Spiegelungen, Ablagerungen
Mit der Hand schließe ich mich kurz
 beim Schreiben, lasse den Wortstrom
 fließen durch mich hindurch,
 damit er mich genau ausdrückt,
 meine verschiedenen Stimmungen
 zwischen heiter und bedeckt,
 wie sie der Himmel mir vormacht.
Eine Spiegelung also,
 ein Bild mit Worten gemalt
 in den Farben meiner Sprache,
 gemischte Spektralereignisse,
 unrein wie sie der Tag bringt
 mit seinen dunklen Schmutzschichten,
 den Ablagerungen der Jahre.
Kleiner Weltuntergang
Aus den Leitungen braune Brühe,
 Stromausfall im Sanitärbereich
 und ein blinder Fleck im Spiegel,
 die Heizung arbeitet nur matt,
 die Butter scheint ranzig zu sein.
Das umgewehte Rad vorm Haus,
 wild flattert die schwarze Hülle,
 auf dem Balkon der gepeitschte Strauch,
 kein Loch im verhängten Himmel,
 nur sein einheitlich grauses Grau.
Kein Anruf von niemand, kein Signal
 zur eingetretenen Lage,
 sondern nur ein fataler Geruch
 im Treppenhaus, beinahe brandig,
 doch der Feuermelder springt nicht an.
Vielleicht alles ohne Bedeutung
 oder die Nachricht ist nicht
 durchgedrungen, hängt irgendwo fest,
 es gibt also noch Aufschub,
 eh‘ alles wirklich zusammenbricht.

 
  
  
  
  
 
 
  
  
 