Film | Im Kino: Die Verlegerin Journalisten, die trotz Verbots der Regierung eine Story veröffentlichen wollen, die den US-Präsidenten in Bedrängnis bringen würde – der Film ›Die Verlegerin‹ erzählt eine wahre Geschichte. Steven Spielberg auf dem Regiestuhl, Meryl Streep und Tom Hanks in den Hauptrollen. Das klingt nach großem Kino – und zudem sehr zeitgemäß. »Ist es das auch?«, möchte FELIX TSCHON wissen.
Sachbuch | Gabriele Krone-Schmalz: Eiszeit Im Juni 2016 mahnte der deutsche Außenminister anlässlich eines NATO-Manövers, das an der russischen Westgrenze stattfand, vor »Säbelrasseln und Kriegsgeheul«. Er bezog Prügel von den Leitmedien, und seine NATO-Kollegen zeigten sich irritiert. Von WOLF SENFF
Jugendbuch | Jen White: Als wir fast mutig waren Als älteres Geschwisterkind bekommt man ihn häufig zu hören, den Satz von der Verantwortung für die Kleineren. Erzieherisch ist er nicht falsch. Dennoch sollten Eltern es sich nicht zu leicht machen damit. Zuweilen nämlich nehmen Kinder Verantwortung zu ernst. Dann wird’s gefährlich. Jen White hat eine clevere Geschichte darüber geschrieben. Von MAGALI HEIẞLER
Roman | Irene Dische: Schwarz und Weiß Nur selten ist ein Titel so aussagekräftig wie beim neuen opulenten Epos ›Schwarz und Weiß‹ der überwiegend in Berlin lebenden amerikanischen Schriftstellerin Irene Dische. Sie erzählt in ihrem sechsten Roman von der unkonventionellen Liebesgeschichte zwischen einem ungebildeten, dunkelhäutigen jungen Mann aus Florida und der Tochter einer intellektuellen jüdischen Emigrantenfamilie aus New York. Aufsteigergeschichte, Familienroman und Gesellschaftspanorama hätte es werden können, doch über weite Strecken fühlt man sich in eine rasante Woody Allen-Komödie versetzt. Von PETER MOHR
Jugendbuch | Christopher Ross: Die Farben deines Herzens Eines Tages haben sie ausgedient, das tapfere Schneiderlein und die schöne Prinzessin, Dornröschen, Rapunzel und die kleine Meerjungfrau, sogar die von Disney. Die junge Leserin wünscht sich etwas, das dem wahren Leben näher ist. Aber so richtig echt soll es nicht sein. Liebe muss selbstverständlich vorkommen. Romantik. Spannung. Und ein Schuss Fantastik. Der Markt bietet auch das. Von MAGALI HEIẞLER
Menschen | Zum 80. Geburtstag der Oscar-Preisträgerin Jane Fonda am 21. Dezember Jane Fonda passt in keine Schublade. Sie wollte stets nicht »nur« die Hollywood-Diva sein und eckte oft mit dem Schicki-Micki-Establishment an. Ein Porträt von PETER MOHR
Comic | Daniel Clowes: Patience Mit literarischen Werken zu selbsterfüllenden Prophezeiungen kann man ganze Bibliotheken füllen. Dennoch setzt der amerikanische Zeichner Daniel Clowes noch einen drauf: mit seinem schrillen Graphic Novel ›Patience‹. Jedoch wiederholt er nicht einfach diesen Topos der Weltliteratur, sondern setzt einen eigenen Akzent, mit einer am Ende überraschenden Wende. Damit beinhaltet das Werk so gut wie alles, was das Comic-Herz begehrt: Action, Science-Fiction, Liebe, Horror, Spannung, diverse menschliche Abgründe und die Wiederaufnahme antiker Mythen. PHILIP J. DINGELDEY hat sich Clowes irren Trip auf der Suche nach den Spuren der ewigen Liebe angesehen.
Gesellschaft | William Drozdiak: Der Zerfall. Europas Krisen und das Schicksal des Westens Zerfall. Schön und gut. Wenn allerdings später im Text von einem »ungewissen Ausgang des Streits um den Aufbau des vereinten Europa« die Rede ist, entsteht der Eindruck, dass es William Drozdiak bzw. dem Verlag bei dem Titel darum geht, mit einer kräftigen Prise Alarm eine Menge Staub aufzuwirbeln. Von WOLF SENFF
Roman | Lisa Sandlin: Ein Job für Delpha 14 Jahre hat Delpha Wade im Gefängnis von Gatesville/Texas gesessen. Und während dieser Zeit die Beatles, die Beach-Boys, die Supremes und Gott weiß noch welche Superband der goldenen sechziger Musikjahre verpasst. Nun ist sie wieder draußen und sucht einen Job. Man schreibt das Jahr 1973 und mithilfe ihres eifrigen Bewährungshelfers kommt Delpha in einem eben gegründeten Detektivbüro unter. Klar, dass da die Probleme nicht lange auf sich warten lassen. Von DIETMAR JACOBSEN
Menschen | Gesellschaft | Jürgen Klein: Dialog mit Koeppen Wir erleben Tag für Tag, wie der Alltag durch hoch verdichtete Kommunikation hysterisiert wird und der Aufreger von heute sich anderentags in Beliebigkeit auflöst – da entstehen zurecht Ängste, dass Eckpfeiler unserer kulturellen Tradition über kurz oder lang in dichten Nebeln verschwinden. Von WOLF SENFF