Roman | Les Edgerton: Der Vergewaltiger Truman Ferris Pinter sitzt in der Todeszelle. Der 44-Jährige hat eine junge Frau in seinem Heimatdorf vergewaltigt. Dass er sie danach ermordet haben soll, bestreitet er allerdings. Nun, da die letzten 12 Stunden seines Lebens angebrochen sind, legt er Rechenschaft ab – vor uns, den Lesern des kleinen Romans von Les Edgerton, die er auch hin und wieder als Ansprechpartner benutzt. Ein gemeiner Trick, denn so werden wir, ob wir es wollen oder nicht, zu Vertrauten eines Monsters. Von DIETMAR JACOBSEN
Roman | Norbert Gstrein: Die kommenden Jahre Der 57-jährige österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein ist bekannt dafür, dass er keinen großen Bogen um brisante Themen macht. Nach dem Balkankrieg (›Das Handwerk des Tötens‹) und einer gegen Suhrkamp-Chefin Ulla Berkéwicz gerichteten Roman-Persiflage (›Die ganze Wahrheit‹) hatte er sich zuletzt in seinem Roman ›In der freien Welt‹ (2016) mit dem Nahostkonflikt auseinander gesetzt. Jetzt ist Norbert Gstreins neuer Roman ›Die kommenden Jahre‹ erschienen. Von PETER MOHR
Roman | António Lobo Antunes: Ich gehe wie ein Haus in Flammen António Lobo Antunes ist Mediziner, ein Psychiater, der seine Patienten zu durchschauen sucht. Persönliche Schicksale erklären sich oft durch die Geschichte einer Gesellschaft. Was der Arzt diagnostiziert, verarbeitet der Autor zu verstörenden und zersetzenden Historiengemälden. In ›Ich gehe wie ein Haus in Flammen‹ begegnet die hoffnungslose Sprachlosigkeit einer ganzen Nation der packenden Geschichte von Einzelnen, die immer wieder nur scheitern können. VIOLA STOCKER darf einer Sitzung beiwohnen.
Roman | Deborah Levy: Heiße Milch Um Fragen der Herkunft und Identität, um Verwandtschaft und Fürsorge kreist Deborah Levys neuer Roman ›Heiße Milch‹. Er ist gleichermaßen Psychogramm, Familienaufstellung und moderne griechische Tragödie – auch wenn Köpfe nur symbolisch rollen und Medusenbisse langsam verblassen. Von INGEBORG JAISER
Roman | Volker Heise: Außer Kontrolle Volker Heise (Jahrgang 1961) hat bisher als Dramaturg, Regisseur und Produzent für Fernsehen und Kino gearbeitet. Eines seiner mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Filmprojekte hieß ›24 h Berlin‹ (2009). Mit Hilfe von mehr als 70 Regisseuren dokumentierte Heise damals einen Tag im Leben der deutschen Metropole. Als Romanautor debütierte der 56-Jährige nun mit ›Außer Kontrolle‹, einem die quirlige Atmosphäre der Großstadt Berlin raffiniert einfangenden Buch, das ein halbes Dutzend Menschen auf ihrer immer verzweifelter werdenden Jagd nach dem Glück begleitet. Bis zum bitteren Ende all ihrer Illusionen. Ein Debüt, wie man es nicht oft zu
Roman | Robert Hültner: Lazare und der tote Mann am Strand Robert Hültner ist bei den Lesern in Deutschland vor allem mit seiner siebenbändigen Reihe um den Münchner Inspektor Paul Kajetan (1995-2013) bekannt geworden. Die Romane spielen zwischen den beiden Weltkriegen und verbinden spannende Kriminalfälle mit genau recherchierten historischen Settings. Von DIETMAR JACOBSEN
Roman | Wilhelm Genazino: Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze Wilhelm Genazino, der am 22.01.2018 seinen 75. Geburtstag feierte, spricht im Rückblick über seine Schriftstellerlaufbahn von »einem konventionellen, langsamen bürgerlichen Aufstieg«. 2001 hatte Marcel Reich-Ranicki im Literarischen Quartett des ZDF die Werke des gebürtigen Mannheimes hochgelobt, drei Jahre später gab es den öffentlichen Ritterschlag durch die Verleihung des Georg-Büchner-Preises.Von PETER MOHR
Roman | Sophie Divry: Als der Teufel aus dem Badezimmer kam ›Als der Teufel aus dem Badezimmer kam‹ könnte für den ungewöhnlichsten Romantitel des Jahres nominiert werden. Preiswürdig und herausragend ist die Buchgestaltung ebenso. Denn in Sophie Divrys tragikomischem Prekariats-Roman kämpft eine arbeitslose Journalistin – ganz arme Poetin! – mit kreativen Methoden gegen Hunger, Langeweile und Verzweiflung an. Von INGEBORG JAISER
Roman | John le Carré: Das Vermächtnis der Spione John le Carré, 86-jähriger Altmeister des Spionageromans, hat einen letzten großen Roman über jene Welt geschrieben, der er selbst eine Zeit lang zugehörte: die der Geheimdienste im Kalten Krieg zwischen Ost und West. Und natürlich darf in diesem Buch auch jene Figur nicht fehlen, die bereits in seinem literarischen Debüt, ›Schatten von gestern‹ (1961), auftrat, freilich noch nicht in der exponierten Stellung, die sie später als Meisterspion im Zentrum von acht weiteren Romanen einnahm: George Smiley. Bevor der selbst auf den letzten Seiten des neuen Buches auftritt, wird darin allerdings eine
Roman | Ingo Schulze: Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst Mit ›Neue Leben‹ (2005) hat der in Dresden geborene Ingo Schulze (Jahrgang 1962) vor 12 Jahren den ultimativen Wenderoman geschrieben. Mit dem Nachklapp ›Adam und Evelyn‹ (2008) verabschiedete er sich dann für fast ein Jahrzehnt von der fiktiven Literatur. Nun ist er wieder da – mit einem Schelmenroman, der im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts spielt, durch das er seinen Helden Peter Holtz schickt. Von DIETMAR JACOBSEN

