Roman | Günther-Anders: Die molussische Katakombe – Die Kirschenschlacht Günther Anders hätte einer der gefeierten deutschen Dichter und Denker werden können, hätte die Zäsur von 1933 nicht zur Verwandlung allzu vieler Deutscher in Richter und Henker geführt. Bekannt ist der politische und philosophische »Fundamentalpessimist« heute vor allem als früher Technik- und Fernsehkritiker und geistiger Vater der Anti-Atombewegung. Sowie durch seine vorübergehend eheliche, später nie ganz abgerissene intellektuelle Beziehung zu Hannah Arendt. Dass er zuallererst ein glänzender Schriftsteller war, kann man jetzt erleben. Zum 110. Geburtstag am 12. Juli ist sein Roman Die molussische Katakombe endlich komplett erschienen, und dazu hat
Menschen | Friederike Wißmann: Hanns Eisler Friederike Wißmanns ansprechende Biographie des Komponisten Hanns Eisler – von HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Roman | Karl Ove Knausgård: Lieben
›Sterben‹ hieß der erste Band eines sechsteilig geplanten autobiographischen Romanzyklus, den der norwegische Autor Karl Ove Knausgård unter dem Titel ›Mein Kampf‹ zu schreiben begonnen hat. Wegen des an Hitlers Autobiographie erinnernden Titels hat das Roman-Projekt international Aufsehen erregt. Von WOLFRAM SCHÜTTE
Menschen | Dieter Bub: Begegnungen mit Joachim Gauck Begegnungen mit Joachim Gauck – ein Taschenbuch-Schnellschuss von Dieter Bub. Von HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Menschen | Werner Schroeter: Tage im Dämmer, Nächte im Rausch Vor fast zwei Jahren, am 12. April 2010, ist der Film- & Theaterregisseur Werner Schroeter gestorben. Er war gerade 65 Jahre alt geworden. Unter den Regisseuren des »Neuen deutschen Films« war der 1945 in Thüringen geborene, jedoch in Bielefeld, Neapel und Heidelberg aufgewachsene Werner Schroeter der außergewöhnlichste Künstler. Ein kompromissloser Melodramatiker wie kein zweiter, ein Tragiker der Empörung, ein Schmerzensmann der herzzerreißenden Emotion. Von WOLFRAM SCHÜTTE
Sachbuch | Volker Reinhardt: Machiavelli Machiavelli hat einen legendär schlechten Ruf als Propagandist zynischer Machtpolitik – zu Unrecht: Er hatte einfach ihre Mechanismen genau studiert und schonungslos und sarkastisch wie kaum jemand vor und nach ihm beschrieben. Eingebracht hat ihm das vor allem systematisches Missverstehen, üble Polemik und schlimmstenfalls Beifall von der falschen Seite, nämlich unappetitlichen Despoten aller Couleur. Warum man seine Analysen aus der Renaissance-Zeit gerade heute bestens gebrauchen kann, macht eine neue Biographie des Fribourger Historikers Volker Reinhardt klar, Machiavelli oder: Die Kunst der Macht. Von PIEKE BIERMANN
Sachbuch | Heiner Boehncke / Hans Sarkowicz: Grimmelshausen Riecht das zart nach einer Renaissance des größten Romanciers deutscher Zunge? Seit 2005 erscheinen bei Suhrkamp / Insel wohlfeile Taschenbuchausgaben der von Dieter Breuer betreuten Grimmelshausen-Werkausgabe und des Abenteuerlichen Simplicissimus. 2009 bringt Die Andere Bibliothek Reinhard Kaisers vielgepriesene Übertragung ins neuere Deutsch heraus, Ende 2011 folgt ebenda Grimmelshausen. Leben und Schreiben. Vom Musketier zum Weltautor – eine neue, von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz verfasste Biographie. Beide Ausgaben sind preislich zwar noch nicht für ein großes Publikum offen, aber das muss ja nicht so bleiben. Zumal Die Andere Bibliothek Ende 2011 von
Menschen | Mary und Charlie Dickens: Unser Vater Charles Dickens Am 7. Februar 2012 vor 200 Jahren wurde Charles Dickens geboren, als zweites von acht Kindern. Das »Leben im Prekariat« lernt er früh aufs Drastischste kennen, als der Vater kurzfristig im Schuldturm sitzt und der elfjährige Charles in einer Schuhwichsefabrik fürs Familieneinkommen sorgen muss. Die Grenze für Bildung heißt Geld, die Grenze für Liebesglück heißt Klassengesellschaft. Charles Dickens wird diese Erfahrung als Gerichts- und Parlamentsreporter und erst recht als Schriftsteller immer wieder variieren, ob als herzzerreißende Erzählung oder als schneidende Sozialsatire. Wie sie auch in sein eigenes Familienleben einfließt, erzählt
Menschen | Zum Tod des Dramatikers und Staatsmannes Vaclav Havel „Das einzige feste Fundament eines wirklichen und dauerhaften Friedens zwischen den Staaten und Völkern ist der Frieden innerhalb der Staaten und Völker. Dieser Frieden ist aber undenkbar ohne Respekt vor den menschlichen Freiheiten und den menschlichen Rechten“, bekannte Vaclav Havel im Oktober 1989. Havel wusste genau, wovon er sprach. Die tschechischen Behörden hatten ihm wenige Tage vorher die Ausreise nach Frankfurt zur Entgegennahme des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels verwehrt. Von PETER MOHR
Menschen | Hans Neuenfels: Das Bastardbuch Künstler sind immer besonders, aber Hans Neuenfels ist – ohne Zweifel – besonders besonders. Als Schauspiel- und Opernregisseur polarisierte der heute Siebzigjährige Publikum und Fachwelt. Indem er seinen Lebenserinnerungen den Titel Bastardbuch gab, verlieh er sich das Prädikat eines Nichtangepassten, eines Unzugehörigen, gar eines Ungehörigen, gleich selbst. Sicher ist auch ein wenig Theaterpose dabei. Doch hinter der Selbststilisierung steckt der unerbittliche Ernst einer beispiellosen Kunstbesessenheit. Eine (existentialistische) Haltung, die das Leben prägt. Ein »gefährliches« Leben jedenfalls, nach der Formel Nietzsches. Da kann der Anschein bürgerlicher Geordnetheit täuschen. Von HANS-KLAUS JUNGHEINRICH