Ein Museum, ein Buch zum Nachschlagen und Lernen, das soll spannend sein? Oh ja! Denn es ist ein Buch, das sich um ganz abenteuerliche Dinge dreht, Dinge, die alle mit dir oder mir oder uns zu tun haben. Eine Überraschung!, findet BARBARA WEGMANN.
Warum bekommt man Gänsehaut? Warum Schluckauf? Warum haben wir Weisheitszähne oder kein Fell wie andere Tiere? Fragen über Fragen. Da fängt man an, seinen Körper bewusst wahrzunehmen. Man beginnt in den Spiegel zu schauen und dann kommt da ein Buch daher mit so vielen Fragen und ganz vielen Antworten und Erklärungen.
Um es vorwegzusagen: Nicht nur die Fragen regen auf direktem Wege zum Nachdenken an, sondern es sind die vielen Antworten, die Theorien, warum wohl etwas so und nicht anders ist oder sein könnte, die 80 unterhaltsame Seiten schaffen, Erkenntnisse bringen, Aha- Erlebnisse bescheren. Sie machen einem klar, dass es da doch ganz Vieles gibt, das mich mit der Vergangenheit verbindet, der ganz, ganz weit zurückliegenden Vergangenheit. Dinge, die die Evolution, die Entwicklungsgeschichte so geschaffen hat.
Ein schönes Beispiel ist die Gänsehaut: Wieso heißt Gänsehaut überhaupt Gänsehaut? Man bekommt sie, wenn man friert, erschrocken oder beeindruckt ist von etwas Unerwartetem, wie zum Beispiel von Musik. Wenn einen etwas außerordentlich berührt. Dann kommt schon einmal – ganz ohne, dass man es beeinflussen kann, die Gänsehaut. Die kleinen Härchen auf unserer Haut sind mit Muskeln unter der Haut verbunden und die ziehen sich zusammen, wenn man friert. Das wiederum bedeutet, dass die kleinen Härchen sich aufstellen, und dann sieht die Haut aus wie Gänsehaut. Der Hintergrund: Durch dieses Aufstellen der Körperhaare wird eine wärmende Schicht geschaffen, die Schutz und Überleben sichert. Das war früher, ganz früher einmal sehr wichtig, und es ist heute ein Überbleibsel, ein Relikt aus ganz alten Zeiten.
In Wort und Bild erklären Autorin und Illustrator jungen Leserinnen und Lesern ab 8 Jahren, was es an Besonderheiten an ihrem Körper gibt, das Ganze wird verpackt in Comic ähnlichem Stil, dafür ist Clayton Hanmer der Spezialist. Er ist für seine Comicstrips im englischsprachigen Raum bekannt, arbeitet für internationale Zeitungen und Magazine. Da erscheint ein Weisheitszahn natürlich mit Doktorhut, großen Augen und Brille. Er begleitet quer durchs lustige, spannende und erkenntnisreiche Buch. Knochen, Hände, Zähne und Füße werden porträtiert, und immer ist auch der Weisheitszahn mit Erklärungen und Kommentaren dabei. Er ist sozusagen der Museumsführer.
Daneben gibt es kleine Merk-Kästchen, wie zum Beispiel zum Thema Schluckauf, der übrigens auch schon seit langen Jahren eigentlich völlig überflüssig ist und aus Zeiten von vor vielen Millionen Jahren stammen soll. So werde man den Schluckauf übrigens wieder los: Luft anhalten, in eine Papiertüte atmen, Knie bis an die Brust anziehen, Eiswasser trinken. Einen Löffel Honig essen. An einer Zitrone lutschen. Na dann, das kann man ja beim nächsten Schluckauf mal ausprobieren.
Bunt, unterhaltsam, manchmal richtig lustig und vor allem: ein kleines Lehrbuch zu einem speziellen Aspekt, bei dem man das Lernen gar nicht so richtig merkt, weil es eben so kurzweilig ist!
Titelangaben
Rachel Poliquin: Das Museum der unnützen Körperteile
Warum du heute noch Weisheitszähne, Schluckauf oder Gänsehaut bekommst
(The Museum of Odd Body Leftovers: A Tour of Your Useless Parts, Flaws, and Other Weird Bits, 2022). Aus dem Englischen von Cornelia Panzacchi
Illustriert von Clayton Hanmer
München: Knesebeck 2024
80 Seiten, 18 Euro
Kindersachbuch ab 8 Jahren
Reinschauen
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