150 Hafenstädte rund um den Globus, wenn das keine aufregende Reise verspricht: Man kommt hier an, voller Erwartung und Neugier oder man fährt von hier ab, voller Erwartung und Neugier; Hafenstädte sind geprägt vom Ankommen und Abfahren. Von BARBARA WEGMANN
»Hafenstädte sind seit Jahrhunderten faszinierende Orte voller Leben und Geschichten. Sie sind die pulsierenden Knotenpunkte der Welt und verbinden nicht nur Länder und Kontinente, sondern auch Kulturen und Menschen miteinander.« Bilanz und Einstieg zugleich für einen Bildband, der Spannung und Reisesehnsucht verspricht. Ob es die Häfen zwischen Reykjavik bis Kiel sind, zwischen Málaga und Tunis, Tanga und Kapstadt, von George Town bis Yokohama oder die einer Mehrheit sicher eher bekannten Häfen zwischen Hamburg und Santa Cruz de Tenerife, es sind Porträts von Städten, die alle etwas gemeinsam haben: »..sie sind Tore zur Welt, Orte an denen Waren, Menschen und Ideen miteinander in Austausch treten.«
Der Bildband listet sie auf, brav, artig bebildert, angereichert mit Informationen zu Bauten, Geschichte, Tipps für einen Landausflug, Besonderheiten. Aber leider geht das, was die wirkliche Faszination dieser Hafenstädte ausmacht beinahe unter in langweiligen Texten, die Fakten vermitteln, aber von Abenteuern weit entfernt sind. Ich erfahre nichts vom Puls der Orte, dem Geruch, dem Flair, der Ausstrahlung, nichts von früheren Piraten, die hier lagerten, nur selten etwas von Segelschiffen, die mir Waren beladen kamen und fuhren. Vieles hätte man gerne ausführlicher gelesen und erfahren: »Wie ein schmales Handtuch zieht sich der immergrüne Bundesstaat Kerala über 550 Kilometer an der Malabarküste entlang, wo im Jahr 52 der Apostel Thomas in Muziris an Land gegangen sein soll.
1498 landete der Portugiese Vasco da Gama in Calicut und entdeckte für Europa den Seeweg nach Indien.« Ja, das sind sie, die Geschichten, die ich gerne noch ausführlicher und spannender getextet gelesen hätte, das sind die Abenteuer, die die Hafenstädte berühmt machten, ihnen ihre Bedeutungen gaben, ob zu Kolonialzeiten oder Entdeckerzeiten, ob für Handel oder Menschen, die in andere Länder auswanderten. Das eine oder andere historische Bild, Grafiken von Seewegen und von alten Schiffen in dem einen oder anderen Hafen, sie hätten diese Faszination untermauert. Stattdessen Hinweise und Reisetipps wie in jedem x-beliebigen Reiseführer. Das ist schade. Dadurch rücken die wirklichen Geschichten, die Hafenstädte zu dem machten, was sie heute sind, etwas in den Hintergrund. »Jedes Jahr im Herbst stachen Schiffe von Liverpool und anderen europäischen Häfen aus nach Westafrika in See, transportierten von dort Sklaven in die neue Welt und kehrten beladen mit Rum, Zucker sowie Baumwolle nach Europa zurück.«
Letztlich ist natürlich die Fülle der vorgestellten Häfen ein kleiner Ersatz für fehlende weitere Bebilderung und Geschichten, Seemannsgarn und Piratenabenteuer. Und zudem: Heute geht es in Hafenstädten ja auch nicht mehr so abenteuerlich zu wie früher, »aber immer noch vermengen sich hier Kulturen und Traditionen« und »über allem weht ein Hauch von Ferne.«
Titelangaben
Faszination Hafenstädte
Vom Ankommen in einer fernen Welt
München: Kunth Verlag 2025
320 Seiten, 39,95 Euro
Reinschauen
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