TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Vom Schiffbruch der ›Essex‹ eins Sut erzählt wahre Geschichten?, fragte Mahorner. Sie sind wahr, ich denke schon, sagte Pirelli. Er habe Sut nie danach gefragt, weshalb auch. Ob es Jens Eschels je gab?, fragte der Ausguck.
Textfeld | Wolf Senff: Scammon und der Wal eins Gramner hatte seine Kombüse vor dem Großmast. Der Nachmittag ging zu Ende, und die Männer kamen vom Strand, sich Essen zu holen. Die meisten ließen sich anschließend erschöpft auf dem Vorderdeck nieder und waren froh, zu essen. Scammon ging nach mitschiffs zu den Verwundeten, erkundigte sich nach ihrem Zustand, blickte besorgt nach Eldins lädierter Schulter und schlug Harmat, Crockeye und Mahorner vor, sie sollten morgen hinaus auf den Ozean rudern und dort den Teufelsfisch auskundschaften. Wer sie begleiten wolle, dem sei es erlaubt. Dort zu jagen sei nicht beabsichtigt.
Prosa | Hanns-Josef Ortheil: Was ich liebe und was nicht Ein großer Flaneur und Fabulierer öffnet sein Innenleben, gesteht seine Neigungen und Sympathien, sein Missfallen und Widerstreben. Hanns-Josef Ortheils vielgestaltiger Essayband ›Was ich liebe und was nicht‹ verbindet unterschiedliche Ausdrucksformen mit scheinbar alltäglichen Themen, leicht, schwebend, unterlegt mit einer guten Prise Selbstironie. Von INGEBORG JAISER
Prosa | Charles Dickens: Reisender ohne Gewerbe Wer Dickens sagt, meint so gut wie immer dickbäuchige Romane. Seit Kurzem gibt es aber – wohl zur Feier seines 200. Geburtstags am 7.2.2012 – in der »textura«-Reihe des C.H. Beck Verlages einen schmalen Band mit dem Titel Reisender ohne Gewerbe, in dem die Übersetzerin Melanie Walz sieben journalistische Arbeiten des späten Dickens erstmals auf Deutsch herausgegeben, kommentiert & mit einem aufschlussreichen Nachwort versehen hat. Von WOLFRAM SCHÜTTE
Erzählung | Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil Arno Geiger erzählt von der Demenz: Der alter König in seinem Exil. Von WOLFRAM SCHÜTTE
Roman | Peter Handke: Der Große Fall Autobiographisches vermischt mit Philosophischem, ein Ich, das diffundiert und doch ständig präsent ist in einer Natur, die als Spielwiese für einen Schauspieler dient. – Notizen von HUBERT HOLZMANN zu Peter Handkes Erzählung Der Große Fall.
Menschen | Jean Genet ist vor 100 Jahre geboren Von der Mutter, einer Prostituierten ausgesetzt, der Fürsorge überstellt, Fremdenlegionär, er desertiert, schlägt sich als Dieb, Strichjunge durchs Leben. Die Folge: Besserungsanstalten, Gefängnis. Die drohende lebenslängliche Verbannung wird nach Fürsprache von Cocteau und Sartre aufgehoben. Die Rettung: Schreiben. – Am 19. Dezember vor 100 Jahren ist Jean Genet geboren. Von HUBERT HOLZMANN
Erzählung | Botho Strauß: Die Unbeholfenen
Der exzentrische Nonkonformist Botho Strauß, der zur Melancholie neigende erzählerische Philosoph und vehemente Zeitgeistkritiker, hat eine »Bewußtseinsnovelle« von gerade einmal 120 Seiten vorgelegt und liefert darin Denkanstöße, die ihrerseits Stoff für mehrbändige Abhandlungen hergeben. Von PETER MOHR
Prosa | Franziska Gerstenberg: Solche Geschenke
Franziska Gerstenbergs Erzählungen skizzieren verstörende Suchbewegungen. Die Figuren irren ziellos durchs Leben – ohne Antrieb und ohne Ideale. Sie leben einzig von der Hoffnung auf eine positive Wende. Von PETER MOHR
Prosa | Antònio Lobo Antunes: Zweites Buch der Chroniken
Wie schön, dass der Luchterhand Literatur-Verlag nun, in der mit seiner deutschen Präsenz innig verschwisterten Übersetzung von Maralde Meyer-Minnemann, auch den zweiten Band von Kolumnen veröffentlicht hat, die der portugiesische Epiker António Lobo Antunes zwischen 1993/2001 vierzehntäglich in einer portugiesischen Zeitung geschrieben und 2002 gesammelt publiziert hat. Von WOLFRAM SCHÜTTE

