Roman | Stefanie vor Schulte: Das dünne Pferd
»Warum muss er finden, was niemand finden will. Warum muss er wissen, dass die Menschen selbst schlimmer sind als alle Dämonen, vor denen sie sich grausen«, hieß es über den 11-jährigen Martin, Protagonist des bitterbösen und gleichzeitig hochmoralischen Debütroman Junge mit schwarzem Hahn (2021) aus der Feder von Stefanie vor Schulte. Als ihr 2021 in Hamburg der Mara-Cassens-Preis verliehen wurde, lobte die Jury: »Mit einer klaren und bildhaften Sprache, schafft es die Autorin, Vergangenheit und Gegenwart in einem zu bündeln, ohne sich in tagespolitische Aussagen zu verlieren.« Noch beklemmender und düsterer geht es nun im dritten Roman der 50-jährigen, in Marburg lebenden Schriftstellerin zu. Mit teilweise derbem Vokabular evoziert sie eine Atmosphäre der Angst. Von PETER MOHR

