Sachbuch | Ernst Paul Dörfler: Nestwärme Nun erreicht ihre Not den Boulevard – die Not unserer Spatzen, unserer Stare, des Rebhuhns etc. Es begann vor Jahren mit dem massiven Auftrag von Unkrautvernichtern auf die Äcker, mit den Monokulturen der industrialisierten Landwirtschaft, die die Nahrungsgrundlagen der Vögel zunichte machten, und niemand trat auf die Bremse. Von WOLF SENFF
Textfeld | Wolf Senff: Rückbau Der Leitgedanke der neuen Zeit, sagt Gramner, werde Rückbau sein, die industrielle Zivilisation sei gescheitert, sagte Thimbleman, definitiv, sagte er, Rückbau werde zum Namen der neuen Epoche, er setzte sich aufrecht. Du warst zu lange im Wasser, entgegnete der Ausguck. Wasserkopf!, spottete er, stand auf, nahm Anlauf und schlug einen Salto. Und überhaupt, rief er: Welche neue Zeit? Das dritte Jahrtausend, sagt Gramner.
Bühne | Die Stadt der Blinden: Deutsches Schauspielhaus Hamburg Die Romanvorlage zeichnet das Szenario einer Seuche, einer gefährlichen plötzlichen Erblindung, die auf Infektion zurückzuführen ist. Für die erblindeten Opfer ist ein separates, umzäuntes Lager eingerichtet, zur Außenwelt besteht Kontaktverbot. Von WOLF SENFF
Textfeld | Wolf Senff: Kyudo-Texte. Eine Affaire der Schülcke Tesch fühlte sich im Dojo an das Museum erinnert, das er mit der Schülcke besucht hatte, auch dieses nach japanischem Vorbild entworfen. Ach! eine ausgefallene Idee, zwei Tage nach Zürich zu reisen.
Textfeld | Wolf Senff: Tambora Nein, nicht ich, sagte der Ausguck, ich war nicht dabei. Thimbleman lachte. Du warst noch gar nicht auf der Welt, stimmt’s? Meine Eltern erzählten davon. Sie sagen, es sei schrecklich gewesen. Ich weiß, Gramner erwähnte den Ausbruch. Das Ende der Welt, sagt Gramner. Der Tambora befindet sich auf Sumbawa, einer Insel des Sundabogens östlich von Java. Weit, weit weg von unserer idyllischen Lagune, sagte der Ausguck Endlos weit. Und dennoch – ein nie dagewesener Ausbruch zu Beginn unseres Jahrhunderts, sagt er, folgenschwer wie der des Krakatau, als schon das Jahrhundert zu Ende ging, Jahrzehnte nach
Textfeld | Wolf Senff: Angeschlagen Das Leben gehe an ihnen vorbei, klagen sie, sagte der Ausguck. Da kannst du von Glück reden, daß du unversehrt bist. Habe ich mich beschwert? Nicht daß ich wüßte. Der Ausguck stand auf und machte einen Handstand, dann lief er zum Wasser.
Textfeld | Wolf Senff: Vom Ausguck Glaubst du denn, was er sagt? Er ist ein schräger Vogel. Ach, Thimbleman, wer wäre kein schräger Vogel auf der ›Boston‹. Sie lachten übermütig. Der Ausguck nahm drei Schritt Anlauf und machte einen Handstand. Hitzefrei!, rief er und setzte sich wieder. Hast du gehört, was er über den Wind sagt? Der Mensch verstehe nichts, sagt er, er sei ein erdverwachsenes Geschöpf, in materiellen Dingen verwurzelt. Seine Füße wandelten auf dem Erdboden, und er erhebe gelegentlich den Blick zum Himmel. Er sättige seinen Durst mit Wasser, er ernähre sich von dem, was die Pflanzen an
Textfeld | Wolf Senff: Episode vom Ausguck Das Land zeigte sich zurückhaltend. Das Wasser warf keine Dünung. Sie rechneten nicht mit Gefahren wie auf dem offenen Meer. Thimbleman und der Ausguck waren an einem dieser ereignislosen Nachmittage tiefer in die Lagune gesegelt, ein Ausflug, sie hatten sich von Fischbein Angeln gefertigt, die beiden jungen Kerle, der eine vierzehn, der andere siebzehn, und kamen prächtig miteinander aus. Bei diesem herrlichen Wetter!, rief Thimbleman. Vorsichtig!, warnte der Ausguck.
Gesellschaft | Bonaventura de Sousa Santos: Epistemologien des Südens Der vorliegende Band diskutiert und präzisiert zentrale Themen der Weltsozialforen, einer seit 2001 jährlichen Veranstaltung internationaler Globalisierungskritiker, die sich als Alternative zu den Gipfeln der Welthandelsorganisation WTO und den jährlichen Zusammenkünften des Davoser Weltwirtschaftsforums und den G20-Gipfeln versteht. Von WOLF SENFF
Gesellschaft | H.Flassbeck, P.Steinhardt: Gescheiterte Globalisierung Nach einer Einleitung, die kluge Fragen stellt und den Problemhorizont ausrollt, wird unmissverständlich Stellung bezogen, und das ist äußerst wohltuend. Bei der Gemengelage, die ökonomisch unters Volk gebracht wird, ist es erleichternd, wenn reiner Tisch gemacht wird. Von WOLF SENFF

