Live | Musik: Stratovarius & Tarja Turunen: A Nordic Symphony
Die einen umjubelt von der »Symphonic Metal Scene« in Finnland und die andere dank ihrer Ära bei ›Nightwish‹ eine international bekannte Metal-Sopranistin. Bei der gemeinsamen Tour von Stratovarius und Tarja Turunen darf man sich auf etliche Überraschungen freuen. Zusammen haben sie mit ihrem Mix aus progressivem Metal kombiniert mit eingängigen Melodien ein ganz eigenes Genre geprägt. ANNA NOAH freut sich über einen geglückten Auftritt.
Serpentyne
Für die Konzertreise ›A Nordic Symphony‹ wurde ›Serpentyne‹ als Vorband verpflichtet. Seit 2010 erfreuen die eher unbekannten Londoner mit »Symphonic-Folk-Metal«.
An diesem Abend heizten sie der Festhalle dreißig Minuten durchaus ein. Drei Musiker in mystischen Gewändern, einer davon ausgerüstet mit elektronischem Dudelsack, gaben ihren Songs einen ganz eigenen Touch. Der Stimmumfang von Sängerin Maggiebeth Sand war herausragend, immerhin ist sie ausgebildete Sopranistin, auch wenn sie an diesem Abend nicht alle Töne immer korrekt traf. Trotzdem dominierte sie die ersten drei Songs durchgehend.
Die Fans in der ersten Reihe sprangen ausgelassen zu Trommeln, Dudelsack und Gitarrenklängen. Wobei der Gitarrist seine eigene Performance hinlegte. Chaotisch rannte er mal nach hinten, mal nach vorn über die Bühne. Chaos könnte aber auch ein Markenzeichen der gesamten Band sein – denn eine der Trommlerinnen kam zu spät zu ihrem Auftritt. Der Gig wirkte generell ein bisschen unübersichtlich, was der eigentlich guten Musik aber keinen Abbruch tat.
Präsenz und Magie
›Stratovarius‹ ist eine der einflussreichsten, erfolgreichsten und beständigsten Power-Metal-Bands.
Beim ersten Ton der Band ist klar, dass sie eine Präsenz haben, die man selten verspürt. Einen großen Anteil daran hat der Frontmann Timo Kotipelto, der seit 1994 dabei ist. Ihm gelingt es, den Songs Magie einzuhauchen. Eine bezaubernde Melodie nach der anderen folgte, getragen von seiner eigenwilligen Stimme. Zu Beginn waren Keyboard und Schlagzeug kurzzeitig zu dominant, aber das legte sich schnell. Mit ›Eagleheart‹, ›Forever‹ und ›Oblivion‹ legten sie einen guten Start für die nächsten 75 Minuten hin. Alles sah spielend einfach aus und man merkte, dass es ihnen Spaß machte – auch nach 30 Jahren noch.
Songs wie ›Shine in the Dark‹, ›Paradise‹ oder ›4000 Rainy Nights‹ luden zum Träumen ein.
Auch gab es ein paar Soloparts von Keyboard und Gitarre, in denen sich der Frontmann den Fans widmete, Videos mit deren Handy drehte oder Hände schüttelte. Viel Sympathie auf beiden Seiten.
Den Abschluss bildeten die Klassiker ›Unbreakable‹ und ›Hunting High and Low‹.
Diva
Das Intro ihrer eigenen Band steigerte die Vorfreude auf Tarja Turunen bis ins Unermessliche. Endlich betrat die begnadete Sängerin die Bühne.
Ihr Outfit war wie immer eine große Überraschung: Viele Reißverschlüsse an der Hose, dazu ein schwarzes Nietenkorsett. Ihre Stimme war perfekt. Die Akustik im Raum hat allerdings ein bisschen dazu beigetragen, dass sie weniger voluminös wirkte. Hinzu kam, dass sie anfangs extrem gegen ihre eigene Band ansingen musste. Das Schlagzeug übertraf zusammen mit der Bassgitarre alle und jeden, damit untergruben sie das eigentlich geniale E-Cello.
Doch Tarja hat das locker weggesteckt. Unsicherheiten überspielte sie geradewegs durch die Interaktion mit dem Publikum. Und dieses war sehr dankbar, wie man an den wiederkehrenden »Tarja«-Rufen hörte.
Interessant war die Setlist, die tatsächlich wie bei ›Stratovarius‹ nur aus eigenen Songs bestand. Zum Beispiel ›Demons in you‹, ›Deliverance« oder ›Love to hate‹.
Es gab eine ungewohnte Songabwandlung von ›I walk alone‹. Im Vergleich zum Original war es allerdings zu kurz und die charakteristischen Klänge fehlten.
Manche Fans erwähnten hinterher, dass sie irgendwie noch auf einen alten ›Nightwish‹-Song gelauert hätten, doch Tarja überzeugte lieber mit ihren eigenen Liedern – vollkommen korrekt.
Doch ein altes ›Nightwish‹-Ritual blieb: Der Kleiderwechsel zur Hälfte der Show. Im zweiten Teil erfreute sie mit Lackhose, durchsichtigem Oberteil und Krone auf dem Kopf – passend zu ihrem ›Diva‹-Song. Danach nahm sie die Krone ab und bedankte sich beim Publikum für die Unterstützung und Begleitung über all die Jahre ihrer Solo-Karriere.
Tarjas 75 Minuten waren besonders schnell um. Man hatte das Gefühl, es könnte noch etwas weitergehen. Rockig angehauchte Melodien, die ab und an sogar ins Grunge abdrifteten, standen ihr erstaunlich gut. Dennoch wollte die besondere Konzert-Stimmung bei diesem Auftritt nicht überspringen – und dass, obwohl Tarja und ihre Band mit viel Power und Freude auf der Bühne standen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Entschluss dieser beiden finnischen Größen, gemeinsam auf Tour zu gehen, war ein guter.
| ANNA NOAH
| Fotos: CYNTHIA THEISINGER / Sharpshooter
Konzertangaben
A Nordic Symphony
Bands
Serpentyne
Stratovarius
Tarja Turunen und Band