TITEL-Textfeld | Heiner Egge: Zwei Flugzeuge Sie schreiben eine Kreuzung in den sehr blauen Himmel. Ich sitze genau darunter. Ich habe so etwas schon tausendmal gesehen. Aber diesmal passiert es. Zuerst ist der Lichtfunke zu sehen, dann, mit der entsprechenden Verzögerung, der Knall zu hören. Zu spät, verflogen. Kein Manöver des letzten Augenblicks mehr. Wer trägt die Schuld?
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Konflikt Er solle die Finger vom Ausguck lassen, herrschte Pirelli McCrockeye an, weil dieser dem Ausguck erneut Nichtstun vorgeworfen hatte, ein Faulpelz sei der, und sich über das, wie er es nannte, Herumgehüpfe beklagte, der Ausguck werde sich dabei den Hals brechen. Auch Thimbleman war nicht ungeschoren geblieben, mit dem Schwimmen im Meer setze er leichtfertig sein Leben aufs Spiel, er trage schließlich eine Verantwortung gegenüber der Mannschaft, und erzürnt hieb Crockeye mit der Faust auf die Reling.
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Homo sapiens Weshalb es ihnen anders ergehen solle als den übrigen Lebewesen, sagte Gramner, sei nicht einzusehen. Die Männer saßen um ein Lagerfeuer am Strand, die Nacht brach an, alles war gut, der Ausguck schlug ein Rad, Thimbleman kam zurück aus dem Wasser. Sie werden ein Opfer der Flammen?
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Klimawandel Sie zählten die Tage nicht, nein, über Zeit verfügten sie im Übermaß, sie hatten alle Zeit der Welt, sie ging ihnen nicht aus, welchen Grund hätten sie also, Tage zu zählen, nichts und niemand saß ihnen im Nacken, Wal war in der Ojo de Liebre reichlich unterwegs, die Saison hielt an bis in den Sommer, vor allem die Jüngsten genossen die Fangpause, war es nun der fünfte Tag oder der sechste, wer zählte denn Tage, die Pause kam ihnen längst wie eine Ewigkeit vor. Der Ausguck schlug Salto, Thimbleman ging schwimmen.
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Im Übergang Der lineare Aufstieg ist ein Trugbild. Wovon redet er, fragte Mahorner, Gramner sucht ein Sinnbild, das die Geschichte des Menschen widerspiegelt, sagte Pirelli. Rostock lachte. Der Mensch tritt auf der Stelle? Wenn es bloß so wäre, erwiderte Gramner.
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Marshall-Inseln Homo sapiens. Wer ließ sich das einfallen. Ein Wissenschaftler, Susanne. Klar. Du kriegst das heulende Elend. Sie sind außerstande, sich wohnlich einzurichten, sind unfähig, sich zu integrieren, und nicht nur das, sondern sie zerstören, wo immer sie sich aufhalten, sei es in der Anatomie zu Zeiten der Anfänge der Medizin, sei es mit der Spaltung des Atoms in der zeitgenössischen Physik. Die Lunte brennt, der große Knall ist absehbar. Susanne, du lachst?
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Waldbrände Buschfeuer Die Buschfeuer in New South Wales sind mittlerweile keine Neuigkeit, ihr Sensationswert hat sich abgenutzt, der Qualm breitet sich über Sydney aus, auch das nichts Neues, während die regionalen Sender ununterbrochen ihre dramatischen Bilder verbreiten, du siehst gewaltig aufflackernde Feuersbrünste, wogende Flammenmeere, eben doch nie dagewesene Szenen, sie bilden das Feuer ab, wie auch das Leid nur in Bildern per Video mitgeteilt werden kann.
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Kulturen Die Zivilisation Ägyptens existierte drei Jahrtausende lang. Daran gemessen, sind die drei Jahrhunderte der Industrialisierung eine lächerlich kurze Zeitspanne, ein übler Scherz der Geschichte, ein Possenspiel, ein Hinterhalt. Ein Planet als Köder, Susanne, und sieh nur, wie selbstherrlich der Mensch sich inszeniert.
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Vom Geschick des Bootswächters Das wäre Melken fremd gewesen, diese endlosen flachen Becken im Sand, in denen Wasser verdunstet und sich in großem Maßstab Salz ablagert, ein großzügiges Geschenk der Natur, das der Mensch sich für seine Zwecke nutzbar machte, als Melken längst nicht mehr auf Erden wandelte.
TITEL-Textfeld | Wolf Senff: Lawine Die Sprache verändert sich, sagt Tilman, sicher, einige Worte geraten in Vergessenheit, andere tauchen auf. Nichts Neues, sagt Susanne abschätzig. Sie hat sich eine leichte Erkältung zugezogen und sich einen warmen Schal umgelegt, selbstgestrickt, lindgrün, sie trinkt einen Kamillentee, die beiden geben ein idyllisches Bild ab an diesem trüben Nachmittag. Das ist nicht so einfach, wie man glauben mag, und selbstverständlich ist es schon allemal nicht.