Gesellschaft | World Press Photo (Hrsg.): Stories of Change Der im Westen so enthusiastisch gefeierte Arabische Frühling von 2011 ist politisch längst ad acta gelegt. Ägypten kann sich auf die nächsten 40 Jahre Militärdiktatur einrichten, Libyen versinkt im Bürgerkrieg. Nur in Tunesien scheint sich ein bescheidener Wandel vollzogen zu haben. Weiter westlich schließlich fand gar kein politischer Wechsel statt. Dass die Gesellschaften dieser Länder aber auch abseits von politischen Kämpfen nicht starr und statisch sind, zeigt der eben erschienene Band ›Stories of Change‹. Von PETER BLASTENBREI
Krimi | Oliver Bottini: Ein paar Tage Licht Nachdem er sich (vorerst?) von seiner Freiburger Kommissarin Louise Boní getrennt hat, die im Mittelpunkt der ersten fünf Romane Oliver Bottinis stand, sind die letzten beiden Bücher des 1965 geborenen Autors Kriminal- und Zeitromane in einem. Ging es in Der kalte Traum (2012) um den Jugoslawienkonflikt und seine Nachwirkungen, führt uns Ein paar Tage Licht (2014) nun dicht an einen anderen Krisenherd unserer Tage heran – nach Algerien nämlich, vom »Arabischen Frühling« zunächst verschont geblieben, aber auch – wie seine Nachbarstaaten – in Verhältnissen erstarrt, die nach demokratischen Veränderungen verlangen. Von DIETMAR
Gesellschaft | Robert King: Democratic Desert Der Krieg in Syrien verkörpert die anarchische Mutation dessen, was andernorts mit großen Hoffnungen als »Arabischer Frühling« begann. Der Aufstand gegen ein Unterdrückerregime wandelte sich zu einem Gemetzel, dessen Antrieb offenbar weniger strategischen sondern mehr leidenschaftlichen Prinzipien folgt. Als einer der wenigen ausländischen Fotojournalisten ist der Amerikaner Robert King in Syrien geblieben und hat mit seinem Buch ›Democratic Desert‹ einen Bildband des Grauens geschaffen. JÖRG FUCHS versucht, den Linien dieses Konflikts zu folgen.
Comic | J.-P. Filiu (Text)/C. Pomes (Zeichnungen): Der Arabische Frühling Von einem Islamwissenschaftler und Historiker mit Erfahrung im diplomatischen Dienst verfasst und von einem Newcomer der französischen Comicszene modern illustriert, bringt Der Arabische Frühling dem Leser die Hintergründe der Revolutionsbewegung im Mittleren Osten näher – teilweise prägnant informativ, teilweise anrührend. BORIS KUNZ fragt sich jedoch, was auf der Strecke bleibt, wenn komplexe Zusammenhänge auf spannende Lektüre reduziert werden.
Sachbuch | Imad Mustafa: Der Politische Islam Seit etwa dreißig Jahren machen sich im Nahen Osten Parteien und Massenbewegungen bemerkbar, die sich explizit auf den Islam als Richtschnur für politisches Handeln beziehen. Vom Westen misstrauisch beäugt und in der Regel als Rückfall in die Vormoderne gewertet, haben islamistische Parteien im sogenannten Arabischen Frühling von 2011 breite Zustimmung in der Bevölkerung erfahren und sind in Tunesien und kurzzeitig auch in Ägypten zu Regierungsparteien geworden. Imad Mustafa stellt in Politischer Islam vier von ihnen vor. Von PETER BLASTENBREI
Sachbuch | Wael Ghonim: Revolution 2.0 Versionsbezeichnungen bei Revolutionen liegen im Trend: Nach dem Buch ›Revolution 3.0‹, das Porträts und Stimmen von Online-Aktivisten bündelte, folgt nun ›Revolution 2.0 – Wie wir mit der ägyptischen Revolution die Welt verändern‹. Der Autor Wael Ghonim schildert darin seine Rolle als Facebook-Aktivist während des Sturzes des Machthabers Hosni Mubarak. Der Titel des Buchs wirft unweigerlich drei Fragen auf: Was ist aus der Revolution 1.0 geworden? Welche Rolle spielten die »Neuen Medien« während des Umsturzes tatsächlich? Und welchen Einfluss auf die Welt kann die ägyptische Revolution haben? Antworten auf diese Fragen hofft JÖRG FUCHS in