In einem Zuge
Wenn dir der besondere Tag
den Stift führt und ihn gleiten läßt,
wie von anderer Hand geführt,
dann schreibt sich die Morgenstunde
selbst hin mit ihren Eigenarten,
ist heiter wie der Vormittag.
Ganz ungetrübt kommt aufs Papier,
was die zarten Wolkenschleier
unverschlüsselt zu sagen haben,
ihre Botschaft der Anmut,
wie sie in der Nachbarschaft
verteilt wird und überall ankommt.
So werden die Bäume bestärkt,
es noch blattlos auszuhalten,
bis der Winter seine Kraft verliert,
und die schlummernden Pflanzenstöcke
genießen die Sonnenbetäubung,
aus der sie erwachen werden, bald.
Handgriffe
Eingeübte Bewegungen,
Abläufe wie unwillkürlich,
eine Hand greift in die andre,
wenn du eine Tür öffnest und schließt,
ohne irgendwo anzustoßen.
Oder wenn du in die Jacke fährst
wie von allein und gedankenlos,
aber gesteuert von innen her,
weil es dir in Fleisch und Blut
übergegangen ist durch Vollzug.
So auch mit dem Schreiben am Morgen,
wenn dir das auslösende Wort
zufällt wie eine eßbare Frucht,
die dir der Stift genießbar macht,
wenn du ihn die Wörter setzen läßt.
Fanal
Wie ein Feuerzeichen am Morgen
die aufgesprungene Blüte
des Hibiskus, ein rotes Fanal,
das in den Tag hineinleuchtet
wie eine brennende Fackel.
Aus dem satten Grün heraus
dieses flammende Bekenntnis,
daß es mitten im Winter
solche kräftigen Freuden gibt,
eine Nahrung für die Augen.
Nur ein einziger Trichter aus Rot,
aber welche geballte Wirkung,
welcher Sog von der Fensterbank her,
der Blicke gebieterisch anzieht
und eine Farbe adelt.