Menschen | Zum 85. Geburtstag des Schriftstellers Rolf Schneider am 17. April* »Ich betrachte die deutsche Wiedervereinigung und die heutigen Zustände in der Bundesrepublik alles in allem doch als einen Glücksfall«, hatte der Schriftsteller Rolf Schneider vor vier Jahren in einem Interview mit dem ›Deutschlandradio Kultur‹ erklärt. Zeitlebens ist er immer etwas gegen Strom geschwommen. Von PETER MOHR
Comic | ICSE 2016 Spezial: Interview mit Max-und-Moritz-Preisträgerin Birgit Weyhe Der diesjährige Max und Moritz Preis für das beste deutschsprachige Comicalbum ging an ›Madgermanes‹ von Birgit Weyhe. Darin wird die Geschichte mosambikanischer Gastarbeiter erzählt, die Ende der 70er Jahre von ihrer Regierung als billige Arbeitskräfte in die DDR verschachert wurden. BORIS KUNZ hat sich mit der frischgebackenen Preisträgerin über ihr Werk unterhalten.
Comic | ICSE 2016 Spezial: Interview mit Sascha Wüstefeld und Ulf Graupner Es war wohl voreilig, sich für ein Interview mit den Machern der Fortsetzungsstory ›Das UPgrade‹, Ulf Graupner und Sascha Wüstefeld, am Rande des Erlanger Comic Salons zu melden. Als er die beiden ersten Bände gelesen hatte, hatte ANDREAS ALT das Gefühl, er müsste sich mit der DDR-Gesellschaft und mit dem ostdeutschen Comicheft ›Mosaik‹ viel besser auskennen, um das zu verstehen. Ganz abgesehen davon, dass die Story munter durch die Zeiten springt und auch sonst ziemlich verrätselt ist. Besser, den beiden Künstlern gleich zu Beginn des Gesprächs zu gestehen,
Gesellschaft | Hans-Dietrich Genscher, Karel Vodička: Zündfunke aus Prag Hans-Dietrich Genscher schreibt das Vorwort zu Karel Vodičkas Zündfunke aus Prag. Wie 1989 der Mut zur Freiheit die Geschichte veränderte. Ereignisse, die derart lange zurückzuliegen scheinen, dass die wissenschaftliche Aufarbeitung anhand von Regierungsdokumenten sie in ein neues Licht zu rücken vermag. Aus politischen Interna stellt sich die Geschichte der Massenflucht von 1989 anders dar. VIOLA STOCKER ist tief berührt von Ereignissen, die die Welt veränderten.
Comic | Ulf S. Graupner / Sascha Wüstenfeld: Das UpGrade Bd. 1+2 Einst beim Berliner ›zitty‹-Verlag veröffentlicht, bringt ›Cross Cult‹ Graupners und Wüstenfelds wahnwitzige Science-Fiction-Superhelden-Ostalgie-Orgie ›Das UpGrade‹ heraus. CHRISTIAN NEUBERT hat sich die vorliegenden ersten beiden Bände reingezogen – und wurde selbst in einen farbenfrohen Kosmos gezogen, in dem man sich sehr gerne verliert.
Roman | Joseph Kanon: Leaving Berlin Leaving Berlin ist der zweite im Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit spielende Thriller des US-amerikanischen Bestsellerautors Joseph Kanon. Während The good German (2001, deutsch 2002 unter dem Titel In den Ruinen von Berlin) unmittelbar nach Kriegsende, im Juli 1945, spielt und den Kampf der Siegermächte um Hitlers Raketentechnologie und die Männer, die an deren Entwicklung beteiligt waren, ins Zentrum stellt, kreist Kanons letztes, im amerikanischen Original 2013 erschienenes Buch um ein anderes brisantes Thema jener Zeit, den Uranabbau in Bergwerksanlagen der sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR. Unter dem Firmennamen »SAG Wismut« wurde ab 1946 zunächst
Kurzprosa | Barbara Honigmanns: Chronik meiner Straße »Wenn wir sagen, dass wir in der Rue Edel wohnen, antwortet man uns meistens, ach ja, da haben wir am Anfang auch gewohnt.« So lautet der erste, beinahe programmatisch anmutende Satz in Barbara Honigmanns autobiografischer Skizze über jene Straße im Osten Straßburgs, in der sie seit ihrer Übersiedlung aus Ost-Berlin im Jahr 1984 lebt. Barbara Honigmanns Chronik meiner Straße – in einer Rezension von PETER MOHR
Kulturbuch | Ulrich Burchert: Bunte DDR. Bilder aus einem lebendigen Land Manche mögen den Titel des Buches für paradox halten. Die DDR? Die war doch bekannt für ihre Grundfarbe grau, dunkelgrau, wie die vom Braunkohleruß gefärbten Hausfassaden. Und dann für einen Band mit Schwarzweißbildern? Aber der Fotograf Ulrich Burchert weiß schon genau, warum er sein Buch ausgerechnet ›Bunte DDR‹ genannt hat. Von PETER BLASTENBREI
Roman | Thomas Brussig: Das gibts in keinem Russenfilm Erst in den Westen fahren, wenn alle das dürfen. Solange nicht jeder ein Telefon besitzt, auch keines für sich beanspruchen. Und die Lektüre von Milan Kunderas Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins so lange hinausschieben, bis das Buch für alle Leser in der DDR zugänglich ist. Das sind die drei Versprechen, die der Schriftsteller Thomas Brussig bei einer Lesung im Berliner Filmtheater »Babylon« abgibt. Aber wie soll er diese »babylonischen« Schwüre halten, wenn die DDR munter weiterexistiert, die »Wende« ausfällt und Angela Merkel, statt im wiedervereinigten Deutschland unaufhaltsam nach oben zu drängen,
Kulturbuch | Tilo Köhler: »Seht wie wir gewachsen sind« Nach Josef Stalin wurden in den Jahren nach 1945 im sowjetischen Einflussbereich zahlreiche Objekte benannt, Straßen und Plätze, Fabriken und ganze Städte – nur die Umbenennung von Bergen blieb der UdSSR selbst vorbehalten (und Kanada). Der Name Stalins kann also durchaus für die ersten Jahre des sozialistischen Aufbaus in Ost-Europa stehen, bevor nach 1956 »der weise Führer des Weltproletariats« langsam aus dem öffentlichen Gedächtnis getilgt wurde. So kurios man das heute finden mag, Tilo Köhler hat seine Kulturgeschichte der frühen DDR ›Seht wie wir gewachsen sind‹ nicht ohne Grund an solchen