Krimi | Dominique Manotti: Ausbruch Es hat nicht lange gedauert, bis sich Dominique Manotti, die erst mit 50 Jahren anfing zu schreiben, zu einer der wichtigsten europäischen Crimeladies gemausert hat. Die studierte Wirtschaftshistorikerin und ehemalige Gewerkschaftsaktivistin durchleuchtet in ihren Romanen die Chefetagen der großen Konzerne, deckt die Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft auf und nimmt ihren Lesern sämtliche romantischen Illusionen, es könnte da, wo der Profit im Mittelpunkt steht, auch menschlich zugehen. In Ausbruch nun wirft sie einen Blick zurück auf jene Jahre, in denen die europäische Linke sich radikalisierte, und fragt, was von jener »bleiernen Zeit« bleibt. Von DIETMAR
TATORT 912 Alle meine Jungs (RB), 18. Mai In Bremen sucht man den Clanstrukturen auf den Grund zu kommen, das ist verdienstvoll, vor Kurzem hatten wir einen türkischen Familienclan, diesmal, jenseits allen Rassismusverdachts, ist’s eine Abteilung bei den Müllfahrern. Einer wie der andere sind sie Ex-Knackis, alle wohnen in derselben Straße, welch ein Zufall, eine nachbarschaftliche Gemeinschaft gewissermaßen, wie schön, da hat man, klar, gemeinsame Interessen, das schweißt zusammen und niemand wird alleingelassen. Von WOLF SENFF (Foto WDR/J.Landsberg)
Film | Im TV: TATORT – Ohnmacht, 11. Mai Die ersten sieben Minuten von ›Ohnmacht‹ sollte man sich wie oft ansehen? Sieben Mal? Genau, nur diese sieben Minuten. Sieben Mal. Tödlich. Allein die kalte U-Bahnhof-Szene sehen, meine Güte, allein die teilnahmslosen Leute, so kalt, so abgewandt, so apathisch, so Leben auf Sparflamme. Sie schauen gar nicht hin, während neben ihnen einer erbärmlich zusammengeprügelt wird; ist das die Welt, in der wir leben? Gute Frage! Ballauf, der spontan empört ist, der sich einmischt, bekommt ebenfalls aufs Maul. Von WOLF SENFF
Film | Im TV: Tatort – Am Ende des Flurs (BR), 4. Mai Schön, man kann sagen, da zieht ein Täter von Anfang bis Ende sein Ding durch, konsequent, in aller Unschuld, einverstanden, kein Einwand. Wie so oft beginnt das Geschehen vergleichsweise unauffällig. Lisa Brenner, die bis vor anderthalb Jahren ein Verhältnis mit Franz Leitmayr hatte – man weiß davon noch nicht, der Herr Kommissar mag nicht mit der Sprache herausrücken, das wird ihm noch leidtun –, nun stürzt sie aus dem zwölften Stock. Wie sich bald herausstellt, trank sie den Champagner nicht alleine. Von WOLF SENFF
Film | Im TV: TATORT 909 – Kaltstart (NDR), 27. April Eine Vorgruppe tritt auf und stimmt’s Publikum auf den Auftritt vom Dreamteam ein, so nähme der skeptische Blick die ersten Minuten wahr – ach diese Eröffnung hat trotz aller Dramatik etwas Pomadiges, war das wirklich nötig, die Zufälle sind arg durchsichtig drehbuchgesteuert. »Zwei tote Kollegen und der Chef schwer verletzt«, darauf läuft’s hinaus. Von WOLF SENFF
Film | Im TV: TATORT (RB) – Hochzeitsnacht (20.04.2014; Wh. vom 16.09.2012) Das mögen wir. Rainer rockt die Hochzeitsfeier. Aber erst einmal liegt im Herbstlaub eine Leiche engelgleich quer auf dem Bildschirm. Der Vorspann zeigt weitere hübsche Bilder ohne Fehl und Tadel. Sie werden von einfühlsam zarten Tonfolgen untermalt, und über den gesamten Film wird Musik (Stefan Hansen) erfreulich dezent eingesetzt. Der liebliche Vorspann täuscht: Im »Holzkrug« geht die Post ab. Zu »Liebe ohne Leiden« taut endlich sogar Inga Lürsen (Sabine Postel) auf, die mit ihrem Kollegen Stedefreund (Oliver Mommsen) zu den geladenen Gästen gehört. Stimmungsvoll und hanebüchen – so
Film | Im TV: TATORT 908 ›Zwischen zwei Welten‹ (SRF), Ostermontag Das ist mal angenehm, wenn Kinder beim ›TATORT‹ Darsteller sind und Sex keine Rolle spielt. Welch aktive, eigenwillige, hochempfindliche Persönlichkeiten äußern sich in diesen kleinen Menschen. Dass man sich ihnen rücksichtsvoll nähern muss, wird uns in den ersten Minuten überzeugend vorgeführt. Donna Müller ist zu Tode gekommen, sie hinterlässt drei Kinder von drei verschiedenen Männern, wir sehen uns Verwicklungen ausgesetzt. Von WOLF SENFF
Film | Im TV. Tatort – 907 Der Hammer (WDR), 13. April Wir beneiden den Busfahrer um seine Blitzreaktion, absolut, wir fühlen Schmerz mit einem Obdachlosen, sind angefressen von einem 1,6‰-Jugendlichen im 3er-BMW – was so ein Sturz vom Dachgeschoss alles auslöst. Nein, menschenfreundlich geht’s nicht zu, davon kann keine Rede sein. Ein Bauunternehmer wird in seinem Büro mit Säure attackiert, mit einem Hammer erschlagen und durchs Fenster gestürzt, da ist wohl jemand außer Rand und Band und leistet ganze Arbeit. Von WOLF SENFF
Roman | Qiu Xiaolong: 99 Särge In seinem siebten Fall 99 Särge verschlägt es Oberinspektor Chen Cao aus Shanghai unter die Netzbürger. An dem dubiosen Selbstmord des Direktors der Wohnungsbaubehörde der Millionenstadt sollen Aktivisten im Internet nicht unschuldig sein. Als dann auch noch ein mit dem Fall befasster Polizist am helllichten Tag überfahren wird, beginnt Chen Nachforschungen anzustellen, ohne dazu legitimiert zu sein. Von DIETMAR JACOBSEN
Film | Im TV: Polizeiruf 110 – Käfer und Prinzessin (RBB), 6. April Das Landleben ist auch nicht mehr, wie’s mal war. Ort der Handlung: Ein Öko-Bauernhof, bewirtschaftet von einer Landkommune. Wie rücksichtsvoll, dass die Leiche in der Jauchegrube des Nachbarhofs auftaucht. »Ach du lieber Himmel. Ist ja furchtbar«, sagt Horst Krause (Horst Krause) beim Anblick der Leiche. Er hat ja völlig recht. Lange Zeit ist nicht geklärt, ob es sich um einen Mord oder um fahrlässige Tötung handelt, doch Olga Lenski (Maria Simon) und Horst Krause ermitteln in alle Richtungen, das ist tröstlich. Von WOLF SENFF