichte III

Moment in Kius, schleiwärts

Zusehn beim Sammeln des Honigs
und wie sich die Schatten verschieben,
ganz langsam wandert die schnelle
Zeit über die Wiese hin,
die Gräser einzeln ausgeleuchtet.

Nichts geht mehr

Lyrik | Martin Jürgens: Nichts geht mehr

Ja, wir als Paar: Kopf in
Den Wolken, versessen
Aufs Leben, die Haare
Immer im Wind.
Alles vorbei und
Fast schon vergessen:
Die Jahre, die guten,
Die Jahre, die scharfen
Die Jahre, die hinter uns sind.