Roman | Juli Zeh: Unterleuten Sie hätte schon immer einen großen Gesellschaftsroman schreiben wollen, hat Juli Zeh jüngst verlauten lassen. Mit ›Unterleuten‹ hat sie sich diesen Wunsch jetzt erfüllt. Obwohl das Buch in der brandenburgischen Provinz spielt, da, wo sich Fuchs und Hase »Gute Nacht« sagen. Seine Helden sind deshalb auch nicht die Entscheider unser aller Zukunft, sondern die kleinen Leute, die mit dem andernorts Entschiedenen zu leben haben. Von denen aber fährt Zehs Roman eine ganze Palette an unterschiedlichen Charakteren auf – nicht immer vollständig klischeefrei, aber durchaus tauglich, die Widersprüche unserer Zeit und Gesellschaft sichtbar zu machen. Von
Roman │ Heinz Helle: Eigentlich müssten wir tanzen Die Apokalypse, untergebracht im gesellschaftskritischen Surrealismus der Gegenwart: Der 37-Jährige Heinz Helle hat mit seinem zweiten Roman ›Eigentlich müssten wir tanzen‹ ein Werk geliefert, das schockiert mit seiner trockenen Art und Weise, das brilliert mit seiner ausdrucksstarken Kürze und das zum Nachdenken anregt. Zum Nachdenken über die Gesellschaft, über Werte und über eine neue Art der literarischen Endzeitszenarien. Von TOBIAS KISLING
Roman │ Bov Bjerg: Auerhaus Lebensbejahend tödlich, melancholisch fröhlich, bunt trist: Bov Bjerg zeichnet mit ›Auerhaus‹ ein Bild jugendlicher Sehnsucht nach Entfaltung, Freiheit und Anarchie. Die Geschichte über sechs Jugendliche, die gemeinsam unter einem Dach und mit eigenen Regeln leben und dem Ende der Schulzeit und zugleich dem Ende eines Lebensgefühls entgegenschreiten, spricht von Gegensätzen und schafft es, diese in eine träumerisch illusorische Harmonie zu bringen. Von TOBIAS KISLING
Roman | Jo Nesbø: Blood on Snow Ein Serienkiller als gutherziger Taugenichts, der seine Profession mit moralischen Gründen rechtfertigt: Eine solche Figur glaubwürdig darzustellen, ist ein schwieriges Unterfangen. In ›Blood on Snow‹ versucht Jo Nesbø es trotzdem. Herausgekommen ist ein Thriller mit zu hohen Ambitionen – für Krimifans, die hart im Nehmen sind. Von VALERIE HERBERG
Roman | Albert Sánchez Piñol: Der Untergang Barcelonas Der 11. September ist in Katalonien nicht erst seit 2001 ein Gedenktag. Fast dreihundert Jahre vor den fürchterlichen Anschlägen in den USA erlebten die Katalanen ihr 9/11, nämlich den Untergang Barcelonas als Folge des blutigen Spanischen Erbfolgekriegs im Jahr 1714. PETER MOHR hat den Roman ›Der Untergang Barcelonas‹ von Albert Sánchez Piñol gelesen.
Roman | Peter Stamm: Weit übers Land Heute noch ein intaktes Familienleben mit geerbtem Häuschen in der Schweiz und Sommerurlaub in Spanien – doch am nächsten Tag schon der Bruch. Der Ehemann und Vater Thomas verschwindet spurlos und ohne Grund. Peter Stamms neuer Roman Weit übers Land beginnt vermeintlich harmlos und wirft doch die ganz existentiellen Fragen auf, zeigt die Ungewissheiten des Lebens und der Liebe. Von INGEBORG JAISER
Roman | Reinhard Jirgl: Oben das Feuer, unten der Berg Reinhard Jirgl, Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 2010 und damals wegen seines avantgardistischen Schreibgestus‘ gerühmt, hat einen gewaltigen Erzählbrocken vorgelegt. Ein Buch, das nicht gelesen, sondern dechiffriert werden muss. Oben das Feuer, unten der Berg – gelesen von PETER MOHR
Krimi | Qiu Xiaolong: Schakale in Shanghai Oberinspektor Chen Cao ist wieder da. Wenn auch nicht ganz. Denn der in seiner Freizeit als Dichter und Übersetzer tätige Mann ist von seinem Posten bei der Shanghaier Polizei entfernt worden. Plötzlich sieht er sich als Direktor an der Spitze eines Komitees für Rechtsreformen. Und weiß nicht, wem er diesen merkwürdigen »Aufstieg« zu verdanken hat, der ihn und die Seinen alsbald ins Fadenkreuz mächtiger Männer ohne jeden Skrupel befördert. Schakale in Shanghai heißt das neue Buch von Qiu Xiaolong. Eine Rezension von DIETMAR JACOBSEN
Roman | Norbert Gstrein: In der freien Welt »Der Tod meines Freundes John in San Francisco ist mir mit wochenlanger Verspätung bekannt geworden, aber die genauen Umstände liegen immer noch im Dunkeln«, lautet der Spannung verheißende Eröffnungssatz im neuen Roman ›In der freien Welt‹ von Norbert Gstrein. Von PETER MOHR
Roman | Jan Böttcher: Y Der Buchstabe »Y« hat die Form eines Baumes oder einer Weggabelung. Jan Böttcher wagt in seinem neuen Roman Y ein Experiment: Zwei ganz unterschiedliche Menschen begegnen sich, finden kurzzeitig zueinander, um danach wieder getrennte Wege zu gehen. Jan Böttcher wird zum Wanderer zwischen zwei Extremwelten und erzählt eine große europäische Geschichte. Von HUBERT HOLZMANN