Sachbuch | Oliver Lubrich (Hg.): John F. Kennedy – Unter Deutschen Vor fünfzig Jahren, im Juni 1963 besuchte US-Präsident John F. Kennedy die Bundesrepublik. Von diesem Besuch ist der Abstecher nach Berlin die denkwürdigste Episode geblieben. Die Reise war der letzte Besuch Kennedys in Deutschland, denn schon im November des selben Jahres wurde er ermordet. Sie war aber keineswegs sein erster Aufenthalt bei uns. Als junger Mann war Kennedy nicht weniger als drei Mal in Deutschland gewesen. Oliver Lubrich hat jetzt die Selbstzeugnisse Kennedys von seinen Reisen 1937, 1939 und 1945 unter dem Titel John F. Kennedy – Unter Deutschen zusammengestellt. Von
Sachbuch | Ilan Pappe, Jamil Hilal (Hrsg.): Zu beiden Seiten der Mauer 1997 gründeten palästinensische und israelische Historiker und Sozialwissenschaftler die Arbeitsgruppe PALISAD (Palestinian and Israeli Academicians in Dialogue). Auslöser war das faktische Ende des Friedensprozesses nach dem Mord am israelischen Regierungschef Rabin. Die Wissenschaftler hatten eines erkannt: um langfristig zu Frieden und Verständigung zu kommen, muss zuerst eine realistische, entideologisierte Sicht der gemeinsamen Vergangenheit gefunden werden. Das Ergebnis haben Ilan Pappe und Jamil Hilal unter dem Titel Zu beiden Seiten der Mauer zusammengetragen. Von PETER BLASTENBREI
Gesellschaft | Fritz Edlinger / Tyma Kraitt (Hg.): Syrien Der Arabische Frühling 2011 brachte Ländern wie Tunesien und Ägypten nach jahrzehntelanger Stagnation wenigstens eine begrenzte Demokratisierung. Doch bei den Nachbarn sieht die Bilanz oft ganz anders aus. In Syrien haben sich hoffnungsvolle Ansätze mittlerweile in einen blutigen Alptraum verwandelt. Der Sammelband Syrien, den Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für Österreich-Arabische Beziehungen, mit der aus dem Irak stammenden Journalistin Tyma Kraitt herausgegeben hat, will zeigen, warum. Von PETER BLASTENBREI
Gesellschaft | Michael J. Sandel: Was man für Geld nicht kaufen kann. Die moralischen Grenzen des Marktes Schulen zahlen Schüler fürs Lernen, Krankenversicherungen die Versicherten fürs Abnehmen und Strafgefangene für eine bessere Zelle, Firmen zahlen für Werbetätowierungen auf der rasierten Kopfhaut und Jagdbesessene für den Abschuss eines Tiers von der Roten Liste. Alles ist käuflich geworden, so scheint es. Tatsächlich aber doch noch nicht alles, und diese Restbestände interessieren Michael J. Sandel in Was man für Geld nicht kaufen kann ganz besonders. Von PETER BLASTENBREI
Gesellschaft | Shlomo Sand: Die Erfindung des Landes Israel. Mythos und Wahrheit Der Titel des Buches wird manchen Leser, manche Leserin irritieren. Kann man ein Land erfinden? Noch dazu eines, von dem doch anscheinend alle wissen, wo es liegt und wie es aussieht? Shlomo Sand, Historiker an der Universität Tel Aviv und bekannt für seine umstrittenen Themen, zeigt in Die Erfindung des Landes Israel, dass es hier einiges zurecht zu rücken gilt. Und dass dieses Land wirklich erfunden wurde – zum Schaden für alle Beteiligten. Von PETER BLASTENBREI
Comic | David Schraven (Text), Vincent Burmeister (Zeichnungen): Kriegszeiten Mit Kriegszeiten legt das Comic-Duo Schraven und Burmeister eine »grafische Reportage über Soldaten, Politiker und Opfer in Afghanistan« vor. BORIS KUNZ musste sich bei der Lektüre zunächst die Frage stellen, ob dabei eigentlich sonderlich viel rumkommt.
Menschen | Clemens Peck: Im Labor der Utopie. Theodor Herzl und das »Altneuland«-Projekt Wien um 1900 hat man nicht zu Unrecht ein Experimentierfeld der Moderne genannt. Psychoanalyse und Zwölftonmusik sind hier entstanden, wesentliche Anstöße der neueren deutschen Literatur, der Philosophie, der Architektur und vieles mehr. In der Metropole der späten Habsburgerzeit wurden aber auch politische Konzepte entwickelt, von denen sich einige als höchst problematisch erweisen sollten. Clemens Pecks Im Labor der Utopie analysiert Theodor Herzls wenig beachteten Roman Altneuland und weist ihm einen wichtigen Platz in der Frühgeschichte des Zionismus zu. Von PETER BLASTENBREI
Kulturbuch | Jan Seibert: Die Piratenpartei. Der Beginn einer neuen politischen Ära Schmierig. So fühlt sich Jan Seiberts Buch Die Piratenpartei. Beginn einer neuen politischen Ära von außen an. Der Verlag hat sich entschieden, das Buch mit einem eigenartigen Gummibelag zu überziehen. Die Schmierigkeit setzt sich innen fort. Von JAN FISCHER
Menschen | Liao Yiwu: Die Kugel und das Opium Der Dissident und Lyriker Liao Yiwu klagt die chinesische Regierung an: Selbst der Tod sei verlockender als ein Leben unter der repressiven Folter der KPC. Die erbrachten Opfer der Studentenbewegung im Jahr 1989, insbesondere des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens dürften nicht in Vergessenheit geraten. Als Beweislage bringt Yiwu Die Kugel und das Opium hervor, in denen Augenzeugen und Beteiligte der Demonstrationen über ihre anschließenden Qualen berichten. Ein erschreckendes Gesellschaftsbild der Volksrepublik gerät ans Tageslicht. Von MARC STROTMANN
Gesellschaft | Doug Saunders: Mythos Überfremdung Als der Rechtsterrorist Breivik zu seinem Todeszug aufbrach, hinterließ er auf dem Computer ein Manifest von nicht weniger als 1518 Seiten. Die norwegische Justiz behandelte Breivik als Einzeltäter. Dieser Text zeigt aber, dass er sich selbst als Glied einer internationalen Front verstand, für die längst unumstößliche Glaubenstatsache geworden ist, was der kanadische Publizist und Migrationsforscher Doug Saunders den Mythos Überfremdung nennt. Von PETER BLASTENBREI