Roman | Scott Thornley: Der gute Cop
Detective Superintendent Iain MacNeice genießt den Ruf, der beste Cop der Mordkommission von Dundurn zu sein. Der Witwer und passionierte Grappa-Trinker ist einfühlsam, unkonventionell in der Wahl seiner Methoden und immer ein kleines Stückchen schneller als seine Mitarbeiter, wenn es gilt, Schlüsse zu ziehen. Als zwei rivalisierende Biker-Gangs einen blutigen Krieg anfangen, sechs Leichen aus dem Hafenbecken der fiktiven, am Ontariosee gelegenen kanadischen Stadt geborgen werden und obendrein ein perverser Frauenmörder damit beginnt, die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken zu versetzen, ist das aber auch für MacNeice fast zu viel. Doch zum Glück muss er ja nicht allein gegen das Verbrechen antreten. Von DIETMAR JACOBSEN
Roman | Lee Child: Der Bluthund
Wenn auf einen Verlass ist, dann auf Jack Reacher. Auch als der im Schaufenster eines Pfandleihers in einer kleinen Stadt in Wisconsin – wie fast immer hat es Lee Childs Held zufällig in diese Gegend verschlagen – auf einen Abschlussring der Militärakademie West Point stößt, interessiert er sich sofort für das Schicksal der Frau, der das auffällig kleine Stück offensichtlich einst gehörte. Auf mehr als die eingravierten Initialen S.R.S. und das Jahr 2005 stößt er allerdings zunächst nicht. Aber weder der Pfandleiher noch die Person, von welcher der den Ring bekommen haben will, kommen Reacher sonderlich koscher vor. Und so nimmt das 22. Abenteuer des Mannes ohne festen Wohnsitz in einer Pfandleihe seinen Anfang. Von DIETMAR JACOBSEN
Comic | Die Ratten im Mäuseberg
Nach einem 1955 erstmals erschienenen Krimi des Schriftstellers Léo Malet haben der Zeichner François Ravard und der Szenarist Emmanuel Moynot den Comic ›Die Ratten im Mäuseberg‹ aus der Reihe um den Privatdetektiv Nestor Burma als Comic umgesetzt. Heraus kommt der neunte Fall des Schnüfflers Burma, der nun bei Schreiber & Leser in deutscher Übersetzung vorliegt – ein kurzweiliger und unterhaltsamer Band mit überaus überraschendem Ende. Von FLORIAN BIRNMEYER
Roman | Axel Simon: Eisenblut
Historische Kriminalromane zählen in letzter Zeit zu den auffälligsten Erscheinungen auf dem deutschsprachigen Thrillermarkt. Volker Kutscher, Susanne Goga, Kerstin Ehmer, Alex Beer, Angelika Felenda und neuerdings auch Dirk Kurbjuweit – sie alle haben sich die Goldenen Zwanziger als Hintergrund für ihre Romane ausgesucht. Nun geht Axel Simon noch ein paar Jahrzehnte weiter zurück. Eisenblut spielt im Dreikaiserjahr 1888 in Berlin. Und obwohl es bis zum nächsten großen europäischen Konflikt noch ein gutes Vierteljahrhundert hin ist, stößt der aus einer ostpreußischen Grundbesitzerfamilie stammende Gabriel Landow, der eine kleine Detektivagentur in Berlin betreibt, bei seinen Recherchen in drei Mordfällen auf eine Verschwörung jener Kräfte, für die Krieg selbst dann noch ein höchst profitables Geschäft darstellt, wenn man sich gerade mitten im Frieden befindet. Von DIETMAR JACOBSEN
Roman | Sara Paretsky: Altlasten
V.I. Warshawski heißt die Detektivin, die die US-amerikanische Autorin Sara Paretsky seit 1983 in bisher 19 Romanen auftreten ließ. Altlasten ist ihr 18. Abenteuer. Diesmal zieht es die Großstädterin in die Provinz des Mittleren Westens. Von DIETMAR JACOBSEN
»In Hannover an der Leine,/ Rote Reihe Nummer 8,/ wohnt der Massenmörder Haarmann,/ der schon manchen umgebracht«, heißt es in einem populären Schauerlied aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es bezieht sich auf den bekanntesten Serienmörder Deutschlands: Fritz Haarmann. 1879 in der Stadt geboren, in der er 1923/1924 mindestens 24 Morde beging, verurteilte ihn, nachdem man seiner habhaft geworden war, ein Schwurgericht im Dezember 1924 zum Tode. Das Urteil wurde im April des darauffolgenden Jahres vollstreckt. In der Kunst (Literatur, Film, Bildende Kunst, Musik) lebt Haarmann freilich bis heute weiter. Nun hat der gelernte Journalist Dirk Kurbjuweit einen Roman über den »Werwolf von Hannover« geschrieben. Und es gelingt ihm auf faszinierende Weise, den Mörder Haarmann und die mörderische Zeit, in der er lebte, als zwei Seiten einer Medaille darzustellen. Von DIERMAR JACOBSEN
Roman | Horst Eckert: Im Namen der Lüge
Den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih kennen die Leser hierzulande bereits aus drei Romanen Horst Eckerts. Nun, in Im Namen der Lüge, tritt mit Melia Khalid eine junge Frau an dessen Seite, die mit ihrem Team für den Staatsschutz in NRW die linke Szene beobachtet. Als ein scheinbar von der RAF lanciertes Papier darauf hindeutet, dass in naher Zukunft mit Anschlägen einer neuen linksautonomen Stadtguerilla zu rechnen ist, wird Melia aktiv. Aber übersieht sie dabei nicht, dass die Gefahr, die vom anderen Rand des politischen Spektrums ausgeht, noch viel größer ist? Und kann sie sich mit dem Mordermittler Veih zusammentun, obwohl es am Anfang zwischen ihnen alles andere als reibungslos zu laufen scheint und der Mann, was den Inlandsgeheimdienst betrifft, seit seinem letzten Fall mit dem Jenaer NSU-Trio ein gebranntes Kind ist? Von DIETMAR JACOBSEN
Roman | Davide Longo: Die jungen Bestien
Davide Longo lässt in seinem neuen Roman ›Die jungen Bestien‹ Vincenzo Arcadipane in der Gegenwart und in der Vergangenheit ermitteln. Dabei gerät er natürlich immer wieder zwischen die Stühle und fast auch unter die Räder. Von GEORG PATZER
Roman | Donna Leon: Geheime Quellen
Der neunundzwanzigste Fall ist es bereits und irgendwie lässt sich die Jahreszeit am Erscheinen jedes neuen Brunetti-Krimis verlässlich ablesen. Schon wieder ist es Sommer, Zeit für eine Geschichte aus der Lagunenstadt: ein bisschen Verbrechen, ein bisschen Familiengeschichte, Büroklatsch, gewürzt mit unüberhörbarer Kritik an Strukturen der Stadt, dem Massentourismus, der Mafia und dem überall nützlichen Mittel der Beziehungen. Die Welt von Commissario Brunetti, seiner Familie, Vize-Questore Patta und Signorina Elletra. Eine Welt, in der man sich als Leser so richtig zu Hause fühlt, meint BARBARA WEGMANN
Kriminalroman | Gerhard Henschel: Soko Heidefieber
Eines der Bestsellersegmente in der Literaturszene: der Regionalkrimi. Wie am Fließband rausgehauen, und oft so schlecht, dass es einen graust. So ist es wohl Gerhard Henschel gegangen, denn in seinem neuen Roman bringt er sie einfach alle um. Und unterhält mit seinem »Überregionalkrimi« prächtig. Von GEORG PATZER