Textfeld | Wolf Senff: Kumeyaay In der Stadt herrschen chaotische Zustände, da habe Gramner recht, sagte Pirelli, aber deshalb zu behaupten, die Menschen wüßten nicht miteinander umzugehen, damit gehe er zu weit. Er rede ja nicht über die Gegenwart, widersprach Mahorner, sondern wie sonst auch über die Zukunft. Er mahnt und warnt, sagte Crockeye. Er wolle die Zukunft verändern, sagte Sanctus. Crockeye tippte sich an die Stirn. Der Ausguck lächelte ratlos.
Wolf Senff: Noch von Tambora Das klingt für meine Ohren alles zu kompliziert, sagte der Ausguck und streckte sich lang in den heißen Sand der Ojo de Liebre. Er stöhnte genießerisch. Hier kannst du die Welt vergessen, sagte er. Geh du nur schwimmen!, sagte er. Thimbleman lachte. Wolltest du es nicht lernen? Aus mir wird kein Fisch werden, mein Freund.
Textfeld | Wolf Senff: Gesundheit Die Ärzte jener Moderne, sagt Gramner, würden invasiv operieren, die Schäden, die sie anrichteten, seien beträchtlich. Der Ausguck rieb sich die Augen. Er verstehe nicht ein einziges Wort, sagte er. Gramner erzähle Schauergeschichten aus der Moderne? Auch in jener Moderne werde das vermutlich kaum einer zur Kenntnis nehmen. Doch Gramner solle sich in acht nehmen. Kassandra, sagt man, sei erdolcht worden.
Textfeld | Wolf Senff: Neu und alt Genug!, rief Thimbleman zum Strand hin, wo der Ausguck scheinbar ohne Ende einen Salto nach dem anderen schlug. Pure Lebensfreude, entgegnete der Ausguck, während er gemächlich an seinen Platz zurückkehrte.
Textfeld | Wolf Senff: Mehr von Tambora Weit hergeholt, oder? Daß in Bayern Brotunruhen ausbrechen, weil auf einer Sunda-Insel ein Vulkan ausbricht? Genau. Der Ausguck grub seine Hand in den heißen Sand. Wie gern er tagelang in dieser Lagune ausspannen würde! Die Besatzungen der Schaluppen waren vom letzten Fang noch nicht genesen, das kam ihm zupaß, das Leben kennt Phasen, da geht es großzügig mit uns um.
Textfeld | Wolf Senff: Sut erzählt von Eldin Wir leben in bewegten Zeiten, sagte Sut, da werde es schwierig, die Erinnerung daran zu bewahren, geschweige denn, das Geschehen getreu zu überliefern. Manche unter uns bestünden darauf, daß die Fotografie eine große Hilfe sei, eine sensationelle neue Technologie, sagen sie, die eifrig perfektioniert werde. Sie konserviere, so werde versichert, sagte Sut, die Gegenwart in Bildern, doch das sei falsch, bewahre!, die Fotografie sei eine gefräßige Technologie. Der Mensch verstehe die Welt nicht und müsse argwöhnisch bleiben, absolut.
Textfeld | Wolf Senff: Rückbau Der Leitgedanke der neuen Zeit, sagt Gramner, werde Rückbau sein, die industrielle Zivilisation sei gescheitert, sagte Thimbleman, definitiv, sagte er, Rückbau werde zum Namen der neuen Epoche, er setzte sich aufrecht. Du warst zu lange im Wasser, entgegnete der Ausguck. Wasserkopf!, spottete er, stand auf, nahm Anlauf und schlug einen Salto. Und überhaupt, rief er: Welche neue Zeit? Das dritte Jahrtausend, sagt Gramner.
Textfeld | Julietta Fix: Zwei Gedichte In Güstrow Ich habe deine Kleider mitgenommen das wässrige Öl aus dem Schrank die Puderdose zerbröselte Reste auf den Augen verteilt.
Textfeld | Wolf Senff: Kyudo-Texte. Eine Affaire der Schülcke Tesch fühlte sich im Dojo an das Museum erinnert, das er mit der Schülcke besucht hatte, auch dieses nach japanischem Vorbild entworfen. Ach! eine ausgefallene Idee, zwei Tage nach Zürich zu reisen.
Textfeld | Wolf Senff: Tambora Nein, nicht ich, sagte der Ausguck, ich war nicht dabei. Thimbleman lachte. Du warst noch gar nicht auf der Welt, stimmt’s? Meine Eltern erzählten davon. Sie sagen, es sei schrecklich gewesen. Ich weiß, Gramner erwähnte den Ausbruch. Das Ende der Welt, sagt Gramner. Der Tambora befindet sich auf Sumbawa, einer Insel des Sundabogens östlich von Java. Weit, weit weg von unserer idyllischen Lagune, sagte der Ausguck Endlos weit. Und dennoch – ein nie dagewesener Ausbruch zu Beginn unseres Jahrhunderts, sagt er, folgenschwer wie der des Krakatau, als schon das Jahrhundert zu Ende ging, Jahrzehnte nach