Bühne | Hansgünther Heyme: Gilgamesch (Theater im Pfalzbau) Der bald achtzigjährige »Theaterverhunzer« Hansgünther Heyme nimmt mit dem Gilgamesch-Epos seinen Abschied als Intendant in Ludwigshafen. Ein exemplarischer Fall – geschildert von DIDIER CALME
Oper | Claude Debussys Pelléas et Mélisande an der Oper Frankfurt Neuinszenierungen des Meisterwerks Pelléas et Melisande waren in Claude Debussys Jubiläumsjahr (man feiert 2012 seinen 150. Geburtstag) zwar nicht selten, aber die novemberliche in Frankfurt am Main dürfte zu den spannendsten gehören. Von HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Musik | Auf DVD: Ligeti: Le Grand Macabre
Wir werden uns an der Diskussion nicht beteiligen, ob György Ligeti der bedeutendste Komponist nach 1945 ist oder nur der zweit- oder vielleicht gar nur der drittbedeutendste. Soviel aber kann man mit Gewissheit behaupten: Seine Oper Le Grand Macabre, die 1978 uraufgeführt und 1996 umgearbeitet wurde, steht wie ein Monolith in der Geschichte des neueren Musiktheaters. Von THOMAS ROTHSCHILD
Film | DVD: Alban Berg – Lulu Nur zwei Jahrzehnte liegen zwischen der Entstehung des Rosenkavaliers und der Fragment gebliebenen Lulu. Was aber bei der Oper von Richard Strauss irritiert (und manche Fans gerade begeistert), dass Hugo von Hofmannsthal ein völlig anachronistisches Libretto beigesteuert hat, trifft auf Alban Bergs zweite Oper nicht zu: Hier haben mit Wedekinds Stück, das er aus seinem Erdgeist und der Büchse der Pandora kombiniert hat, und der Komposition des Schönberg-Schülers zwei Kunstformen zusammengefunden, die auf der Höhe der Zeit standen und bis heute den Anspruch der Modernität bewahrt haben. Von THOMAS ROTHSCHILD
Kulturbuch | Die ersten vier Bände »Opernführer kompakt« Die junge Autorengeneration meldet sich in einer Taschenbuchreihe. Von HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Film | Auf DVD: Die singende Stadt. Calixto Bieitos Parsifal entsteht Wer ein Theater oder eine Oper besucht, sieht auf der Bühne ein abgeschlossenes Kunstwerk. Nicht zu erahnen ist, wie viel Stunden Arbeit von unzähligen Menschen, von denen sich nur ein kleiner Teil nach der Vorstellung verneigt, zu diesem Ergebnis geführt haben. Unter diesem Gesichtspunkt ist es zu verstehen, wenn die Beteiligten verärgert auf jede negative Kritik reagieren. Sie ist ja auch eine Missachtung der Anstrengungen, die sie investiert haben. Von THOMAS ROTHSCHILD
Film | DVD: Tschaikowski – Eugen Onegin Tschaikowskis Eugen Onegin gehört zum festen Repertoire der Opernhäuser. In den vergangenen Jahren konnten zwei so unterschiedliche Inszenierungen wie die von Achim Freyer in Berlin und von Andrea Breth in Salzburg die anhaltende Wirkung dieses Bühnenwerks bestätigen. In Amsterdam hat der deutlich jüngere Norweger Stefan Herheim sich seiner angenommen. Herheim ist für seine enigmatischen Inszenierungen bekannt und nicht unumstritten. Er neigt dazu, sich mehr zu denken, als er szenisch zu vermitteln mag. Ohne Erläuterungen ist das Publikum bei ihm oft ratlos. Von THOMAS ROTHSCHILD
Film | Auf DVD: Leos Janácek – Vec Makropulos Es gibt Leute, die bemängeln, dass der Regisseur Christoph Marthaler immer dasselbe mache. Das mag seine Berechtigung haben. Aber was er da immer wieder macht, ist so faszinierend, so anregend, dass sich seine Fans daran nicht sattsehen können. Marthaler ist ohne Zweifel ein Regisseur mit einer unverwechselbaren Handschrift, imitiert zwar, aber so intelligent und künstlerisch sensibel, dass auch die schwächeren Arbeiten für das Sprech- oder das Musiktheater, was bei Marthaler nicht immer unterscheidbar ist, zum Interessantesten gehören, was die Bühne der Gegenwart zu bieten hat. Von THOMAS ROTHSCHILD
Menschen | Hans Neuenfels: Das Bastardbuch Künstler sind immer besonders, aber Hans Neuenfels ist – ohne Zweifel – besonders besonders. Als Schauspiel- und Opernregisseur polarisierte der heute Siebzigjährige Publikum und Fachwelt. Indem er seinen Lebenserinnerungen den Titel Bastardbuch gab, verlieh er sich das Prädikat eines Nichtangepassten, eines Unzugehörigen, gar eines Ungehörigen, gleich selbst. Sicher ist auch ein wenig Theaterpose dabei. Doch hinter der Selbststilisierung steckt der unerbittliche Ernst einer beispiellosen Kunstbesessenheit. Eine (existentialistische) Haltung, die das Leben prägt. Ein »gefährliches« Leben jedenfalls, nach der Formel Nietzsches. Da kann der Anschein bürgerlicher Geordnetheit täuschen. Von HANS-KLAUS JUNGHEINRICH