Menschen | Zum Tod der Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison »Die Sehnsucht nach einem Zuhause existiert zwar nach wie vor, aber es handelt sich dabei lediglich um eine Illusion. Und natürlich gibt es in Amerika nicht eben wenige, die ihr ganzes Leben auf diese trügerische Sehnsucht bauen, die niemals Realität werden kann«, hatte Toni Morrison, Nobelpreisträgerin des Jahres 1993, vor fünf Jahren in einem Interview mit der ›Welt‹ Auskunft über ihr disparates Verhältnis zu ihrem Heimatland gegeben. Sie war umstritten und streitbar, aber nach ihr wurde keinem US-Autor mehr die bedeutendste Auszeichnung der literarischen Welt zuteil. Von PETER MOHR
Film | Black Cinema Das Münchner Filmfest widmete dem afroamerikanischen Black Cinema eine eigene Reihe – von Klassikern der ›L.A. Rebellion‹ bis Arthur Jafa. Sie faszinieren durch ihre rohe Energie und traumwandlerisch-poetische Bilder. Von SABINE MATTHES
Musik | Woodstock-Shortlist 1967 – Summer of Love. 1968 – Flower People. 1969 – Woodstock. Das Folk-, Rock-, Psychedelic-, Blues- und Countryfestival Woodstock, 3 Days of Peace & Music, fand vor 50 Jahren vom 15. bis 17. August 1969 statt – in White Lake in der Nähe der Kleinstadt Bethel des Bundesstaats New York. Auf dem Set waren mindestens 32 Bands und circa 400.000 Zuschauer und dies völlig friedlich im teilweisen Festivalchaos und in einer Zeit gesellschaftlicher Konflikte. Von TINA KAROLINA STAUNER
Roman | Lee Child: Der Einzelgänger Er ist der wohl härteste Held der Thrillerliteratur: Jack Reacher. Ständig on the road mit nicht mehr als einer zusammenklappbaren Zahnbürste, einem zerfledderten Pass und einer selten gebrauchten Geldkarte, sorgt er seit seinem ersten Auftritt in Lee Childs Roman Killing Floor (1997, deutsche Übersetzung 1998 unter dem Titel Größenwahn) dafür, dass die Gerechtigkeit nicht auf der Strecke bleibt im Amerika des 21. Jahrhunderts. Von DIETMAR JACOBSEN
Jugendbuch | Ying Chang Compestine: Revolution ist keine Dinnerparty Die Kulturrevolution in China endetete offiziell im Jahr 1969. Die Säuberungsaktionen gegen Andersdenkende, der Tod von Hunderttausenden, physische und psychische Misshandlungen währten aber bis zum Tod Maos. Was das tatsächlich für eine Familie bedeutet, erfährt man aus der Sicht der neunjährigen Ling. Von ANDREA WANNER
Gesellschaft | Ulrich Teusch: Der Krieg vor dem Krieg Uns wird nach Kräften Honig ums Maul geschmiert, so intensiv, dass wir argwöhnen müssen, sie hätten uns am liebsten mit Honig im Kopf, das vorherrschende Empfinden ist die eigene Ohnmacht. Wirklichkeit ist anders, als sie uns in flimmernd bunten Bildern entgegentritt. Für das zahlende Publikum wird eine flächendeckende Begriffsverwirrung in Szene gesetzt. Von WOLF SENFF
Comic | Max de Radiguès: Bastard Max de Radiguès erzählt in seinem Comic ›Bastard‹ von einem ungewöhnlichen Gangster-Pärchen: Eugene ist ein acht Jahre alter Bub, die junge May ist seine Mutter. Den Kofferraum voller Geld, sind sie auf der Flucht durch die US-Provinz, vor Cops und Komplizen. CHRISTIAN NEUBERT hat auf ihrem Beifahrersitz Platz genommen.
Roman | Tom Franklin: Krumme Type, krumme Type In Chabot/Mississippi ist eigentlich der Hund begraben. Sodass eine Klapperschlange, die jemand in einem Briefkasten deponiert hat, schon fast die größte Bewährungsprobe für den örtlichen Polizisten Silas Jones darstellt. Ansonsten stellt er Strafzettel aus und regelt in Stoßzeiten per Hand den Verkehr vor dem örtlichen Sägewerk. Doch plötzlich ist die 17-jährige Tochter des Sägewerksbesitzers verschwunden und ein Mann, mit dem Silas in seiner Jugend befreundet war, wird in seinem Haus angeschossen. DIETMAR JACOBSEN über Tom Franklins neuen Roman Krumme Type, krumme Type.
Roman | James Rayburn: Fake Unter dem Pseudonym James Rayburn schreibt der erfolgreiche Thrillerautor Roger Smith (geb. 1960 in Johannesburg) seit ein paar Jahren Agentenromane. Fake ist – nach Sie werden dich finden (2016) – der zweite Ausflug des auch hierzulande mit seinen knallharten Büchern über das Postapartheid-Südafrika bekannt gewordenen Autors in jenes Genre, dessen Spannweite sich mit den Namen James Bond und George Smiley ausmessen lässt. Von DIETMAR JACOBSEN
Sachbuch | Robert Fitzthum: China verstehen China bleibt ein Thema, erst recht in dieser Zeit ungewöhnlicher globaler Verschiebungen. Vor uns liegt ein faktenreiches, präzise informierendes Werk, ein Augenöffner, denn klar, China im globalen Kontext verstehen, das möchten wir, das Verhalten der USA scheint leider vorhersehbar. Von WOLF SENFF