Free Jazz, Free Space & Impro: Led Bib

Musik | Prog-Jazz und -Rock Part II. Led Bib: Umbrella Weather

»In general, very little is written…« (Led Bib). Led Bib’s ›Umbrella Weather‹ – Jazzexkursionen von Schönklang bis Missklang. Von TINA KAROLINA STAUNER

Songs, die ein Schlagzeug untermauert und Musiker, von denen gesagt wird, sie heizen an, könnten eigentlich selbstverständlicher sein. Manchmal vergisst man das. Bis zu so einer CD: Led Bib’s ›Umbrella Weather‹. Das ist Musik irgendwo zwischen Musikern wie John Zorn, Ornette Coleman und Charles Mingus, wird gesagt.

LEDBIB Umbrella 5060197761066Dort ist allerdings nicht irgendwo und vermutlich auch nicht irgendwer. Es sind Mark Holub, Liran Donin, Toby McLaran, Pete Grogan, Chris Williams, genannt Led Bib. Die Band wurde 2003 gegründet und hat klassisch bandexperimentellen Rock mit Free Jazz geblendet. Und hat jemand Frank Zappa und Captain Beefheart zu lang nicht mehr gehört? Zu einem eigenen Stil wird der heavy Led Bib-Sound insbesondere von zwei Altsaxofonisten gehoben mit ruhigen bis heftigsten Saxofonphrasierungen im chaotischen Kollektivsound.

Seit sieben Alben forcieren Led Bib Improvisationen und Exkursionen genreübergreifend in aufgebauten Musiktexturen und keine Turbulenzen scheuend. Manchmal etwas befremdlich und verworren. Und als »hässliche Schönheit« und »kontrollierter Missklang« angekündigt. Mal eindrucksvoll groovend, dann Ambientgebastel-artiges und sogar Feministisches als ›Woman’s Power‹ dieser rauen, kantigen Männerformation Led Bib.

Die Musiker sind jeweils auch mit hohem Energiepotenzial bei diversen anderen musikalischen Formationen aktiv. Led Bib klingen ungeschliffen und schräg, manchmal abstrus und konfus, haben aber ihren Universitätsbackground.

In der punkigen Londoner Szene stiegen sie 2004 auf die Bühne des Klinker Club im Norden Londons im Kontext ihrer ersten Auftritte vor spärlichem Publikum. Nach dem Motto: »Whatever happens, it’ll be interesting to watch.« Ich weiß nicht …, jedenfalls ist das, was bei Led Bib vor sich geht, gewagt zwischen eigentümlichen Soundwelten und analysierendem Bewusstsein spannend instrumental angesiedelt.

Led Bib spielen sich auf unprätentiöse aber merkwürdige Art ins Interesse. Gerade waren sie im Line-up des renommierten London Jazz Festival.

| TINA KAROLINA STAUNER

Titelangaben
Led Bib: Umbrella Weather
(hubtone / rare noise)

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Auf die Freundschaft und die moderne Frau

Nächster Artikel

Fesselnde Lektüre

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Großstadt-Klangkleingärten des Indie-Rock

Musik | The Town Heroes: ›Everything‹ / Juanita Stein ›Get Back To The City‹ Einfach mal Songwritern zuhören, die wie Typen aus dem Nachbarschaftsviertel wirken: Das sind die Indie-Rocker The Town Heroes aus Halifax in Kanada. Könnte man doch schon lang mal vorbeischauen. Demnächst sind sie in Deutschland auf Bühnen. Mit grobkörnigem Songmaterial, fein abgestimmten Harmoniegesängen und gitarrenlastig ausgefeilten Arrangements. Dazu garnieren sie nun auch ironisches Gehabe. Von TINA KAROLINA STAUNER

In Praise Of Minor Forms: New Single Reviews

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world This week, and the next, I shall be ignoring the fact that it is Record Store Day to bring you a selection of the finest 12-inch records known to man. In part one alone we have the lush house grooves of Peggy Gou, Ross From Friends and LK, the rich electronica of Francis Harris and Darren Nye, the noisy funk of Rex The Dog, the sample heavy grooves of Bassically, and lots more. By JOHN BITTLES

Can We Have Some Mo’ Wax Please!

Bittles‘ Magazine | Mo’Wax Records While browsing in my local book shop the other day I came across the recently published ›Mo’Wax Urban Archaeology: 21 Years of Mo’Wax Recordings‹. A mighty tome of a book, it chronicles the life and times of this beloved label, through meticulous design, a lot of love and some beautiful artwork. For former beatheads like myself it is a wonderful read, and quickly makes you nostalgic for the plethora of great songs they released over the years. By JOHN BITTLES

Mehr Filler als Killer

Musik | alt-J: This Is All Yours Ganz so schmackhaft und leicht bekömmlich wie ihr Debüt klingen die britischen Alternative-Popper alt-J auf ihrem neuen Album nicht. Schade, findet MARTIN SPIESS.

Free Jazz, Free Space & Impro: ›What If‹ von Hauschka

Musik | ›What If‹ von Hauschka Der Komponist Volker Bertelmann ist auch der Musiker Hauschka. Und seine Alben gehören zum Avantgardistischen der aktuellen Düsseldorfer Musikszene. Hauschka spielt als Pianist und Instrumentalist einerseits mit altbekannten und andererseits mit neuen Ideen: Beats verschieben sich, Ebenen sind ineinander verschachtelt. Von TINA KAROLINA STAUNER