Literatur | 39. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt – Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb Klagenfurt Seit fast vier Dekaden lädt Klagenfurt zum jährlich stattfindenden Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb ein und sorgt zuweilen für Skandale, Eclats, literarische Überraschungen. 2015 versprach bereits im Vorfeld, ein starker Jahrgang zu werden, mit erstaunlich vielen Multitalenten und Mehrfachbegabten. INGEBORG JAISER genoss den Vornamens-Bonus und verfolgte das Geschehen vor Ort.
Roman | Ross Thomas: Der Messingdeal Und weiter geht es mit der Ross-Thomas-Reihe im Berliner Alexander Verlag. Band 14 heißt Der Messingdeal und ist im Original 1969 unter dem Titel The Brass Go-Between erschienen. Zum ersten Mal taucht hier bei Thomas der weltläufig-gebildete »Mittelsmann« Philip St. Ives als handelnde Figur auf. Sein Erfinder hat ihm bis 1976 dann noch vier weitere Abenteuer gegönnt. Alle fünf St. Ives-Fälle erschienen übrigens zunächst unter dem Pseudonym Oliver Bleek – vielleicht um den Eindruck zu vermeiden, hier schriebe einer seine Bücher inzwischen gar zu routiniert herunter. Von einem Qualitätsabfall gegenüber dem Rest des Werks
Roman | Maria Lazar: Die Vergiftung Die Frau als Muse des Künstlers begegnet uns an zahlreichen Stellen der Kulturgeschichte – Charlotte von Stein, Camille Claudel, Alma Mahler-Werfel oder auch Helene Weigel haben zugunsten von Männern auf die eigene Arbeit als schaffende Künstlerin verzichtetet. Die meisten Frauen, die sich um die Jahrhundertwende 1900 trotzdem selbst künstlerisch betätigten, sind mittlerweile marginalisiert als Fußnote der Geschichte. Der Wiener Verlag Das vergessene Buch hat nun den Roman Die Vergiftung der Wiener Autorin Maria Lazar – erstmals 1920 erschienen – neu aufgelegt. Von HUBERT HOLZMANN
Roman | Jan Brandts: Tod in Turin »Das viele Geld hat mich satt und träge werden lassen«, heißt es in Jan Brandts stark autobiografisch gefärbtem Band ›Tod in Turin‹. Vor vier Jahren hatte der heute 41-jährige, aus dem ostfriesischen Leer stammende Autor mit seinem gigantischen 900-Seiten-Debütroman ›Gegen die Welt‹ direkt den Sprung in die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft. Es war ein gewaltiger Roman, der den Nerv des Zeitgeistes zu Beginn der 2010er Jahre außergewöhnlich präzise traf, ein Epos mit depressiver Grundstimmung im XXL-Format. Von PETER MOHR
Roman | Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit Milan Kundera zeigt in seinem neuesten Roman ›Das Fest der Bedeutungslosigkeit‹, dass er dem Ruf, einer der bedeutensten zeitgenössischen Romanciers Europas zu sein, mehr als gerecht wird. Die Erkenntnisse, an denen er VIOLA STOCKER teilhaben ließ, zeugen von großer Weisheit und Gleichmut des Alters. All der Zorn, der ihn als Ausgeschlossenen verfolgt hatte, scheint verflogen und seine traurige Komik gipfelt im Bild des französischen Bauern Stalin, der es nicht mag, wenn Genosse Kalinin Statuen französischer Königinnen anpinkelt.
Roman | Thomas Hettche: Pfaueninsel Thomas Hettches neuer Roman Pfaueninsel steht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. PETER MOHR hat ihn gelesen
Roman | Julia Trompeter: Die Mittlerin Wie schreibt man einen Roman, ein gelungenes Erstlingswerk, wenn die Tage sanft dahinplätschern, vom notwendigen Broterwerb und entspanntem Chillen ausgefüllt? Wenn außer einem Faible für Thomas Bernhard keine ernsthafte Grundlage besteht? Wenn der Verlag mit warnenden Worten drängt? Julia Trompeter bringt erfolgreich ›Die Mittlerin‹ ins Spiel. Von INGEBORG JAISER
Roman | Klaus Modick: Konzert ohne Dichter »Rilke hatte etwas sehr Elitäres, dem Leben Abgewandtes. Er hat ja quasi so eine Kunstreligion begründet, in der natürlich er der Hohepriester war. Bei Vogeler ist das relativiert, durch seine Hinwendung zum Kunsthandwerk«, heißt es im neuen Roman des 63-jährigen Autors Klaus Modick, in dem wir uns auf eine Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert begeben. Klaus Modicks neuen Roman ›Konzert ohne Dichter‹ hat PETER MOHR gelesen.
Roman | Arno Geiger: Selbstporträt mit Flusspferd Spätpubertierende Studenten, unerfüllte Liebe und ein antriebsloses Hippopotamus vermengt der österreichische Autor Arno Geiger zu einem trägen Sommerroman. Gelangweilt kämpft sich INGEBORG JAISER durch ein fahles Selbstporträt mit Flusspferd.
Roman | Tana French: Geheimer Ort Tana French ist längst keine Unbekannte mehr. Wenn ein neuer Roman von ihr angekündigt wird, weckt das sofort Erwartungen. Denn die vier bisher vorliegenden Bücher der 41-jährigen Bestsellerautorin aus Dublin haben durch unheimliche Spannung, psychologisches Feingefühl und eine Sprache, die alle Nuancen beherrscht, die Latte ziemlich hoch gelegt. Nicht hoch genug freilich für Geheimer Ort, Tana Frenchs aktuellem Buch. Es ist ihr bisher bestes und ein nachgerade atemlos machendes Meisterwerk. Von DIETMAR JACOBSEN

