Von heiter, anspruchsvoll, freudig bis nachdenklich stimmend: Die neue Theatersaison am Badischen Staatstheater 2023/2024. Von JENNIFER WARZECHA
Das Große Haus des Badischen Staatstheaters ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor der Eröffnung des Spielzeitcocktails der neuen Theatersaison 2023/24 versuchen vereinzelt Personen, noch eine Eintrittskarte zu bekommen. Dann, um Punkt 19.30 Uhr, eröffnet der Interims-Intendant Dr. Ulrich Peters das Programm. Dem Publikum bietet sich ein breites Repertoire aus Oper, Ballett, Schauspiel, Konzert, Jungem Staatstheater und Volkstheater an.
Ausschnitte aus der modernen Aufführungsweise von William Shakespeares »Romeo und Julia« mit Frida Österberg, mit Musik von Clemens Rynkowski und der Premiere am 30. September, werden gleich drei Mal gezeigt. Auch in NABUCCO, einer Oper in vier Teilen von Giuseppe Verdi und der Prophezeiung des Zaccaria »Oh chi piange« mit der Premiere am 21. Oktober, bekommt man mehrmals bei dieser anderthalbstündigen Revue Einblicke. Eine sehr aufwändige Produktion, mit 400 Kostümen, sei dies gewesen, berichtet der Intendant. Stimmgewaltig, mit Bravour, kommen die Operngesänge auch daher.
Bedauerlicherweise fehlen die Untertitel, sodass der eine oder andere Gast das Gehörte sicherlich nicht wörtlich versteht und es hoffentlich im Laufe der Aufführung nachvollziehen kann. Die Balkonszene in ›Romeo und Julia‹ kommt multimedial daher. Auch zu Beginn der Revue ist Romeo erst als Einspielung über den Bildschirm zu sehen. Julia steht auf der Bühne. Beide singen. Später ist sie auch als Rockerbraut zu sehen. Wer moderne Inszenierungen klassischer Stücke liebt, kommt dabei sicherlich auf seine Kosten. Wer dies nicht tut, muss sich sicherlich bei der Aufführung erst einmal dran gewöhnen und sich dann selbst ein Urteil bilden.
Tänze, die begeistern
Wie die Ausschnitte aus Ballett und Volkstheater zeigen, werden sicherlich auch diese das Publikum, besonders in der sehr beliebten Sparte Ballett, wieder in Begeisterung versetzen. ›Jazz‹, mit dem Ausschnitt ›Deviations‹ aus dem Ballettabend ›Jazz‹, unter der Choreografie von Stina Quagebeur und der Musik von Thomas Siffling mit der Wiederaufnahme am 7. Oktober, und dem Ausschnitt ›Your place or mine?‹, unter der Choreografie von Kevin O‘ Day, mit der Wiederaufnahme am selben Tag, kommen besonders gut beim Publikum an, wie es der Beifall belegt.
Experimentelles
Beim Ausschnitt aus ›Montag‹ von Kate Tarker mit der Premiere am 29. September, kann man sich nicht nur Gedanken über den Sinn und Unsinn des Rauchens machen, sondern auch über den der Gesundheit, Krankheiten, das Leben und den Lebenssinn. Möglicherweise ist das nicht jedermanns Sache, zum Beispiel, wenn man partout Nicht-Raucher oder -Raucherin ist. Auf der anderen Seite wagt das Stück sicherlich, mit einem Augenzwinkern über eigene Gewohnheiten und Verhaltensweisen nachzudenken.
Klassenzimmer-Feeling
Interaktiv wird der Abend, als Laman Leane Israfilova und Pascal Gruppe bei der Vorstellung des Stückes ›Raumrauschen‹, einem Stück für eine Klasse und zwei Spieler und Spielerinnen von Matin Soofipour Omam, das Publikum in die Vorstellung miteinbezieht, dazu, wie seinerseits wieder im Klassenzimmer zugegen zu sein. Wer weiß, wo das Zitat vom ersten Wort steht? – In der Bibel. Was ist das jeweils gewünschte erste Wort des Publikums? Das wird der Reihe nach abgefragt – mit verhaltener Resonanz. Man darf dennoch gespannt sein auf die reale Aufführung.
Resümee
»Quantität geht vor Qualität«, betont der Intendant Dr. Ulrich Peters. So habe man die Corona-Zeit bewältigt und sich auch stets auf ein flexibles Publikum verlassen können, das auch mal Vorstellungen aus der Reihe, bedingt durch krankheitsbedingte Ausfälle, genehmigt habe. Bis März seien die Vorstellungen immer gut belegt gewesen. Im Sommer haben wohl viele wegen der Hitze auf den Theatergang verzichtet. Schwierige Zeiten habe es auch aufgrund des Umbaus am Staatstheater gegeben. Dennoch erwartet das Publikum die Möglichkeit, schon allein an über 80 Vorstellungen im September und Oktober teilnehmen zu können. Infos und Tickets gibt es über https://www.staatstheater.karlsruhe.de/
| JENNIFER WARZECHA