Ada ist voller Vorfreude: Endlich ist der große Tag da und ihre langersehnte Froindin soll geliefert werden. Endlich wird alles besser mit einem humanoiden Roboter an ihrer Seite. Drei lange Jahre lang hat sie auf alle Geschenke verzichtet, um sich das perfekte Modell zusammenstellen zu können. ANDREA WANNER hatte viel Spaß an dieser Geschichte aus einer nahen Zukunft.
Und dann haut die künstliche Intelligenz, die ins Haus gestürmt kommt, sie im wahrsten Sinne des Wortes um. Statt eines weiblichen Modells wurde ein männliches geliefert, und der Androide hat statt der gewünschten eisblonden Farbe eine ungewöhnliche Mischung aus Erdbeere, Honig und Kupfer. Er sieht nett aus, hat sogar jeweils drei Sommersprossen auf jeder Wange. Ungewöhnlich. Ada ist sich nicht sicher, ob sie sich bei der Bestellung verklickt hat. Denn eines ist klar: Statt der gewählten Superintelligenz ist ihr Roboter einfach doof. »KB« befindet Ada, Künstliche Blödheit. Und jetzt? Sie hatte sich alles so wunderbar vorgestellt, hatte sich ausgemalt, wie sie vom langweiligen Nerd zum angesagten Superstart mit einer wundervollen Froindin an ihrer Seite arriviert.
Bei KB muss es sich um einen Produktionsfehler handeln, mit dem nichts anzufangen ist. Aber trotz allem erweist er sich als erstaunlich lernfähig, was sich vor allem der Retro-Opa aus der Familie zunutze macht. Er füttert KB mit allerlei unsinnigem Zeug, bringt ihm bei, den Stinkefinger zu zeigen, merkwürdige Lieder zu singen und allerlei anderen Quatsch und albernen Sprüchen aus den 980er Jahren. Ada hat alle Hände voll zu tun, KB die »normalen« Umgangsformen beizubringen. Und dann stellt sich heraus, dass KB gar nicht die erwartete Lieferung ist und eine krimiähnliche Story beginnt.
Franziska Gehm erzählt turbulent und amüsant von dem, was vielleicht in Zukunft möglich sein wird. Der Verkehr ist weitgehend auf selbstfahrende Shuttles umgestellt, die Wohnformen ökologisch angepasst und das Essen – Adas Vater ist Ernährungsberater – besteht aus Köstlichkeiten wie Süßkartoffeln mit knusprigen Grashüpfern im Auberginenmantel und Quallenchips oder Kartoffel-Algenauslauf mit Mehlwürmern zum Drüberstreuen. Der Opa greift da dann lieber zu Würstchen aus der Dose. Roboter sind den Menschen zu Diensten, sogar Tiffany, Adas kleine Schwester, hat mit Snuggi eine auf ihr Alter abgestimmte Lernbegleiterin. Und für Ada könnte alles perfekt sein, wäre da nicht KB, sondern ihre richtige Bestellung.
Augenzwinkernd zeigt uns die Geschichte, was wirklich wichtig ist im Leben und warum ausgerechnet ein fehlerhafter Humanoide auf so viel Begeisterung stoßen kann. Ada ist es ein Rätsel, aber ihre Umgebung reagiert ausgesprochen positiv auf KB und seine Unzulänglichkeiten. Mit den Illustrationen von Stefanie Jeschke, die aus dem sensiblen Roboter ein liebenswertes Kerlchen machen angereichert, wartet da ein großer Lesespaß auf alle, die einen neugierigen Blick in mögliche zukünftige Szenarien werfen wollen. Und angekündigt ist der Band ›Ein Roboter auf der Flucht‹ als der erste Teil einer Trilogie.
Titelangaben
Franziska Gehm: Ada und die künstliche Blödheit
Ein Roboter auf der Flucht
Mit Illustrationen von Stefanie Jeschke
Frankfurt am Main: Rotfuchs 2024
240 Seiten, 14,90 Euro
Kinderbuch ab 10 Jahren
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