Ostern ist kaum vorbei, und doch: das Ei bleibt, auf dem Frühstückstisch, in der abendlichen Pfanne oder auch als perfektes Buch. Drehen sich viele Kochbücher rund um ein Land, eine Region oder eine bestimmte Küche, so macht dieses Buch es ganz anders, meint BARBARA WEGMANN.
Wie aus dem Ei gepellt kommt dieses herrliche Kochbuch daher: wunderschöne und appetitanregende Fotografien, angenehmes Layout von Texten und Rezepten – aber ein Buch, das nicht ganz für einen »Appel und ein Ei« erhältlich ist. Das Ei, das ist sein einziges Thema und Anliegen. Fantastisch!
»Eier sind eine der wichtigsten Zutaten in der Küche und können für alles verwendet werden- vom Frühstück bis zum Mittag- und Abendessen, für Desserts und Cocktails.« Schwärmt die leidenschaftliche Köchin und Foodstylistin Tove Nilsson, Eier seien einfach so vielseitig.
Und damit sie wissen, was in diesem Buch auf sie zukommt: Es seien 4200 Eier verbraucht worden, bilanziert die Autorin. »Kein Gericht ohne Ei.«
Das Buch eröffnet dieses schier unerschöpfliche Thema mit der Garzeit eines Frühstückseis. Loriot lässt grüßen: Wer kennt ihn nicht, den irrwitzigen Dialog eines Mannes mit seiner Frau, die das Frühstücksei nach Gefühl kocht und mit deren Gefühl, laut dem Gatten, etwas nicht stimme. Gefühl hin oder her: Zwischen drei und elf Minuten spielt sich eine ganze Menge in der Eischale ab. Übrigens: »Ein Ei sollte NIEMALS in sprudelnd kochendem Wasser zubereitet werden, sondern nur leicht kochendem.« Welche Ei-Größen gibt es, wie lange halten sich Eier, warum sind manche Eier schwerer zu pellen als andere, wie viel Eier legt ein Huhn. Sie haben Fragen, sie bekommen Antworten.
Wer die ersten Seiten dieses attraktiven Buches liest, der findet sehr schnell heraus: ein Ei ist ein elementarer Bestandteil unserer Ernährung, einfache Gerichte, raffinierte, ausgefallene, oft unbekannte. Dazu viele Techniken, die man beherrschen sollte, wie zum Beispiel das pochierte Ei. Welche Kniffe gibt es für Rührei und Omelett, Baiser und Sauce béarnaise oder Kräutermayonnaise?
Dann kommen sie, die leckeren Tellergerichte, die Imbisse, die Getränke, die Desserts, allesamt mit Ei, manchmal dominant wie bei Chinesischen Eiernudeln oder dem kandierten Eigelb mit Mandel-Baiser, manchmal versteckt, wie im Vietnamesischen Eiersalat oder Nudeln mit Salsiccia und Ei. Lecker auch der schwedische Eierkuchen mit Schweinebauch, vielleicht nicht gerade während der Diätphase, oder auch der italienische Osterkuchen, die Torta Pasqualina.
Etwas Magisches habe das Ei, schildert Tove Nilsson, zu hochzeitsweißem Baiser könne man das Eiweiß aufschlagen, das Eigelb mit einem Schneebesen zur cremigsten Sauce der Welt. Man denke an die Filmszene aus ›Sabrina‹, in der Audrey Hepburn in der Pariser Kochschule das Ei-Aufschlagen übt.
Viele Klassiker sind im Ei-Reigen mit dabei, ob es die Tortilla ist, Tartar mit Eigelb, ein Ei-Burger mit Avocado und Sriracha-Mayonnaise oder Crème Caramel. Aber da gibt es auch eher unbekannte Gerichte aus aller Welt. Kalt, warm, süß, als Getränk, Salat, Beilage, gebraten, gekocht, auf dem Teller zu einer Köstlichkeit kombiniert.
Es gibt also auch Vieles zu entdecken, zwischen all dem, was einen in der Alltagsküche in Sachen Ei seit Jahren so unbeachtet begleitet. Und jede Wette: Bei ihrem nächsten, einfachen Rührei, das sie zubereiten, werden sie das Ei in der Pfanne mit anderen Augen sehen. Dieses Buch werden sie garantiert nicht wie ein rohes Ei behandeln, sondern es wird schnell und oft gebraucht und ein gern benutztes Buch in der Küche werden.
Lassen sie sich anstecken von der Ei-Leidenschaft der Autorin, die selbst ihr Frühstücksei offenbar mit glänzenden Augen sieht, wie sie gesteht: »Den Löffel in ein warmes gekochtes Ei mit cremig- flüssigem Eigelb und weichem, aber gleichzeitig festem Eiweiß zu tauchen, ist pure Glückseligkeit.« Was für eine gelungene Liebeserklärung an ein doch zunächst so unscheinbares Ei.
Titelangaben
Tove Nilsson: Ei. Von Omelett bis Hollandaise
Techniken & Rezepte
München: Christian Verlag 2023
224 Seiten, 29,99 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander