Kulturbuch | Thomas Klein: Geschichte – Mythos – Identität. Zur globalen Zirkulation des Western-Genres Oh, gäbe es eine Verschnarchtlandrangliste, wir nähmen Pole Position ein. Genau, ich rede vom Wir-sind-Papst-Land, vom Wir-sind-Weltmeister-Land. Das sind unsere Erste-Sahne-Parolen, sehr hilfreich, auf dass die Ohren auf Durchzug gestellt bleiben. Denn nein, Edward-Snowden-Land, das sind wir lieber nicht. Worum geht’s? Von WOLF SENFF
Kulturbuch | Niklas Maak: Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen Niklas Maak, renommierter Architekturkritiker bei der FAZ und Autor von ›Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen‹, wettert gegen die Verödung der Vorstädte mithilfe von hässlichen Einfamilienklötzen. Recht hat er, denn was dem Auge der Passanten außerhalb der Städte zugemutet wird, sind oft ästhetische No Goes. Allerdings bleibt er auch schlüssige Alternativen schuldig, die für viele Menschen einen Ausweg bilden könnten. Findet zumindest VIOLA STOCKER
Kulturbuch | Juliane Zimmermann: Der Teufel steckt im ICE Sie tragen schmucke dunkelblaue Uniformen mit roten Farbakzenten, kennen fast jeden Bahnhof in Deutschland (wenngleich eher selten alle Städte dahinter) und sind geschult im Krisenmanagement: die Zugbegleiter der Deutschen Bahn. Juliane Zimmermann ist eine davon. Was sie während ihrer Fahrten alles erlebt hat, hat sie in einem Buch veröffentlicht. INGEBORG JAISER über das Leben auf der Schiene.
Kulturbuch | Matthias Zschokke: Die strengen Frauen von Rosa Salva Wir alle glauben, die vielbeschriebene Lagunenstadt zu kennen. Sei es aus den Blickwinkeln von Thomas Mann, Ernest Hemingway oder Donna Leon. Doch Matthias Zschokke räumt auf mit falscher Romantik und Postkartenidylle. Trotzdem ist er schlichtweg überwältigt von Venedig, sogar ›Die strengen Frauen von Rosa Salva‹ haben es ihm angetan! Von INGEBORG JAISER
Kulturbuch | Hans-Joachim Löwer: Die Stunde der Kurden In den letzten hundert Jahren sind etliche Völker und Religionsgemeinschaften im Nahen Osten unter die Räder gekommen. Viele von ihnen fristen seit Jahrzehnten ein Leben von Ausgrenzung und Verfolgung, einige wie die christlichen Minderheiten Syriens und des Iraks sind erst in jüngster Zeit wieder zwischen die Fronten geraten. Ein lange bekämpftes und unterdrücktes Volk, das es anscheinend geschafft hat, dem Zirkel der Gewalt zu entrinnen, stellt der Reisejournalist Hans-Joachim Löwer in ›Die Stunde der Kurden‹ vor. Von PETER BLASTENBREI
Kulturbuch | Arno Gruen: Wider den Terrorismus In seinem Essay über die Ursachen terroristischer Aktivitäten mahnt uns Arno Gruen, unsere Sensibilität nicht mit Schwäche zu verwechseln, im Gegenteil, es handle sich um eine zutiefst menschliche Regung. Ganz im Gegensatz dazu verberge sich hinter der Aufwallung von Omnipotenz die Lust am Untergang. »Es schmerzt uns, was in der Welt geschieht.« Von WOLF SENFF
Kulturbuch | Ronja von Wurmb-Seibel: Ausgerechnet Kabul Die Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel ist 26 Jahre alt, als sie sich im Frühjahr 2013 dazu entschließt, nach Kabul zu ziehen. Einem afghanischen Freund erklärt sie ihre Entscheidung so: »Ich liebe meinen Job hier. (…) Ich habe das Gefühl, ständig auf der Suche zu sein. Das mag ich.« Gut, dass sie dem gefolgt ist, denn mit ihren persönlichen Geschichten zeigt sie, wie es wirklich ist, im Krieg zu leben. Von STEFFEN FRIESE
Kulturbuch | Tilo Köhler: »Seht wie wir gewachsen sind« Nach Josef Stalin wurden in den Jahren nach 1945 im sowjetischen Einflussbereich zahlreiche Objekte benannt, Straßen und Plätze, Fabriken und ganze Städte – nur die Umbenennung von Bergen blieb der UdSSR selbst vorbehalten (und Kanada). Der Name Stalins kann also durchaus für die ersten Jahre des sozialistischen Aufbaus in Ost-Europa stehen, bevor nach 1956 »der weise Führer des Weltproletariats« langsam aus dem öffentlichen Gedächtnis getilgt wurde. So kurios man das heute finden mag, Tilo Köhler hat seine Kulturgeschichte der frühen DDR ›Seht wie wir gewachsen sind‹ nicht ohne Grund an solchen
Kulturbuch | Karl-Heinz Göttert: Mythos Redemacht Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015 In seiner umfangreichen Untersuchung über Rhetorik arbeitet Karl-Heinz Göttert die von der europäischen Antike ausgehende Tradition der Rede als Mittel der Machtausübung heraus. Wenngleich er sich dabei kühn zwischen den Jahrhunderten bewegt, zeigt sich ein erstaunlich stabiles Prinzip. Der Redner wolle »sein Gegenüber beeindrucken, ihn regelrecht unterwerfen, indem er kunstvoll redet«, Göttert sieht einen überlegenen Redner und den passiven Zuhörer. Von WOLF SENFF
Kulturbuch | Dechen Shak–Dagsay: Mantras. Meine Erfahrungen mit der heilenden Kraft tibetischer Weisheit Dechen Shak–Dagsay wagt mit ihrem Buch über ›Mantras. Meine Erfahrungen mit der heilenden Kraft tibetischer Weisheit‹ einen schwierigen Spagat. Sie will gesungenen tibetischen Dialekt in deutscher Sprache lesbar und zugänglich machen. VIOLA STOCKER findet, dass trotz offensichtlicher akustischer Defizite ein interessanter Einblick in die metaphysische Struktur einer alten buddhistischen Gesellschaft gelungen ist.