//

Kein Gold, das glänzt

Bühne | Robin Hood auf der Horner Rennbahn

Der Kultursommer in Hamburg hat begonnen. Das ›Zimmer‹ verwandelt das Zuhause des Derbys in das Königreich der Diebe. Ein Statement der lädierten Kulturszene und ein Hoffnungsschimmer. Von MONA KAMPE

Robin HoodWir alle suchen die Helden des Alltags, die uns helfen, die Krise zu meistern. Die Mutigen, die sich gegen das System stellen, um die Armen und Hilfsbedürftigen zu unterstützen. In Nottingham herrscht König John und beutet mithilfe des Sheriffs die Bürger aus. Jedes Goldstück zählt. Robin Hood ist der maskierte Märtyrer, der Geld von den Reichen stiehlt, um es dem Volk zurückzugeben. Zusammen mit Gefährte Little John und dem Geistlichen Bruder Tuck versucht er alles, um dem Diktator einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Doch die Armut steigt an, das Volk verzweifelt. Die rebellische Nichte des Königs Marian kann das Elend nicht mehr mit ansehen und bittet ihre Köchin, ein Treffen mit Robin zu arrangieren, um die Krone zu stürzen. Doch auch die Monarchie schmiedet einen heimtückischen Plan, um Robin zu enttarnen.

Es lebe die Demokratie

Das ›Theater das Zimmer‹ inszeniert im Rahmen des ›Kultursommers Hamburg‹ seine erste Freilichtbühnenproduktion auf der Horner Rennbahn. Gemeinsam mit dem Amateurtheater ›Bürgerbühne Horn‹ und der Förderung der Stadt Hamburg entstand ein Sommerspektakel nach den bekannten Balladen aus dem Spätmittelalter. An verschiedenen Stationen bewegt sich das Publikum durch Sherwood Forest und erlebt mit musikalischer Untermalung und Moderation eine moderne Interpretation von ›ROBIN HOOD‹ voller Kontraste.

Man kann sagen, dass der Kampf eines Volkes für seine Demokratie das Spiegelbild einer lädierten Kulturszene ist, die im Rahmen der Corona-Restriktionen der Politik um ihre Freiheit und ihren Wiederaufbau kämpft. Ein Hoffnungsschimmer und ein Ruf nach Mitbestimmung. Oder man kann sich zurücklehnen und das Schauspiel genießen und sich mit den Akteuren freuen, dass sie wieder ihrer Leidenschaft nachgehen können und wir Kultur erleben dürfen.

| MONA KAMPE

Titelangaben
ROBIN HOOD
Bis 01.08.21 auf der Horner Rennbahn
Mit: Jascha Schütz, Neele Schmidt, Stephan Arweiler, Andreas Püst, Erika Döhmen, Dominik Velz, Ulf Albrecht, Eva Langer, Helmut Fuchs Bardun und der Bürgerbühne Horn
Regie: Lars Ceglecki und Lisa Gappel
Musikalische Leitung: Fridtjof Bundel
Leitung Bürgerbühne: Sandra Kiefer und Ines Dyszy
Foto: Theater das Zimmer

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Sich selbst finden im Angesicht der Homophobie

Nächster Artikel

»Superstar« der Renaissance

Weitere Artikel der Kategorie »Bühne«

Zurück in die 80er

Bühne | Musical: Rock of Ages ›Rock of Ages‹ ist laut, nostalgisch und frech. Welches Kind der 80er Jahre hätte jemals gedacht, dass dieser Zeit einmal ein musikalisches Denkmal gesetzt wird? Wer hätte sich träumen lassen, dass eine handylose Ära tatsächlich eine reizvolle Zeit war? ANNA NOAH fragt sich, ob die gezeigte Sehnsucht real ist.

Mariss Jansons besiegt Stefan Herheim im Duell

Film | DVD: Tschaikowski – Eugen Onegin Tschaikowskis Eugen Onegin gehört zum festen Repertoire der Opernhäuser. In den vergangenen Jahren konnten zwei so unterschiedliche Inszenierungen wie die von Achim Freyer in Berlin und von Andrea Breth in Salzburg die anhaltende Wirkung dieses Bühnenwerks bestätigen. In Amsterdam hat der deutlich jüngere Norweger Stefan Herheim sich seiner angenommen. Herheim ist für seine enigmatischen Inszenierungen bekannt und nicht unumstritten. Er neigt dazu, sich mehr zu denken, als er szenisch zu vermitteln mag. Ohne Erläuterungen ist das Publikum bei ihm oft ratlos. Von THOMAS ROTHSCHILD

Fühle Blau

Bühne | Show: Blue Man Group Bühne frei für die Farben des Lebens! Die ›Blue Man Group‹ schafft es die gesamte Show über, von Schubladen fernzubleiben. Manchmal albern, doch öfter auch durchaus bemerkenswert und immer mit Einbeziehung des gesamten Publikums wird der Zuschauer auf eine Reise in die Welt der Sinne entführt. ANNA NOAH will herausfinden, wie aus den drei ersten »Blue Man« der 1980er Jahre ein weltweites Phänomen wurde.

Die Oper des 20. Jahrhunderts schlechthin

Film | DVD: Alban Berg – Lulu Nur zwei Jahrzehnte liegen zwischen der Entstehung des Rosenkavaliers und der Fragment gebliebenen Lulu. Was aber bei der Oper von Richard Strauss irritiert (und manche Fans gerade begeistert), dass Hugo von Hofmannsthal ein völlig anachronistisches Libretto beigesteuert hat, trifft auf Alban Bergs zweite Oper nicht zu: Hier haben mit Wedekinds Stück, das er aus seinem Erdgeist und der Büchse der Pandora kombiniert hat, und der Komposition des Schönberg-Schülers zwei Kunstformen zusammengefunden, die auf der Höhe der Zeit standen und bis heute den Anspruch der Modernität bewahrt haben. Von THOMAS ROTHSCHILD

Parieté – über eine wunderbare Teilhabe

Bühne | Theater | Parieté-Gala Die »Parieté-Gala« ehrte zum 4. Mal behinderte und nicht behinderte Künstler sowie deren vielfältige Interpretation des Kunstbegriffes. Kunstschaffende aus allen Bereichen begegneten einander auf der Bühne. So entfaltete sich nach und nach die Wirkung ganz besonderer Darbietungen. ANNA NOAH freute sich auf viele einzigartige Momente.