Im Zuge gesunder Ernährung sieht man sie im Moment immer häufiger: Eifrige Sammler, die in Wäldern und auf Wiesen Kräuter, Gräser und Blätter sammeln. Dass es nicht nur Spaß macht, etwas selbst Gesammeltes in den Speiseplan mit aufzunehmen, sondern auch noch ganz schön gesund sein kann, erfuhr BARBARA WEGMANN in diesem spannenden Buch.
»Ich stecke mir ein Stück einer kleinen Pflanze mit fleischigen Blättern in den Mund und kaue. Kurz nachdem ich zu reden beginne, breitet sich ein scharfer Geschmack im Rachenbereich aus.« Um es gleich zu sagen: man sollte ein absolut fundiertes Wissen haben, ehe man gedankenlos Kräuter, Gräser und Blätter einfach so ausprobiert. Das könnte auch schief gehen. Autor Manuel Larbig jedoch weiß: »Der Scharfe Mauerpfeffer macht seinem Namen alle Ehre.« In der Naturheilkunde gelte die Pflanze zum Beispiel als durchblutungsfördernd. Zudem soll sie blutdrucksenkend sein.
Über 300 Seiten mit einer unermesslichen Fülle an Informationen: über Pflanzen, über ihre Inhaltsstoffe, über ihre Wirkungen und ihre Möglichkeiten. Bestens geeignet für all jene, die die Natur erobern und Neues, Außergewöhnliches, Ungewohntes, aber auf jeden Fall Gesundes für den heimischen Speisezettel sammeln wollen. Ganz klar sagt Larbig, fügten sich Wildkräuter gut in den Trend hin zu einem nachhaltigeren und bewussteren Leben ein, »schließlich sind sie nicht nur saisonal und regional, sondern zudem Bio, Fairtrade, oft sehr gesund und noch dazu völlig kostenlos.«
Eine sehr ausführliche Nährwerttabelle gibt gleich zu Beginn des Buches Auskunft über Inhaltsstoffe von Wildkräutern, von Proteinen bis Vitamine, von Spurenelementen bis Ballaststoffe. Zudem wird mit Werten von Kulturobst und Kulturfrüchten verglichen. »Die Wildkräuter-Nährwerttabelle zeigt, dass Wildkräuter ihren gezüchteten Verwandten, gerade was die Mikronährstoffe angeht, oft überlegen sind.« Das treffe aber auf Fette, Proteine und Kohlenhydrate nicht zu, aber: daran fehle es nicht, sagt Larbig. »Uns fehlt es an dem, was die wahre Stärke der Wildkräuter ausmacht: Ballaststoffe, Mineralien, Spurenelementen und sekundäre Pflanzenstoffe.«
Wo sollte man sammeln, wann ist die beste Zeit zum Sammeln, wie sammle ich am besten? Worauf sollte ich unbedingt achten? Tipps über Tipps. Schließlich ist auch das Sammeln von Wildkräutern gesetzlich geregelt, lässt aber passionierten Sammlern viel Raum. Ackerfrüchte und Zierpflanzen sind ebenso ausgeschlossen wie unter Schutz stehende Pflanzen. »Sich das Menü mit den gesammelten Wildkräutern mit Frühkartoffeln vom Acker zu komplettieren oder sich die Blumenrabatte im eigenen Vorgarten mit der Katzenminze aus der Stadtbegrünung zu verschönern, geht somit nicht.«
Einen großen Teil des Buches nehmen die bebilderten Steckbriefe von Pflanzen ein, kombiniert mit kleinen, wertvollen kulinarischen Hinweisen. Auf Kräuterwanderungen sollte man durchaus eine App auf dem Handy mitnehmen, als zusätzliche oder ergänzende Hilfe. Über 300 Seiten, die keine Fragen rund um Wildkräuter offenlassen. Ich gestehe: Gänseblümchen kannte ich bisher nicht als Salatbeilage, bin nun aber höchst neugierig, es auszuprobieren. Der engagierte »Biologe, Wildkräuternarr und Outdoorexperte« Larbig gibt deutschlandweit Survival- Kurse und Wildkräuter-Workshops. Fundiertes Wissen hier also in Buchform. Eines, so Larbig, sollte man allerdings nie vergessen: Sammeln sollte Wissen voraussetzen und niemals ‚sollte man Wildkräuter konsumieren, bei denen man sich nicht sicher ist, um welche Art es sich handelt. Pflanzen mit einem »auffälligen Milchsaft« beispielsweise sind meist giftig, eine Ausnahme bildet der Löwenzahn.
Rundum ein spannendes, gut verständliches, leicht anwendbares und praktisches Buch, das bei jeder Frage rund ums Kräutersammeln Rede und Antwort steht. Und immer gilt: »Augen auf bei der Kräuterwahl«.
Titelangaben
Manuel Larbig: Mein Wildkräuter-Guide
Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand
Penguin Verlag 2021
336 Seiten, 14 Euro
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