Mit atemberaubender Geschwindigkeit gegen die Wand! Tempi passati. Das Geschehen am Rio Lobo auf einen Schlag beendet. Ein ernüchterndes Beispiel! Nur nicht aus Liebe weinen! Da werde aber jedem angst und bange, daß eine Erzählung knallrot zu Ende geht.
Nahstoll zeigte sich unerschütterlich: Das sei eben der Lauf der Welt, sagte er, zu guter Letzt sei der Knoten geplatzt, das lasse sich gar nicht vermeiden, keinesfalls, ein jeder Knoten, sagte er, neige zum Platzen, heut’ Abend lad’ ich mir die Liebe ein, die Vendée sei der Karttinger eine zweite Heimat geworden, und wer wäre so todesmutig und stellte sich dem Geschehen in den Weg, wenn sich die Dinge in ihre Ordnung ergössen, davon geht die Welt nicht unter.
Souverän, sagte Wollmann, bewundernswert.
Ungewöhnlich, ergänzte Nahstoll, doch wen störe das, man habe anderes gesehen. Kyoto, Hamburg, En Bokek, Niort, der Wind hat mir ein Lied erzählt, die Abstände schmölzen dahin wie jener gigantische Gletscher Thwaites, Raum und Zeit würden schrumpfen und sich ins Nichts verlieren, über den Wolken, das werfe uns nicht aus der Bahn, keineswegs, nicht einmal in diesen aufwühlenden Zeitläuften, hier wie dort, es stehe Spitz auf Knopf, ein mächtiges mentales Beben erschüttere die inneren Strukturen, die Fundamente wanken, nichts geht mehr, ich schau den weißen Wolken nach und fange an zu träumen.
Ein überaus dramatischer Abschnitt kündige sich an, erklärte Wollmann, und drohe sich in eine einzige Nacht und den darauf folgenden Vormittag zu komprimieren, für extreme Vorkommnisse bitte der Autor seine Leser vorweg um Nachsicht, Schließen Sie Türen und Fenster und halten Sie sich in geschlossenen Räumen auf!, er wolle sich keine Blöße, das sei seine Pflicht und Schuldigkeit als höflicher Mensch, keinesfalls, eine Ballung werde möglicherweise als ein Verstoß empfunden.
Wer könne es schon allen recht machen, wandte Nahstoll ein.
Ob der Autor einen Telefonanschluß hinterlegt habe, fragte Wollmann, er hätte die Kontaktdaten gern schwarz auf weiß, einer müsse für die Ereignisse geradestehen, sofern sie entgleisten, nicht, aber verständlich auch, daß ein Autor sich zurückziehe, um sich zu besinnen, so etwas komme vor, die Dinge müßten ihre Ordnung haben, nein, wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen, keineswegs, die Lage sei verwirrend, das Durcheinander erheblich, was sich aber unverhofft als reizvoll erweisen könne und als attraktiv, wer wisse das denn, und was wäre gegen eine Pause einzuwenden, bis er imstande sei, das Geschehen in aller Ruhe weiterzuführen, nichts, sagte Wollmann, und nein, den selbstschreibenden Roman, den habe bislang niemand erfunden, schade eigentlich, die Ingenieure seien sämtlich mit den Fehlern und Ausfällen des selbstfahrenden Autos befaßt – er wolle nicht schwarzmalen, keineswegs – und mit aufwendigen Präsentationen von Home Electronics, ein spöttisches Lächeln: trial and error, Risse und Brüche, und der Fachkräftemangel, sagte Wollmann, sei bekanntlich beträchtlich, er wolle nicht schwarzmalen, keineswegs, nein, doch die Fachkräfte dünnten aus wie der unlängst erwähnte Colorado River.
Das solle jedoch bitte niemandem schlaflose Nächte. Nahstoll blieb erstaunlich gelassen. Sich nicht zu ereifern, das rate er Wollmann, sondern sich in Geduld zu üben, solange das möglich sei, gegen den Klimakollaps sei eh kein Kraut gewachsen, null, Widerstand zwecklos.
Ob Autor oder kein Autor, sagte er, jede Erzählung habe über Brüche, Stürze und Risse stets an ihr Ende. Dieser werde es nicht anders ergehen, Brüche, Stürze und Risse seien unverzichtbar, sogar für Quälgeister werde sich ein passabler Platz, und wir werden das überbordende Palaver eingrenzen, so daß das nachfolgende bitte einfach.
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