Roman | Javier Cercas: Der falsche Überlebende »Marco ist doch wie für dich gemacht! Du musst über ihn schreiben!« Mit diesen Worten hat Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa während eines Abendessens in Madrid seinem spanischen Kollegen Javier Cercas einen »Stoff« ans Herz gelegt, der 2005 in der spanischen Öffentlichkeit für einen Skandal gesorgt hatte. Eine Rezension von PETER MOHR
Comic | Laurent-Frédéric Bollée / Philippe Nicloux: Terra Australis Australien, eine Zwangskolonie britischer Häftlinge: Szenarist Laurent-Frédéric Bollée und Zeichner Philippe Nicloux spüren der haarsträubenden Geschichte der Besiedelung des Kontinents nach – in Form ihres 500-seitigen Comic-Wälzers ›Terra Australis‹. Die Lektüre, eine beschwerliche Überfahrt? Keineswegs, meint CHRISTIAN NEUBERT
Kulturbuch | Alfred Hornung: Jack London. Abenteuer des Lebens Am 12. Januar 1876 wurde mit John Griffith Chaney einer der erfolgreichsten Autoren der vorletzten Jahrhundertwende in San Francisco geboren. Bekanntheit erlangte er unter dem Namen Jack London, sein Leben gilt als verkörpertes Idealbild des ›Gilded Age‹ in den USA. Von JULIAN KÖCK
Film | Fimfestival Mannheim-Heidelberg. Marine Place: Souffler plus fort que la mer Er habe, so Michael Kötz, künstlerischer Direktor des Fimfestivals Mannheim-Heidelberg, in seiner Begrüßung zur Aufführung von Souffler plus fort que la mer, nicht damit gerechnet, daß der kapitalismuskritische Film überhaupt noch lebe. Doch hier sei der Beleg für dessen Existenz. Er habe sich zwar geändert, sei poetischer geworden. Aber er lebe. Von DIDIER CALME
Bühne | Goethes ›Die Leiden des jungen Werthers‹ im Badischen Staatstheater Karlsruhe Werther (Seit 2012/13 im Ensemble und souverän im jugendlichen Elan: Michel Brandt) liebt und leidet − unglücklich mit dem Gefühl für die Frau eines anderen Mannes im Herzen. Von JENNIFER WARZECHA
Gesellschaft | Friedemann Weckbach-Mara: Deutschland – Deine Politiker »La pentola guardata non bolle mai«, sagt man in Sizilien. Mit diesem Bild eines Topfs voller Wasser, das auf dem Herd solange nicht zu kochen beginnt, wie jemand zuschaut, lässt sich der Idealzustand des Verhältnisses von Politik und Journalismus beschreiben. Als »Vierte Gewalt« soll die Presse das Tun und Nichtstun der Politiker beobachten, darüber berichten und so dem Missbrauch von Macht vorbeugen. Allein, um an ihre Informationen zu kommen, sind Journalisten letztlich auf ein mehr oder weniger enges Verhältnis zu Politikern angewiesen. Die daraus entstehenden Probleme sind auch denen bekannt, die nicht
Gesellschaft | Diana Johnstone: Die Chaos-Königin Es ist schwierig mit dieser Kandidatin. Nein, sie stand nicht bei ›Madame Tussaud‹ und wurde für die Dauer des Wahlkampfs mit Option auf eine erste Amtsperiode geleast. Wie auch immer – man weiß nicht, was drinsteckt. Man weiß jedenfalls, dass sie von Bernie Sanders‘ jugendlicher Zielgruppe konsequent abgelehnt wird und weiten Kreisen der Wählerschaft verhasst ist. Wer ist diese Frau? Gibt es sie? Von WOLF SENFF
Bühne | ›Sein oder Nichtsein‹ von Nick Whitby nach dem Film von Ernst Lubitsch Komödie und Satire gelten als die besten Mittel, um durch den Witz oder Aberwitz des Moments eigentlich ernste Tatsachen zu hinterfragen. Filmregisseur Ernst Lubitsch (1892 – 1947) war in den Jahren seines Schaffens angesichts zweier Kriege und dementsprechend widriger Umstände häufig dazu gezwungen, das zu nutzen, um filmisches Geschehen auf die Leinwand bringen und damit, wie im Falle der Komödie ›Sein oder Nichtsein‹, der Zensur entgehen zu können. Von JENNIFER WARZECHA
Bühne | ›Love hurts/!לא לשכוח – לאהוב‹ – ein deutsch-israelisches Dokumentarstück (Badisches Staatstheater Karlsruhe) Dass Liebe und Beziehungen zwischen Mann und Frau keine leichte Angelegenheit sind, davon erzählen Klassiker der Weltliteratur und das Leben selbst. Daraus schöpfen Filmemacher ihre Stoffe – und nicht nur diese: Auch im Badischen Staatstheater ging es um die Liebe, um die Art, die schmerzt, wie es schon der Titel ›Love hurts‹ verrät. Doch das beeindruckende und überraschende Resumée des deutsch-israelischen Dokumentarstücks von Avishai Milstein (Koproduktion mit dem Teatron Beit Lessin, Tel Aviv) ist ein anderes: Die deutsche Schuld gibt es nicht. Von JENNIFER WARZECHA
Gesellschaft | Klaus Hillenbrand: Fremde im neuen Land. Deutsche Juden in Palästina und ihr Blick auf Deutschland nach 1945 Reportagen aus Deutschland nach der Katastrophe des Nationalsozialismus sind nicht allzu selten. Die Berichte, die der Journalist und Zeithistoriker Klaus Hillenbrand in Fremde im neuen Land vorstellt, bieten allerdings höchst ungewöhnliche Durchblicke. Denn sie sind geschrieben von deutschen und deutschsprachigen Juden, die oft nur wenige Jahre zuvor aus ihrer alten Heimat verjagt worden waren. Von PETER BLASTENBREI