Monsieur Lepron wird uns als vornehmer Hase vorgestellt, seine Suppe als einzigartig und unvergleichlich. Dem Geheimnis dieser Köstlichkeit auf die Spur zu kommen, ist ein besonderes Vergnügen, findet ANDREA WANNER.
Die herrlich frischen Zutaten für die Delikatesse breitet die Illustratorin Mariachiara Di Giorgio bereits auf dem Vorsatz üppig aus: Bohnen, Lauch, Pilze, Möhren Erbsen, Tomaten, Zwiebeln … Monsieur Lepron bewundert das Gemüse Tag für Tag im Garten des Bauern und liebt jedes einzelne Pflänzchen. Er schaut ihm beim Wachsen und Gedeihen zu und macht daraus, gemeinsam mit seinen vielen Kindern, Enkeln und Urenkeln, die jeweils bepackt mit einer der zahlreichen Zutaten angehoppelt kommen, die berühmte Suppe.
Sie entsteht genau einmal im Jahr – am ersten Herbsttag. Lepron holt dazu seinen großen, roten Topf aus dem Regal, wo er in einer Kiste verstaut ein Jahr lang auf diesen Tag gewartet hat. Er gibt das Gemüse in den Topf, dazu kommen Wildkräuter und Salz und, wenn das Ganz kocht, noch eine Prise Salz. Dann gönnt er sich ein Nickerchen – das ist fester Bestandteil des Rituals – und träumt die wundersamsten Dinge. Und dann ist die Suppe fertig, alle dürfen probieren – und staunen! So etwas Leckeres, Unvergleichliches gibt es sonst nirgends zu essen.
Die Geschichte von der legendären Suppe macht die Runde, stellt Spitzenköche vor ein Rätsel und weckt das Verlangen vieler. Monsieur Leprons Beteuerungen, es handle sich um eine ganz normale Gemüsesuppe, will keiner glauben. Und so beginnt die Gemüsebrühe in Dosen verpackt schon bald ihren Siegeszug um die ganze Welt. Hergestellt in einer eigenen Fabrik landen die Dosen nicht nur in Delikatessengeschäften, sondern munden sogar den Göttern im Olymp. Unglaublich. Und Monsieur Lepron? Zum Geschäftsmann geworden, sind seine zarten Träume verschwunden und er wird von Alpträumen geplagt. Der Erfolg mit den Dosensuppen bringt ihm kein Glück. Und so trifft er eine Entscheidung.
Seite und Seite begleiten die zarten, ausgefeilten Bilder von Mariachiara Di Giorgio das emsige Tun der Hasen. Sie entführen an den Südpol und in das von Monsieur Lepron geträumte schauerliche Moor, zeigen in fast fotorealistischem Stil die Lepron Soup mit der LEPRON CO. und den Kontrast zwischen der gemütlichen Hasenküche und der Fabrik. Wir werden Zeugen, wie eine Spinne die Suppe probiert – und entdecken ein Rotkehlchen. Und staunen über die zarten Farben, die die Dinge von innen zum Leuchten bringen.
Giovanna Zoboli erzählt eine Geschichte, die nicht erklärt, sondern einfach berichtet. Das tut sie ungeheuer überzeugend und beim Lesen und Vorlesen wird der Unterschied zwischen der mit Liebe gekochten Hausmannskost und der professionalisierten Fertigsuppenvariante spürbar, fast meint man, es schmecken zu können. Und was für ein sympathischer Hase, der seinen großen Irrtum einsieht und sein Glück findet. Da möchte man sich doch gleich an den Herd stellen und einen gaaaanz großen Topf Suppe kochen. Und dann essen und das Buch noch einmal von vorne lesen.
Titelangaben
Giovanna Zoboli: Die wundersame Suppe des Monsieur Lepron
(La zuppa Lepron, 2022)
Aus dem Italienischen von Ulrike Schimming
Illustriert von Mariachiara Di Giorgio
Münster: Bohem 2023
48 Seiten, 20 Euro
Bilderbuch ab 5 Jahren
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