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Ausgegrenzt

TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Ausgegrenzt

Wer der Natur Schaden zufüge, werde selbst Schaden erleiden, sagte Gramner, so einfach sei das.

Bildoon lachte. Wenn du den Hund angreifst, schnappt er nach dir.

Oder so, sagte Gramner, wer wüßte das nicht.

Primitives Volk, sagte London, unverbesserlich, Gramner zeichne den Menschen der sogenannten Moderne.

Wie blind könne man sein, sagte Thimbleman.

Sie saßen zu einem Dutzend um ein Lagerfeuer in Sichtweite der ›Boston‹, der Tag ging zur Neige, sie genossen die subtropischen Temperaturen der Ojo de Liebre und die Stille, in die sich ab und zu Geräusche eines Grauwals drängten. Den meisten war nicht nach Reden zumute, sie hatten zwangsweise arbeitsfrei, niemand wußte, was sich eigentlich zutrug, der Ausguck stand auf, nahm einige Schritt Anlauf und schlug einen Salto.

Elegant, sagte Bildoon.

Er sei kein Stümper, sagte LaBelle.

Der Ausguck lächelte und setzte sich wieder dazu.

Es herrschten harte Zeiten, sagte Pirelli.

Die Moderne, sagte Gramner, sei ein gigantisches Desaster, ein Zeitalter der Vernichtung, sein eigener Größenwahn bringe den Menschen zu Fall, er mache sich zum Knecht des Maschinenwesens, versündige sich gegen die Natur und reiße zahlreiche Lebewesen mit in den Abgrund.

Ein Drama, sagte Rostock.

Crockeye schwieg trotzig, er mißtraute Gramners Erzählungen, lächerlich, woher wolle er denn das wissen, niemand wisse, was die Zukunft bringe, niemand.

Sie verstünden die Welt nicht, sagte Gramner, sie hätten sie nie verstanden und ignorierten alle Mahnungen, sowohl die Mahnungen einzelner Mitmenschen als auch die frühen, behutsam mahnenden Reaktionen der Natur, sie setzten sich bedenkenlos darüber hinweg, sie seien berauscht von ihren Wissenschaften, die die Dinge analysierten und Abläufe beschrieben, doch sie ahnten nicht im entferntesten, was es bedeute, die Dinge zu verstehen, sie verstünden ja sich selbst nicht, was für eine erbärmliche Zeit des Elends, diese so vielgerühmte Moderne.

Elend auf Hochleistungsniveau, spottete Mahorner.

Gramner übertreibe, sagte Harmat.

Er übertreibe immer, sagte Bildoon, doch deshalb habe er nicht unrecht.

Crockeye legte Holz nach, und eine Flamme loderte einige Sekunden lang hoch auf.

Der Ausguck rutschte einen halben Meter zurück, am Feuer wurde ihm zu heiß.

London starrte in die untergehende Sonne.

Beim Elend der äußeren Umstände werde es nicht bleiben, sagte Gramner, auch der Mensch werde vom Elend gezeichnet, er werde zum Versuchskaninchen der Natur.

Ob er das nicht immer sei, fragte Crockeye.

Gramner lächelte. Wie man’s nehme, sagte er, denn während der Jahrhunderte der Industrialisierung bilde er sich ein, es sei umgekehrt, nun aber falle ihm all sein Fortschritt auf die Füße, seine technologischen Revolutionen erwiesen sich als Last, versteht ihr, harmlose Seuchen würden sich ausbreiten und die Grundfesten seiner Zivilisation erschüttern.

Ob keine Umkehr gebe, fragte Harmat, keine Besinnung.

Der Mensch weigere sich beharrlich, das überhaupt zu erwägen, versteht ihr, er sehe nicht, wie primitiv sein Dogma von Wachstum und Fortschritt sei und seine Industrialisierung ein durch und durch aggressives Konzept, das die Grundlagen des Lebens eliminiere, er konstruiere Automaten und habe das Leben nicht verstanden.

Ach was, sagte Harmat, Gramner übertreibe.

Er übertreibe ständig, sagte Bildoon, doch deshalb habe er nicht unrecht.

Crockeye legte Holz nach, und eine Flamme loderte einige Sekunden lang hoch auf.

Der Ausguck stand auf, nahm einige Schritt Anlauf und schlug einen Salto.

Die Männer riefen Bravo und applaudierten.

| WOLF SENFF

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