Kurzprosa | François Loeb: Zeitweichen. Fast-Read-Romane François Loeb ist ein Relikt. Seine Erscheinung erinnert an die eines klassischen Gentleman, nonchalant, gebildet, beredt. Seinen Ruhestand hat sich der weltmännische Unternehmer, Politiker und Autor wohl verdient und darf ihn seinen Lieblingstätigkeiten widmen – ein beneidenswerter Zustand. Es passt zum Image des Bohemien, dass er in einem großen Schweizer Blatt seine Fast-Read-Romane veröffentlichen kann. Die vorliegende Printausgabe widmet er der Zeit. In Zeitweichen begegnet VIOLA STOCKER der Herausforderung, die Zeit nicht unnötig zu vergeuden.
Jugendbuch | Zoran Drvenkar: Licht und Schatten Im Winter 1704 wird ein Mädchen geboren, auf das die Welt gewartet hat. Sie soll das Licht zurückbringen. ANDREA WANNER genoss 570 Seiten Hochspannung.
Kulturbuch | László F. Földényi: Lob der Melancholie
Wenn einer etwas zur Melancholie zu sagen hat, dann ist es der ungarische Geisteswissenschaftler László F. Földényi. In seinem neuesten Essayband versammelt er Gedanken zu melancholisch-metaphysischen Abgründen in Architektur, bildender Kunst und Film. Und überrascht dabei mit seinem Gespür für die Körperlichkeit der Melancholie, die »mehr ist als nur ein Gefühl.« Von JALEH OJAN
Roman | Fernando Aramburu: Langsame Jahre Viele Schriftstellerbiografien könnten auch als reizvoller Romanstoff taugen. So auch die des wichtigsten zeitgenössischen baskischen Schriftstellers Fernando Aramburu, der seit 35 Jahren in Hannover lebt, aber literarisch immer wieder zu seinen Wurzeln ins Baskenland zurück kehrt. Fernando Aramburus Langsame Jahre gelesen von PETER MOHR
Krimi | Frank Goldammer: Roter Rabe In den letzten Kriegsmonaten setzt die Reihe historischer Kriminalromane ein, mit denen sich der Dresdener Autor Frank Goldammer (Jahrgang 1975) seit ein paar Jahren eine große Lesergemeinde geschaffen hat. Max Heller heißt sein Protagonist und die einzelnen Romane verbinden geschickt spannende Kriminalfälle mit deutsch-deutscher Zeitgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Von DIETMAR JACOBSEN
Kinderbuch | Edward van de Vendel: Wir sind Tiger Wenn man sich was einbildet, kann allerlei geschehen. Wenn drei Tiere denken, sie wären Tiger, schon gleich gar. Die Geschichte hat durchaus ihre Abgründe und Wendungen. GEORG PATZER hat sie gefallen
Roman | Antonio Muñoz Molina: Schwindende Schatten Es ist ein beinahe kafkaesker Romananfang. Ein Mann erwacht aus einem Traum, hat sich zwar nicht wie Gregor Samsa in Die Verwandlung in ein Ungeziefer verwandelt, doch er hatte vergessen, »wo ich mich befand, und ich war wie er oder war er, weil mein Traum mehr seiner war als meiner.« PETER MOHR über Antonio Muñoz Molinas opulenten Roman Schwindende Schatten
Jugendbuch | Anne Fleming: Ziegen bringen Glück Angeblich bringt eine Ziege Glück, wenn man sie sieht. Sieben Jahre Glück sogar. Das wäre eine prima Sache, findet Kid. Nur ob tatsächlich eine Bergziege auf dem Dach eines New Yorker Hochhauses lebt? ANDREA WANNER war neugierig.
Roman | Leïla Slimani: All das zu verlieren Die Pariser Journalistin Adèle ist Mitte dreißig und kultiviert ihre Blässe und Ausgezehrtheit als Ausdruck der Selbstdarstellung – doch sie droht, an ihren verborgenen Obsessionen zu zerbrechen. Im Hintergrund lauert stets das Wissen um die Brüchigkeit ihrer Existenz, die vernichtende Angst, All das zu verlieren: Ehe und Mutterschaft, Beruf und Lebensstil. Leïla Slimani entwirft ein zeitgenössisches Sittenbild mit all seinen Rissen und Verwerfungen. Von INGEBORG JAISER
Kinderbuch | C. Saudo, K. d. Giacomo: Ins große Bett? Okay, ins Bett muss man abends. Auch kleine Elefanten. Bleibt die Frage: »In welches Bett?« ANDREA WANNER verfolgte gespannt einem abendlichen Gespräch und seinen nächtlichen Folgen.